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Briefwechsel und Gespräche

Briefwechsel Christian Worch - Peter Töpfer
(Auch in Buchform erhältlich: eigner verlag)

Teil 5

 

Hamburg, den 9. November 1999

Lieber Peter,

vielen Dank für Deine Karte. Was Kühnen und Fried betrifft, muß ich Dir leider mitteilen, daß mir nichts von Gesprächsaufzeichnungen bekannt ist. Auch Schriftwechsel existiert entweder nicht (mehr) oder ist nicht verfügbar. Tut mir leid, Dir da keine bessere Auskunft erteilen zu können.

Mit besten Grüßen

 

 

Hamburg, den 26. Dezember 1999

Lieber Peter!

Vielen Dank für Deine beiden Briefe vom 3. November.

"Auf Draht" bzw. online sein wird noch ein wenig länger dauern. Ich hatte erwähnt, daß ich das nicht vor dem Jahreswechsel machen wollte. Woraus man herauslesen könnte, daß ich es nicht allzulange nach dem Jahreswechsel tun würde. Indes kann ich Dir im Augenblick noch nicht sagen, ob ich im Frühjahr bzw. Frühsommer noch in Hamburg sein oder möglicherweise in die Kasseler Gegend oder so verzogen sein werde. Und solange das nicht gesichert ist, werde ich mir hier in Hamburg keine dritte Telefon-Leitung legen lassen. (Eine separate Fax-Leitung möchte ich behalten, finde ich einfach praktischer. Sonst kriegt niemand ein Fax zu mir durch, wenn der Computer gerade die Leitung beansprucht. Und ein Computerprogramm zu fahren, das, wenn der Rechner online ist, die gleiche Leitung auch für Fax-Eingänge offenhält, ist für den Anfang vielleicht doch ein wenig schwierig. Daß langfristig die Faxe auch über den Computer laufen sollen, liegt auf der Hand. Dann kann man sie schön auf Normalpapier ausdrucken lassen und kann sie zusätzlich elektronisch archivieren, kann sie e-mailen und was weiß ich nicht alles.) – Außerdem werde ich bis zum April mit den baren Mitteln ein wenig knapper sein als sonst. Ich habe einen ganz günstigen Vertrag über eine meiner Immobilien abgeschlossen, will sagen, habe sie verkauft. Geld fließt aber erst im April, und bis dahin habe ich Mietausfälle. Das amerikanische Prinzip to spend money for earning money. Von daher würde ich auch kleinere Anschaffungen wie ein Modem und die zusätzlichen Kosten für eine dritte Telefonleitung ohnehin noch bis zum April oder Mai zurückstellen.

Mag sein, daß Dir das wieder als der übliche Reationalisierungsversuch eines Neuerungszögerers erscheint. Macht nichts, gut Ding will Weile haben, oder wie war das?! – Ich habe diesbezüglich kein schlechtes Gewissen. Vor ein paar Wochen wollte ich von Klaus Beier, dem Bundespressesprecher der NPD, die reprofähige Vorlage eines Textes haben, den er mir gefaxt hatte und dessen Qualität durch Faxübertragung ziemlich schlecht war. Ich schlug ihm vor, er solle das an das Aktionsbüro e-mailen, da könnte ich es mir nötigenfalls noch am gleichen Abend abholen, wenn es mir wirklich eilig sei. Was ja auf jeden Fall schneller geht, als wenn er Briefpost sendet. – Was erfuhr ich zu meiner Überraschung?! Die angebliche "Speerspitze des nationalen Widerstandes", der organisierte Wille, der Macht ist, verfügt in ihrer Bundesgeschäftsstelle zur Zeit nicht über die Möglichkeiten, eine E-Mail abzusenden... Tja, soll ich da ein schlechtes Gewissen haben, daß ich, der Privatier, noch nicht so weit bin?! Ich habe schließlich keine Organisation zu leiten, die sechstausend Mitglieder hat...

Bezüglich Michael Kühnen (und Cohn-Bendit) eine Korrektur meinerseits: "Abschiebung" war nicht völlig richtig ausgedrückt. Tatsächlich handelte es sich  1984 um eine Auslieferung Kühnens an die BRD, wo es einen Haftbefehl gegen  ihn gab. Der Versuch Kühnens, von Frankreich aus in ein Land seiner Wahl  abgeschoben zu werden, scheiterte. Nicht daran, daß es keines gab, das ihn aufzunehmen bereit gewesen wäre, sondern daran, daß die Franzosen ihn nirgendwohin sonst als nach Deutschland abschieben, sprich in diesem Falle also ausliefern wollten. Technisch gesehen ist das also eine "Abschiebung erster Güte" , wahrend die Abschiebung ohne Haftbefehl im "Empfängerland" bzw. Abschiebung in ein Land der Wahl des Abzuschiebenden dann als "Abschiebung zweiter Güte" angesehen werden kann. Cohn-Bendit hat meines Wissens nie in einem Knast gesessen. Oder wenn, dann wohl höchstens mal nach einer Demo oder so übers Wochenende.

Böse und gut sind Abstrakta ähnlich wie konservativ und progressiv, Ordnung und Chaos und so weiter und so fort. Philosophisch gesehen kann es das absolut Böse und das absolut Gute schwerlich geben. Jeder ist zu etwas nütze, und sei es nur als abschreckendes Beispiel, spotte ich gelegentlich. Tatsächlich aber bedingen solche Begriffspaare einander. Wie sollte es das Gute geben können, wenn es nichts Böses gibt? Die Existenzberechtigung (selbst des absolut Bösen) bestünde also allein schon darin, daß es den Widerpart überhaupt erst möglich und vorstellbar macht.

Aber um auf eine weniger abstrakte Ebene zu kommen: Wir haben es in unserer Welt schwerlich jemals mit wirklichen Simplizitäten zu tun. Dinge sind komplex. Es geht um das mittelalterliche Prinzip der Alchemie: Nicht der eher hilflosen Versuche, neue Substanzen zusammenzukochen und daraus Edelmetall zu machen, sondern um die geistigen Hintergründe. Das Prinzip des solve et coagula, des "löse und binde" und die Bindung des Gelösten auf einer höheren Ebene. Paracelsus Theophrastus von Hohenheim, der nicht nur ein begnadeter Pharmazeut seiner Zeit war, sondern auch Alchemist und "Magier", definierte, daß die Dosis macht, ob ein Stoff Gift ist oder Medizin. (Schlaganfallgefährdete Patienten bekommen zur Blutverdünnung Wafarin, einen Stoff, den man auch als Rattengift kennt. Und eine entsprechend höhere Dosis davon würde nicht nur rattus norvegicus oder rattus rattus töten – die Wander- oder die Hausratte – , sondern auch homo sapiens, unsere Spezies.) – Diese Definition aufgreifend, könnte man sagen, die Mischung macht, ob eine Sache der Mehrheit gut oder böse erscheint. Wobei natürlich gesagt werden muß, daß das von der gerade akuten Mehrheit abhängig ist. Vor sechzig Jahren oder in sechzig Jahren können solche Dinge ganz anders aussehen.

Beaudelaire (nicht Rimbaud) hat in den Blumen des Bösen Dinge geschrieben, die der Mehrheit seiner Zeitgenossen abgrundtief böse erschienen sind. Inzwischen ist die christliche Prägung unserer Gesellschaft deutlich geringer als zu seiner Zeit (vor gut über hundert Jahren), und was damals abgrundtief böse erschien, erscheint heute allenfalls als mit dem Bösen kokettierend. Zumal man gerade bei der Aufarbeitung der christlichen (kirchlich-christlichen) Geschichte immer wieder auf das Prinzip des Bösen im Guten stößt... – Wir sind ja nicht nur in einem politischen Umbruch, sondern auch in einem religiösen. Noch ist das Christentum in der BRD quasi-Staatsreligion. (Anders kann man es wohl nicht nennen, wenn der Staat die Kirchensteuer einzieht. Auch wenn das eine theoretisch freiwillige Steuer ist.) Das wird weiter nachlassen. Mir erscheint es zweifelhaft, daß sich statt des Christentums eine allgemein verbreitete Religion in Deutschland so durchsetzt, wie das Christentum sich für tausend Jahre oder mehr etabliert hat. Ich gehe eher davon aus, daß aus der bisherigen religiösen Monokultur in Deutschland eine Polykultur wird, wobei die Summe des Einflusses der verschiedenen Religionen eher geringer sein wird als früher der singuläre Einfluß des Christentums. – Nicht umsonst gibt es kulturelle, semi-kulturelle und zugleich semi-religöse Trends, die sich dem zuwenden, was über Jahrhunderte hinweg verteufelt war. Bis hin zum Satanismus. Nicht, daß für mich jeder Gruftie ein Anhänger des Satanismus wäre. Aber aus dogmatischer christlicher Sicht dürfte er das wohl so sein. Aus dogmatischer christlicher Sicht wäre ich ein Schwarzmagier, und wegen dem, was ich tue, hätte ich noch vor drei-, vierhundert Jahren auf dem Scheiterhaufen landen können.

Das ist nicht das Spiel mit dem Bösen. Das ist der Umstand, daß ich mir nicht von einer Mehrheit vorschreiben lasse, was ich als gut oder als böse anzusehen habe.

„Ausländerfeindlichkeit" ist einfach als Schlagwort eingesetzt worden, zwecks der Simplifizierung. Oder, richtiger gesagt, zwecks der Diskriminierung einer politischen Strömung. Das ist genau so logisch, wie wenn ich sagen würde: Jeder Handtaschenräuber ist ein Kommunist, weil er das Grundrecht auf Eigentum nicht achtet. Ergo habe ich plötzlich hunderttausende von straffällig gewordenen "Kommunisten" in der BRD, ergo ist jeder Kommunist für mich ein potentieller Straftäter, ergo kann ich mittels der Massenmedien verkaufen und mittels des Bürokratenapparates durchsetzen, daß auch der politische Ausdruck des Kommunismus bestenfalls heftig behindert, schlimmstenfalls völlig verboten wird. Einfache Kiste. So einfach, daß die meisten Leute gar nicht darauf kommen, daß es eine Kiste ist...

Wenn der Mensch biologisch nicht für die Zivilisation geschaffen wäre, warum ist dann eine entstanden?! Oder, anders ausgedrückt: Wer von uns würde denn außerhalb der Zivilisation überleben? Und wenn, wie lange und mit welcher Lebens“qualität“?

Die tatsächlich realisierbare Lösung des Drogenproblems kannst Du auf einer Anti-Drogen-Demo natürlich nicht erzählen. Massenprozesse werden mit einfachen Gedanken in Bewegung gesetzt und in Bewegung gehalten. Tatsächlich trifft den Süchtigen auf einer gewissen Ebene ebenso eine Mitschuld wie den Dealer. Und beide wiederum werden auf einer gewissen Ebene und bis zu einem gewissen Maße von der gesellschaftlichen Umwelt zu dem determiniert, was sie tun. Lebten wir nicht in einer relativ sinnentleerten Welt, wäre die Versuchung für labile Charaktere, diese aus der äußeren Leere entstehende innere Leere mit illegalen Substanzen zu füllen, deutlich geringer. Gäbe es keine Süchtigen, gäbe es keine Dealer. – Umgekehrt ist die Folgerung, gäbe es kein Dealer, gäbe es keine Süchtigen, auch nicht völlig richtig. Wo eine Nachfrage ist, wo riesige Handelsspannen möglich sind, entsteht immer ein Markt. Die rigide Unterdrückung des Dealerwesens führt nicht zu einer umgehenden Ent-Süchtigung der Gesellschaft. Sie mindert die Gefahr, daß noch mehr Menschen süchtig werden, und sie mindert für erfolgreich entzogene Süchtige die Rückfallgefahr. Eine vollständige Minimierung dieser Gefahren, also eine Reduzierung auf null, wird nicht möglich sein. Erfahrungen aus den USA der Prohibitionszeit zeigen das hinreichend deutlich.

In Sachen Fried/Kühnen erwähnte ich, glaube ich schon, daß ich leider kein Material habe und auch nicht wüßte, wer welches haben könnte oder wo welches beschaffbar sein könnte.

Mit besten Grüßen

und allen guten Wünschen für ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Neues Jahr

 

 

3.1.00

Hallo Christian, ich bin’s gleich noch mal, weil ich noch mal auf die fried/kühnen-sache zurückkommen, dich noch mal fragen wollte, von wem denn nun der stress man ist [??], und ich grade bei der durchsicht alter gedichte auf eines gestoßen bin, wo ich an dich denken mußte:

geliebte gerechtigkeit

göttin gerechtigkeit du glänzt
draußen in der abwesenheit hinter dem all
versteckt vor den menschen
die jetzt stärker sind als ihr götter
geliebte göttin die du bist in den himmeln
und nicht auf erden
deine propheten allein und verfolgt
du bist in meinen tränen
machtlos und belacht
wann fährst du nieder wohin du gehörst
zu uns und übst mitleid und vergebung
mit deinen peinigern
die dich verbannt
deine sonne ausgeschlagen
und lehrst sie deine süße zu lieben
deine herrlichkeit zu genießen
dankbar deine allmacht zu preisen
sich rühren zu lassen
von deiner güte

Sei also mal so lieb und sag mir, ob du mir in der fried/kühnen-sache helfen kannst. Ich bin an allen dokumenten der kommunikation dieser beiden interessiert und möchte dich auch fragen, ob du etwas über die rechte weißt, ob ich das ggf. auch auf meine internetz-seiten platzieren kann.

Nochmals gruß

 

 

8.1.00 

Lieber Christian,

vielen Dank für Deinen Brief vom 26.12.99.

Ich hab schön gelacht über den „organisierten Willen, der Macht ist“ (und keine E-Briefe abschicken kann)!

Ich will heute nicht lange filosofieren, aber kurz: „Wie sollte es das Gute geben können, wenn es nichts Böses gibt?“, fragst Du. Ich kenne natürlich diese Überlegungen, Licht & Schatten sind da auch recht anschaulich. Aber ich glaube, daß es das Gute auch ohne das Böse gibt. Die Welt zeichnet sich m.E. durch Positivität aus: Es ist einfach etwas da. Oberlercher würde sagen: die Nichtse sind genichtet... Anders gesagt meine ich das so, wie, wenn man vom Gut spricht, also das, was man hat. Das, was da ist, was ein Gut ist, das ist auch gut. Wie dem auch sei, aber das „absolut Böse“... – nun, an dessen Existenz glaube ich nun wirklich nicht (auch wenn mir das bei manchen Erscheinungen schwer fällt...).

Mir geht es momentan nicht so sonderlich rosig. D.h., eigentlich nicht schlecht, aber ich bin bloß wieder einmal in einer Fase der Blockierung. Ich kann dann die Dinge, auf die es drauf ankommt, die wichtig sind, nicht tun. Sie wären ziemlich einfach zu erledigen, aber es herrscht komischerweise diese blöde Blockade.

So daß ich jetzt nicht mehr auf den Rest Deines Briefes eingehen möchte. Ich hefte ihn aber noch nicht ab. Beantwortung also etwas später.

Hier noch kurz zu den angenehmen Dingen: Ein kurzer Artikel hier noch dran und einer als Kopie, in denen Du vorkommst und unser Briefwechsel. Ich möchte auf die Bedeutung unseres Briefwechsel jetzt nicht eingehen. Nur soviel: Er sorgt doch für etwas Aufsehen, wie ich aus verschiedener Quelle weiß: aus der taz Nr. 6006 vom 2.12.1999

Gut, Christian, dann sei bestens gegrüßt. Bis demnächst!

 

 

Hamburg, den 26. Januar 2000

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen Brief vom 8. Januar.

"Der organisierte Wille, der Macht ist", ist ja jetzt in Deine Nachbarschaftverzogen, will sagen nach Berlin. Da werden sie dann wahrscheinlich auch alsbald e-mail-fähig sein. Setze ich zumindest voraus.

Im Norden scheint es unsere Freunde von der Antifa ein wenig zu ärgern, daß es binnen der ersten drei Wochen des Jahres drei Demonstrationen gegeben hat – Bergedorf, Weyhe bei Bremen und jetzt am vergangenen Sonnabend Hohenwestedt bei Neumünster. Die reine Zahl der Demonstrationen scheint der Mobilisierung der militanten Opposition abträglich zu sein. Verschleißerscheinungen, Luft raus. – In Berlin allerdings sollen sie im Vorfeld der Demo nächstes Wochenende ja mal wieder ein paar Anschläge durchgezogen haben. Vielleicht die Reste der "Wagensportliga"? – Übrigens hörte ich vor knapp vierzehn Tagen, unbekannte Täter hätten das Lokal abgebrannt, in dem am 15. Januar eine Podiumsdiskussion zwischen Mahler, Dr. Oberlercher und Heiner Kappel vom "Bund Freier Bürger" stattfinden sollte. Ich habe aber vergessen, mich zu erkundigen, ob das in Berlin hätte sein sollen oder wo immer. Wenn es in Berlin war, wird der Vorfall Dir möglicherweise durch Presse oder verhinderte Teilnahme an der Veranstaltung bekannt sein. Information darüber wäre erwünscht. Danke im Voraus.

Ansonsten sehen wir uns ja möglicherweise am kommenden Sonnabend.

Mit besten Grüßen

 

 

30.1.00

Lieber Christian,

Dank für Deinen Brief vom 26.1.00.

Ja, ich habe sogar bei der Renovierung des neuen Sitzes des „organisierten Willens“ mitgearbeitet, unter der kompetenten Führung des Kameraden „Huppi“.

Was Du über die Antifa schreibst und daß Ihr die mit den vielen Demos zermürbt: hoffentlich stimmt es! Bist Du nicht zu optimistisch bzw. voreingenommen? Mir ist das Thema Antifa langsam leid: Ich zermürbe mich auch... Wir müssen von verschiedenen Seiten versuchen, sie kirre & kaputt zu machen. Es sind kleine kranke Kinder, die ihre Existenz als Antifa nur der Macht zu verdanken haben. Es ist zum Kotzen, sich mit diesen Kindern rumplagen zu müssen. Aber noch müssen wirs ja. Ich tu mein Bestes. Mir geht es darum, sie als Menschen zu behandeln. Das ist sehr schwer, solange “Antifa heißt Angriff” ihre Devise ist.

Ja, von drei Anschlägen habe ich gehört. Aber ob das Antifa ist...: muß nicht sein. Is ja auch egal; für uns ist es ja gleich. Oder würde es was ausmachen, das zu wissen?

Wie bereits gesagt, habe ich von dem Brandanschlag gegen jenes Lokal nichts gehört.

So, ich kann wieder mal nur „meiner Hoffnung Ausdruck verleihen“, daß Du bald auf Draht bist. Du sollst Dir auf alle Fälle ISDN zulegen, läßt ein kundiger Kumpel ausrichten.

Sag mal....: – ich weiß, daß ich über so etwas mit Dir nicht zwischen Tür & Angel reden sollte –, aber: Neulich „erfuhr“ (obs die Wahrheit ist, weiß ich nicht) ich von einem gut befreundeten nationalen Sozialisten, daß Michael Kühnen NICHT schwul gewesen sei. Das hätten ihm verbindlich einige Kameraden gesagt (Küssel u.a.). Wollen die ihr Idol von einem vermeintlichen Makel reinwaschen? Oder sind die nun tatsächlich so entspannt, daß es ihnen egal ist? Im Prinzip müßte und sollte es mir ja völlig wurst sein, und außerdem geht es mich ja auch nichts an (obwohl ich nicht glaube, daß er – hätte ich ihn kennengelernt – mir darum ein Geheimnis gemacht hätte). Aber irgendwie kommt es mir so vor, als würde er, falls er doch Hetero war, in meiner Achtung noch mehr steigen. Dann hätte er das ganze Theater mitgemacht (das Buch geschrieben und und), nur als Prinzipien-Frage! Das wäre allerdings ein Beispiel für Unkorruptheit! Wenn Du keinen Bock hast, darüber etwas zu sagen, dann vergiß es.

Ach übrigens: Ich stelle unseren Briefwechsel jetzt nicht mehr ins Netz. Es war & ist wahrlich genug Stoff da. Sollen die sich erst einmal die Zähne dran ausbeißen! (Das WIRD gelesen!...)

Na ja, mein Vergleich Kühnen/Cohn-Bendit war natürlich keiner.... – War auch nur eine „Frage des Prinzips“, immer im Maximum unkorrupt...

Natürlich sind die Dinge höchst, d.h. unendlich komplex. Aber auf einer anderen Ebene sind sie plötzlich wieder super einfach!... Wenn man allerdings alchemistisch oder auch nur chemisch drauf ist, wird’s vielleicht sehr kompliziert. Ich weiß es nicht, habe davon keine Ahnung. Ich mochte in der Schule als eins der ganz ganz wenigen Dinge, die mich dort überhaupt interessiert haben, die chemischen Gleichungen: das Prinzip des Gleichgewichts und des Austausches als auch der elementaren Logik hat mich fasziniert.

Ja, die Blumen des Bösen sind heute längst nicht mehr böse. Heute sind es ganz andere Dinge, wir wissen, welche. Was mir in Diskussionen allein der Name Christian Worch um die Ohren flattert... – als sei er der Belzebub persönlich! Völlig irrational-hysterisch! Aber das weißt Du ja. Ich versuche, es etwas zu korrigieren; und manchmal gelingt es mir auch. Mit (u.a.) dem Abdruck unseres Briefwechsels dürfte einiges an falschem Bewußtsein bei einigen Leuten zerstört worden sein. Da geht’s jetzt „denk, denk, denk“...

Daß wir ein plurales religiöses Leben bekommen werden, soll mir nur recht sein: überhaupt und außerdem, weil dann keine Gruppe so stark wird, um mir auf den Sack gehen zu können. Ja, hoffentlich wird der Einfluß der Religionen nicht so stark wie früher das Christentum! Dein Wort in Gottes Ohr!

Wenn Du von Dir schreibst, daß du wegen Deiner Schwarzmagiererei vor drei-, vierhundert Jahren auf dem Scheiterhaufen gelandet wärest und eingedenk der Tatsache, daß Du in Deinem „richtigen“ Leben auch schon auf dem Scheiterhaufen gelandet bist (Knast), dann muß man schon sagen, daß Du ein wahrer Belzebub bist! Durch die Geschichte hindurch! Immer wieder! Verflucht?

Wenn ich das so lese hier, auch was Du danach über das Schlagwort „Ausländerfeindlichkeit“ schreibst (mit dem genialen Vergleich zum „kommunistischen“ Handtaschenräuber), dann hätte ich schon wieder Lust, das ins Netz zu setzen. Na, ich kann es ja jederzeit nachholen. Ein paar Briefchen erst mal sammeln. Sei so lieb und markiere irgendwie Stellen, die Du nicht öffentlich machen willst. Ja, einfache Kiste, schreibst Du (Schlagwort), aber trotzdem genial bzw. deswegen. Da haben wirs wieder: das Einfache ist das Geniale. Man kommt bloß nicht drauf, weil man verbaut ist im Hirn, zu viel Dreck drin hat, zu viel Schule, zu viel Müll, zu wenig Instinkt. Na, das kennen wir ja alles (schnarch)...

„Wenn der Mensch biologisch nicht für die Zivilisation geschaffen wäre, warum ist dann eine entstanden?!“, fragst Du. Darauf antworte ich Dir morgen. Es ist jetzt 3.45 Uhr. Mir steckt noch die Demo in den Knochen; ich habe noch ‘ne Menge geschrieben; müde.

Heute ist Sonntag; ich werde einen ruhigen machen. Ich antworte Dir später weiter; lege Dir noch den Bericht über die gestrige Demo bei.

Tschüß, bis dann mal wieder!

 

 

Hamburg, den 23. Februar 2000

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen Brief vom 30. Januar.

Antifa :

 Ich bezweifele, daß ich da zu optimistisch bin. Schau Dir doch an, was die in Berlin am 29. Januar auf die Beine gebracht haben. War doch irgendwo im Bereich des Lächerlichen. Bis auf diese hit-and-run-Aktion am Bahnhof. Aber wie viele oder, richtiger ausgedrückt, wie wenige waren das denn?! (Und wenn die auf die richtige Opposition gestoßen wären, was meinst Du wohl, was dann passiert wäre?!)

Michael Kühnen:

 Ob er homosexuell war oder nicht, wird außer ihm wohl niemand definitiv wissen. In jedem Fall war es wohl eindeutig ein politischer Fehler, sich nicht dazu zu stellen. Die Ungewißheit über einen Fakt verleitet zu Spekulationen. Nur Dinge, über die man spekulieren kann, haben einen Skandalwert. Ein einfaches Ja oder Nein sorgt für klare Fronten.

 Wieso wäre es ein Beispiel für Unkorruptheit, heterosexuell zu sein, aber durch Schweigen über die eigene sexuelle Präferenz der weit verbreiteten Vermutung Raum zu lassen, man sein homosexuell? Korruptheit wäre in diesem Zusammenhang doch wohl nur, homosexuell zu sein und es abzustreiten, weil man (sicherlich nicht zu unrecht) befürchtet, dieser sexuellen Abweichung wegen politische Nachteile zu haben. Wobei sich die Frage stellt, welche Nachteile Kühnen gehabt hätte, wenn er schwul gewesen wäre und es offen zugegeben hätte. Meinst Du denn, dann hätten sich noch mehr seiner ehemaligen Kameraden gegen ihn gestellt, als dies wegen der Gerüchte um seine Neigung und seine Weigerung, dazu Stellung zu nehmen, der Fall war? Glaube ich nicht.

 Christian Worch, der Belzebub...

 Die von Dir registrierte Reaktion ist nicht typisch, sondern nur die Reaktion einiger besonders politisch motivierter Kreise. Leute, die meinen, ihrer Motivationwegen einen höheren Level des Bewußtseins zu haben als die Normalbevölkerung, die in Wirklichkeit aber ungleich viel verkrampfter sind.

Es passiert mir immer wieder mal, daß "Normalos" erfahren, wer und was ich bin. Ich gehe damit zwar nicht hausieren, aber ich verberge es genausowenig. Bisher habe ich noch keine hysterischen Reaktionen festgestellt.

Es ist schon ein Unterschied, ob man vor dreihundert oder vierhundert Jahren von der Kirche (bzw. auf deren Betreiben vom "weltlichen Arm") verbrannt worden wäre oder ob man heutzutage ein paar Jahre im Knast abreißt. Letzteres überlebt man im Regelfall. Ersteres ist grundsätzlich tödlich. – Vom Prinzip her, von der Hysterie und dem Mechanismus der Verfolgung her, besteht eine gewisse Ähnlichkeit, nicht aber von den Folgen her. Sagen wir es mal so: Eine semiautomatische Pistole im Kaliber 9 mm Parabellum und ein taktischer Nuklearsprengkopf von zwanzig Kilotonnen haben gemeinsam, daß sie Waffen sind, also Gegenstände, deren einzige Zweckbestimmung darin besteht, Menschen zu töten. Indes ist es einfach technisch unmöglich, mit einer 9-mm-Pistole auch nur annähernd so viele Menschen zu töten wie mit einem zwanzig-Kilotonner... Das heißt nicht, daß die 9-mm-Para harmlos ist. Sie ist durchaus gefährlich. Aber die Gefährlichkeit einer einzelnen Pistole ist geradezu ein Witz gegen die Gefahr des thermonuklearen Sprengkopfes.

Zu Deinem Demo-Bericht noch eine Anmerkung :

 Wieso sind für Dich schwarz-weiß-rot die Farben der Reaktion? Für mich sind es die Farben des Reiches. Das Reich ist ein nationalistisches Abstraktum (zur Zeit – noch...), das, sollte es eines Tages real werden, theoretisch natürlich jede innere Ausrichtung haben kann : Ob reaktionär oder progressiv oder partiell oder absolut revolutionär... Zur Zeit aber, gerade weil wir es mit einem Abstraktum zu tun haben, das vom real existenten System negiert wird, ist die Sache des Reiches per definitionem revolutionär. – Man kann sich Gedanken darüber machen, ob schwarz-rot-gold die Farben der Reaktion sind. Dafür sprechen einige Argumente, weil es die Farben des Bundes und damit gleichzeitig des real existenten Systems sind. Historisch betrachtet haben sie jedoch einen sowohl revolutionären als auch nationalistischen Grundgehalt, so daß sie in beide Richtungen interpretiert werden können. Da ich in diesem Falle (ebenso wie bei schwarz-weiß-rot) eher die derzeitige Situation sehe, wären für mich schwarz- rot-gold weit mehr die Farben der Reaktion. Was nicht heißt, daß ich Bauchschmerzen bekomme, wenn jemand auf einer unserer Demos so eine Fahne mit sich herumträgt. Bauchschmerzen bereiten mir nur Leute, die schwarz-rot-goldene Fahnen mit sich herumtragen und zugleich etwas dagegen haben, daß andere schwarz-weiß-rote Fahnen bevorzugen.

Im übrigen gibt es historische Situationen, in denen die Bewertbarkeit und Zuordnung fragwürdig wird. Schau Dir die kaiserliche Reichskriegsflagge an, die in den ersten Jahren nach der "Wende" groß in Mode kam, bis sie von den meisten Bundesländern verboten wurde. (Richtiger. bis ihr öffentliches Zeigen von den meisten Bundesländern verboten wurde.) Die Reichskriegsflagge des Kaiserreiches steht außenpolitisch für Nationalismus, innenpolitisch jedoch für einen bürgerlichen Ständestaat, den man durchaus "reaktionär" nennen kann.

Aus einer ganz spezifisch pseudo-pazifistischen Sicht könnte man jedoch die Frage aufwerfen, ob nicht eine jede Fahne einen quasi militaristischen Effekt hat. Denn eine Fahne symbolisiert Sammlung unter einem Emblem, das von Massenwirkung geprägt ist. Merkmal einer Massenwirkung ist, daß die Masse im Regelfall weniger ist als die Summe ihrer einzelnen Mitglieder, das heißt, ein gruppendynamischer Prozeß einsetzt, in dem der Einzelne sich dem gemeinsamen Wollen unterordnet. Diese Unterordnung wird von "linken" Kreisen gern als Reduzierung der Persönlichkeit (fehl-)interpretiert. Tatsächlich aber stellt es gleichzeitig eine Überhöhung der Persönlichkeit dar, da die Einzelnen in einen meta-persönlichen Zusammenhang mit einbezogen werden und in diesem einen Sinn erlangen (können), der über ihre persönliche biologische Spanne hinausreicht.

Aber auch hier haben wir mit dem Begriff "reaktionär" und seinem Widerpart, der revolutionär oder progressiv heißen könnte, Probleme in der Begriffsbestimmung. Daß die genaue Abgrenzung nicht immer möglich ist, wissen wir, seitdem wir in Joachim Fernaus "Caesar läßt grüßen" gelesen haben, daß es historische  Epochen gibt, in denen die Revolutionäre die Ewiggestrigen sind.

Du arbeitest dies beispielsweise da heraus, wo Du die Rückwärtsgerichtetheit (auch eine klassische Form reaktionären Denkens und Handelns) der Linken unterstreichst. ("Der Linken" jetzt nicht zu lesen als der Plural von "der Linke", sondern als der Genitiv von "die Linke".)

Wir haben uns in den späten 7o-er und frühen 8o-er Jahren mit dem Begriff der Revolution in Permanenz auseinandergesetzt. Das heißt, Kühnen hat ihn gern mit "die Zweite Revolution" umschrieben, aus Gründen der Verständlichkeit. Die Verständlichkeit ist in diesem Sinne jedoch Simplifizierung, weil konsequenterweise auf eine zweite Revolution unter gewissen (nicht allen!) Umständen auch eine drittte, vierte, fortfolgende folgen könnte oder müßte. "in Permanenz" ist auf der anderen Seite aber auch eine Simplifizierung, weil ebenso die historische Situation sein kann, daß nach einer zweiten, dritten oder wie auch immer Revolution eine weitere nicht mehr nötig ist, während "Permanenz" sprachlich bedeutet "bis in alle Ewigkeit". Schon diese Begrifflichkeit macht deutlich, wie problematisch es mit der Progression oder der Revolution ist: Daßeine Verselbständigung um der Verselbständigung willen auch zu weit führt. – Das einzige übergeordnete Prinzip, das weiterhelfen kann, ist die biologische Entwicklung, die Evolution. Die in sich selbst sowohl den revolutionären Zug der (sprunghaften) Mutation trägt als auch das beharrende, re-aktive Prinzip, daß eine jede Masse (einschließlich der biologischen Masse, der Entitäten) nach einem möglichst harmonischen Zustand strebt.

Daraus ergibt sich, daß Deine Wertung der Farben schwarz-weiß-rot als reaktionär sowohl unter den historischen als auch unter den gegenwärtigen als auch unter den evolutionären Aspekten eindimensional ist.

Als kleinen Beleg für Eindimensionalität anbei noch ein Bescheid der StA Berlin und eine Beschwerde hierauf. Für den Nicht-Juristen (und möglicherweise Nichdt-Lateiner) noch eine Anmerkung : "ius loci", "das Recht des Ortes", bezeichnet ein örtlich bestehendes "Sonderrecht", das eben nur an diesem (oder einem speziellen) Ort gilt, aber nicht generell. Es ist ein Rechtskonzept aus dem Mittelalter. Es ist interessant, wie ausgerechnet mit Blick auf einen historischen Ort der angeblich moderne Staat bzw. dessen Vertreter und Institutionen auf Sonderrechte zu rückgreifen bzw. diese konstituieren wollen, die mehr ins Mittelalter gehören.

Mit besten Grüßen

 

 

29.2.00

Lieber Christian,

Dank für Deinen Brief vom 23.2.00, doch zuerst muß ich noch weiter auf den Brief vom 26.12.99 eingehen:

Wenn die religiöse Vielfalt kommen sollte, wie Du schreibst, kann ich das nur begrüßen. Wenn ich mir vorstelle, wie in einem kleinen Dorf jeder seinen Kult ausübt, gefällt mir das zwar nicht, weil der Kult in Gemeinschaft geiler ist, aber alles soll sich aus der Freiheit heraus entwickeln. Du sprichst in einem Zusammenhang von Satanismus und davon, daß Du vor dreihundert Jahren noch auf dem Scheiterhaufen gelandet wärest. Bist Du Satanist? (A propos «Grufties»: Ich habe nie verstehen können, daß eine Kapelle wie The Cure als «Gruftie»-Kombo zählt.) Daß Du Dir von einer Mehrheit überhaupt nichts vorzuschreiben lassen hast, also auch nicht, was gut & böse sei, ist klar. Aber anerkennst Du nicht als Satanist eben das Böse, als das es in den Augen der Mehrheit gilt?

Ich bin zivilisationskritisch, gerade weil es mit der Lebensqualität doch ziemlich im argen liegt. „Außerhalb der Zivilisation überleben“, schreibst Du. Kuck Dir doch mal das Elend an und wie die Leute in der Zivilisation eben nicht überleben, und wenn: wie? Es ist wirklich nur ein Überleben, mehr ist es ja nicht. Mit Zivilisation meine ich ja nicht unbedingt technische Errungenschaften; viele von denen könnten bestimmt bleiben. Ich meine die Abtötung des Lebens, die Abrichtung der Menschen.

Zur Drogenproblematik: Wenn „Massenprozesse mit einfachen Gedanken in Bewegung gesetzt und in Bewegung gehalten werden“, dann mag das für die Politik stimmen. Aber dann ändert sich aber auch nichts wirklich. Dann siegt womöglich eine politische Kraft, die das Drogenproblem vorgibt zu lösen; aber ob es dann wirklich dazu kommt, da bin ich doch skeptisch. Ich glaube, eine fundamental-subpolitische Bewegung würde da mehr ausrichten. Aber das ist meine generelle Skepsis gegenüber Politik.

So, nun zu Deinem neusten Brief:

Ja, Du hast recht: Die Antifa ist wohl doch im Untergang befindlich. Jetzt kommen sie z.B. sogar schon auf das Diskussions-Forum von nationale Anarchie, und nicht nur, um Bomben zu legen, wo es doch immer hieß, mit Faschos redet man nicht. 

Kühnen: Wieso es „ein Beispiel für Unkorruptheit [wäre], heterosexuell zu sein, aber durch Schweigen über die eigene sexuelle Präferenz der weit verbreiteten Vermutung Raum zu lassen, man sei homosexuell“, fragst Du. – Nun, viele nat.-soz. Kameraden hätten doch denken können: „Der Kühnen, na klar, daß es dem egal ist, ob jemand schwul oder nicht schwul ist: Er ist ja selber einer!“ Wenn dies aber ein Prinzip von ihm gewesen ist, das für ihn unabhängig von seiner eigenen Orientierung und trotzdem er persönlich von dieser Frage gar nicht betroffen war, Geltung gehabt hätte, dann, könnte man sagen, hätte in einem Statement, er sei gar nicht schwul, eine gewisse Anbiederung an die Mehrheitsmeinung gelegen. Er hätte mit seiner Heterosexualität wuchern können, hätte dann in gewisser Weise sein Prinzip verraten, verkauft. Er hat es aber, so weit ich weiß, nicht getan. Von daher war er in diesem Punkt unkorrupt. Da Unkorruptheit heutzutage etwas seltenes ist, hätte er damit Ehre verdient. Wenn heute manche neonationale Sozialisten mit der Meinung aufwarten, er sei gar nicht schwul gewesen, wo er es aber möglicherweise wirklich war, dann läge der Verrat bzw. der Verkauf bei den Leuten, die, möglicherweise wider besseres Wissen, diese Information verbreitet haben. Ich wollte –  kurz & gut – nur meinen Gedankengang erläutern; er ist nur von allgemeinem Interesse, da ja niemand weiß, ob er nun oder nicht schwul gewesen ist. Also wollen und können wir die Frage nach seiner Ehre nicht mit dieser Frage in Verbindung bringen. Es scheint aber ein Mißverständnis zwischen uns vorgelegen zu haben, da Du schreibst: „Korrputheit wäre in diesem Zusammenhang doch wohl nur, homosexuell zu sein und es abzustreiten, weil man (...) befürchtet, dieser sexuellen Abweichung wegen politische Nachteile zu haben.“ Das ist genau richtig.

Daß Du nur von bestimmten, interessierten, Kreisen dämonisiert wirst, ist klar. Das färbt aber natürlich leider auch immer ab auf die Nicht-interessierten. Es ist kaum was zu machen, gegen diese Dämonisierungen anzugehen. Durch die Veröffentlichung unserer Korrespondenz auf den nA-www-Seiten werde ich immer wieder damit konfrontiert. Da wir beide uns aber nicht all zu viel daraus zu machen und ganz ruhig zu bleiben scheinen, begeben wir uns gar nicht auf die diese Ebene, und es sollte einfach sein, die Dämonisierung eines Tages relativ leicht zerstören zu können. Je entspannter wir sind, desto effektiver werden wir dabei sein. In diesem Zusammenhang (womit ich zu einem Punkt vom Anfang unserer Korrespondenz zurückkommen möchte) möchte ich Dir sagen, daß die Entdämonisierung und damit die Vertrauensbildung natürlich nicht ganz von allein geschehen wird. Es muß nicht viel kommen, aber es kommt in dieser Hinsicht zu wenig von Dir (oder Deinen Mitstreitern). (Ihr magt sagen: Je mehr Macht wir erringen, desto ernster müssen uns die Leute ganz einfach nehmen. Aber dann werdet Ihr nur zu gewöhnlich Herrschenden. Mir ginge es schon um eine von der jeweiligen Macht unabhängigen Entdämonisierung.) In Diskussionen, an denen ich beteiligt bin, fällt relativ oft Dein Name; ich stelle Dich dort nach bestem Wissen und Gewissen als eine vertrauenswürdige Person dar, womit ich die Diskutanten oft zur Weißglut treibe, aber auch ehrliches Interesse an Dir erwecke. Wärest Du prinzipiell einmal an einer Diskussionsveranstaltung o.ä. interessiert, wo Dich Leute kennenlernen könnten, die Du bislang nicht hast erreichen können, wo Du selbst einmal Gelegenheit hättest, ein gewisses Image zur Revision zu bringen. Neulich erst wurde ich konkret darauf angesprochen (siehe die Briefe hier unten); aber ich frage erst mal ganz allgemein. Ich habe inzwischen Kontakte weit hinein nach links, wo möglicherweise auch Interesse an Dir und Deinen Positionen besteht. Hast Du Interesse daran, daß nicht nur „Normalos“, sondern auch gesellschaftlich Interessierte etwas weniger „hysterisch reagieren“, zumal vermeintliche (Ex-?)Feinde?

Zur Fahnen- bzw. Farbenfrage: SWR ist für mich mit dem Obrigkeitsstaat amalgamiert. SRG sind für mich eher die Farben des Volkes selber; außerdem stehen sie für Volk & Freiheit. Aber ich kenne mich in der Geschichte nur wenig aus. Es ist auch einfach nur ein Gefühl (insofern wirklich „eindimensional“), allerdings ein ziemlich deutliches: SRG ist schöner, wärmer, herzlicher, menschlicher. Es ist demzufolge auch mehr in den Herzen der (deutschen) Menschen verwurzelt. Wenn heute ein Deutscher die nationale Frage für sich entdeckt, und zwar jenseits von Ideologien, sondern aus Interessenlage und Solidaritätsgefühl heraus, dann greift er zu SRG, nicht zu SWR. Und das finde ich gut so. Er verbindet dann nicht solche Konstruktionen wie Reich usw. damit. „Das Reich“ ist eben kein Abstraktum, kann nicht einfach so ausgefüllt werden, wie Du schreibst, mit Freiheitlichem oder Obrigkeitsstaatlichem, je nach dem. Die sich zum Reich bekennen, meinen immer auch einen gewissen Charakter, den dieses Reich hat oder haben muß. Das ist zumindest meine persönliche Erfahrung. Womit ich nicht sagen will, daß ein „Reich“ nicht hundert mal freiheitlicher sein kann als die BRD, das ist klar. Aber ich liebe meinen Maximalismus... Ich will gern dazu beitragen, daß Du Deine Vorstellung vom „Reich“ unter die Leute bringst, da Dir dies ja im allgemeinen verwehrt wird. Also bei mir brauchst Du auch keine „Bauchschmerzen“ bekommen: Ich habe nichts dagegen, daß die Leute ihre SWR-Fahnen bei Demos zeigen; ich will nur einen gewissen Einfluß in Richtung SRG ausüben. Ich bin mir ziemlich sicher, daß, wenn wir alle nur frei und ehrlich miteinander sprechen können, daß wir dann gar nicht so arg weit auseinanderliegen werden. Jeder soll die Fahnen tragen, die er tragen will. Wie wir alle miteinander umgehen, das ist die einzig wirklich relevante Frage.

Ich habe gerade wieder mal seit langem ein Buch gelesen: Otto Strassers „Deutsche Bartholomäusnacht“. Kurz davor hatte ich Kühnens „Unser Weg. Geschichte des NS“ gelesen. Beide sind eher links, aber Kühnen verteidigt Hitler, entschuldigt ihn, er sei Opfer von reaktionären Desinformationen geworden. Bei Strasser dagegen kommt der Führer nicht so gut weg. Ich finde (auch wenn man das Schicksal Gregor Strassers betrachtet), daß der Führerkult um Hitler sehr schlecht für uns war. In dieser Sache wird man mit jenem seltsamen Phänomen konfrontiert, wie kluge, erwachsene Männer mehr oder weniger blind einem Führer folgen können. Es mutet mich immer befremdlicher an, wenn ich darüber lese. Ich kann es nicht verstehen. Sicher war es auch der historische Rahmen damals. Daß dergleichen Kult, wo jede Kritik ausgeschaltet wird, wo alle Macht einer Person übergeben wird, relativ sicher ins mehr oder weniger große Verderben führt, ist aus mehreren Gründen klar.

„Permanente Revolution“: Wie Du ja weißt, bin ich nicht nur allgemein sehr polit-, sondern vor allem auch revolutionsskeptisch. Aber eine „Revolution in Permanenz“ ist ja so gesehen gar keine Revolution, insofern wieder nicht unsympathisch. Es heißt ja im Prinzip nur, daß die Gemeinschaft locker ist und sich leicht ändern, den Umständen anpassen usw. kann.

Ja, wie die Vertreter der sog. FDGO plötzlich mit juristischen Konstruktionen aus dem Mittelalterl bei der Hand sind: wen überrascht es noch?... Aber es Dir wird nicht entgangen sein, daß in der neuerlich gehabten Diskussion gerade von der Linken die Demonstrationsfreiheit hochgehalten wurde, wo Leute wie Werthebach am liebsten diese Freiheit sofort abschaffen würden.

Neulich kam die erste ePost von Dir, d.h. zumindest ein Text von Dir ins eHaus geflattert, habe allerdings nur sehr wenig davon verstanden; es ging um Politik...

So, für heute wie immer beste Grüße

Hier der o.g. Brief, in dem Du vorkommst; aber diese Veranstaltung würde mit deiner (aktiven) Präsenz sicherlich zu sehr überfrachtet werden... Ich schicke Dir die Briefe auch, damit Du sehen kannst, daß sich im nationalen Lager das Interesse für Anarchie regt; es gibt jetzt auch eine weitere nat.-anarch. Seite, so weit ich weiß gemacht von NPD-Mitgliedern. Bei bisher anationalen Anarchisten regt sich, wie gesagt, das Interesse am Nationalen und an Zusammenarbeit mit dem NW; ich schicke Dir evtl. später auch dafür noch schriftliche Belege, wenn Dich das interessieren sollte.

 

 

Hamburg, den 5. März 2000

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen Brief vom 29.2.

Ich bin kein Satanist. Ich glaube an gar nichts, und manchmal glaube ich nicht einmal daran (daß ich an gar nichts glaube). Je nach Laune könnte man mich als agnostischen Atheisten bezeichnen oder als atheistischen Agnostiker. – Manchmal habe ich das vage Empfinden, an meine Lieblingsgöttin zu glauben, wobei die Bezeichnung allein schon irreführend ist: Um eine Lieblingsgottheit zu haben, müßte man ja – theoretisch – mehrere verfügbar haben. Das ist für mich allerdings weniger eine religiöse als eher eine kulturelle Frage. Insofern kann man den Begriff der Lieblingsgöttin auch so verstehen, daß es die einzige ist, an die zu glauben ich bereit wäre, aber nicht die einzige generell, weil eben die beste aus einem ganzen Universum von Gottheiten. Die Dame ist Griechin und heißt Nemesis. Vulgär wird sie bisweilen als die Göttin der Rache verstanden, was nicht richtig ist: Korrekt ist sie bezeichnet als die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, und sie straft nur eine einzige Sünde, die der Hybris, frevelhafter Übermut. Was, nebenbei gesagt, im philosophischen Sinne die einzige Sünde ist, die ich bisweilen begehe. – Ich wäre vor dreihundert Jahren als Atheist auf dem Scheiterhaufen gelandet, weil neben den sieben gewöhnlichen (vergebbaren) Todsünden die katholische Kirche noch die achte, die unvergebbare Todsünde kennt, die definiert ist als die hartnäckige Leugnung der göttlichen Wahrheit. Wobei die katholische Kirche und ich wieder ein Definitionsproblem haben. In meinen Augen kann die "göttliche Wahrheit" im Sinne der katholischen Kirche, also so, wie sie sie versteht, nicht geleugnet werden, weil sie keine Wahrheit ist. (Und auch nicht göttlich...) Aber nach katholischem Dogma ist es eben Wahrheit und göttlich, und das Verneinen derselben ist Leugnung. Also würden die Dominikaner, die man bissig auch die "domini canem" nannte, die "Hunde des Herren", noch vor dreihundert Jahren genügend Gründe gefunden haben, mich dem "weltlichen Arm" zu übergeben, was im Klartext hieß: Scheiterhaufen.

 Ach, Dämonisierung macht doch nur interessanter. Schau Dir diese ganzen Rapper an, da sind ja nun wirklich Leute mit einer kriminellen Vergangenheit bei, und die sind trotzdem beliebt. Wo ist der Unterschied zwischen Held und Anti- Held? Sei ein Fürst des Lichts oder sei ein Fürst der Finsternis; so Du nur Fürst bist, bist Du erst einmal interessant. Und das ist im Medienzeitalter der entscheidende Aspekt. – Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein Interview mit einem Jung-Journalisten von der Bergedorfer Zeitung, einem Lokalblatt unterdem Dach des wahrscheinlich bekannteren "Hamburger Abendblattes". Der jungeSchreiberling oder seine Redaktion wollten wohl nicht drucken, was ich ihnensagte; vielleicht war es ihnen zu glatt, zu wenig angreifbar. Also fand ich in demArtikel hinterher Sätze wie: "Ich treffe Christian Worch im Hamburger Nobel-Hotel ‚Reichshof’. Der 37-jährige, in Scheidung lebende Porschefahrer erscheintim dunkelblauen Nadelstreifenanzug. Was er mir erzählt, können wir ausrechtlichen Gründen nicht drucken." – Ich fand zwar auf einer gewissen Ebene ärgerlich, daß kein Inhalt rüberkam, aber auf der anderen Ebene war es doch ausgezeichnete public-relation. Der Mann trifft sich mit der Journaille in noblen Hotels; in Häusern, in denen so ein Jung-Journalist wahrscheinlich aus Kostengründen nicht verkehrt. (Und ich bezahlte die Rechnung. By the way gesagt.) Der Mann trägt Nadelstreifenanzüge, fährt Porsche und lebt in Scheidung. Könnte auch ein erfolgreicher Anwalt sein, Wirtschaftsprüfer oder Filmstar. Alles, nur nicht Neo-Nazi. Aber eben dieser Mann, der so völlig dem Klischee davon entspricht, was der Normalverbraucher gern wäre, sagt dem Journalisten Dinge, die offenbar so schlimm sind, daß die Zeitung nicht wagt, sie zu drucken. Das ist die Diskrepanz. Es ist wie beim Witz. Der Witz lebt vom Paradoxen, von dem, was aus dem Rahmen fällt.

Wer sagt denn eigentlich, daß ich eine Entdämonisierung wünsche? Oder daß sie politisch wünschenswert wäre? Schau Dir mal Haider an. Für den macht seine Dämonisierung einen Teil seines Erfolges aus; einen nicht unmaßgeblichen. (Haider fährt auch Porsche, nebenbei gesagt. Und nochmals nebenbei gesagt: Ich fahre nicht mehr Porsche. Habe ich mal ein halbes Jahr gemacht, eher aus Zufall denn aus Absicht.) – Ich habe nicht die Absicht, zum deutschen Haider zu werden. Dazu fehlt mir das schauspielerische Talent und die gleichermaßen schauspielerische Neigung. Trotzdem kenne und verstehe ich die Mechanismen, die seinen Erfolg bedingt haben. Und wenn einige dieser Mechanismen für mich arbeiten, ohne daß ich sie gezielt und absichtlich als solche einsetze, dann akzeptiere ich das gern und stoße mich nicht daran. Mir geht es nicht um die Frage, ob ich verstanden werde. "Verstand ist stets bei wengen nur gewesen", meinte schon Schiller (völlig richtig). Und Akzeptanz ist eine Frage des Zeitgeistes. Dem ich mich nicht zu beugen pflege; der Geist ist; nicht die Zeit...

Der springende Punkt ist der, daß ich keinen Grund habe, mich bei der Gegenseite in irgendeiner Weise anzubiedern, um sie in irgendeiner Weise zu buhlen. Nicht der Berg kommt zum Propheten, sondern der Prophet kommt zum Berg. Ich bin in der Hinsicht der Berg. Der, um den sie früher oder später nicht herumkommen. – Sie davon zu überzeugen, wenn es noch "früher" ist, ist eine sehr mühselige Angelegenheit. Ich kann warten, bis es "später" ist. Dann geschehen manche Dinge von selbst. Ich glaube an die Qualität der Zeit; wenn schon an nichts sonst, dann daran. – Ich habe auch kein Image, das ich zu revidieren hätte. Soweit ich authentisch zitiert worden bin, gibt es nichts, was ich zurückzunehmen habe. Soweit ich nicht authentisch zitiert worden bin oder man (= die Medien) mir irgendetwas unterstellt haben, was nicht zutrifft, so sehe ich für mich keine "Bringeschuld" gegenüber denen, die von den Medien verdummt worden sind. Ist ja nicht meine Schuld, daß sie sich haben verdummen lassen; sondern wenn man hier überhaupt von "Schuld" reden will, dann wäre es eher deren Schuld, sich verdummt haben zu lassen. Nicht, daß ich nicht bereit wäre, mit ihnen zu reden, wenn sie sich des "verdummt haben lassen" schuldig gemacht haben. Aber dann nicht auf der Basis meiner vermeintlichen Schuld, sondern auf einer neutralen. Primitiver ausgedrückt: Nicht wir müssen der Linken hinterherlaufen, sondern wenn sie sich noch bewegen will, wird die Linke uns hinterherlaufen müssen.

 "Gegen Filz und Korruption – Nationale Revolution" war einer der Sprechchöre auf der Veranstaltung gestern in Braunschweig. Nun seziere das mal in seine Bestandteile. Es ging natürlich um Parteienfilz. Wenn ich an die Leuna-Minol-Elf-Aquitaine-Schmiergeldaffaire denke im Zusammenhang mit der Parteinspendenaffaire, dann haben wir es hier mit einem internationalen Zusammenhang zu tun. Welche internationale Revolution kann denn gegen einen internationalen Zusammenhang wirksam sein? Das kann doch wohl nur eine nationale Revolution als ihr logischer Gegenpart, ihr logischer Extrapol.

Und hier sind wir irgendwie auch bei der Fahnenfrage. Schwarz-rot-gold steht für den immer stärker werdenden Internationalismus, in den die BRD sich hat hineinziehen lassen, in den sie von ihren Machthabern hineingezogen worden ist. Schwarz-weiß-rot steht für nationale Erhebung. Was heutzutage einfach viel revolutionärer ist als das im-Strom-Schwimmen.

 Jedenfalls wirst Du schwerlich bei Leuten, die sich mehrheitlich selbst als Revolutionäre definieren, Einfluß ausüben, wenn Du ein von ihnen bevorzugtes Symbol (und damit indirekt seine Träger wie auch seine Anhänger) als reaktionär charakterisierst. – Wir können darüber diskutieren, ob die Farben schwarz-weiß-rot kurzfristig und sicherlich vorübergehend einen teilweise reaktionären Touch bekommen haben dadurch, daß sie von weitesten Teilen der NPD übernommen worden sind, während früher schwarz-rot-gold die NPD-Farben waren (und auf ihrem Briefkopf noch immer verwendet werden). Zwar spricht die Übernahme deralten Reichsfarben zumindest teilweise für eine Radikalisierung der NPD, aber in ihren Grundzügen hat sie noch immer einen erkennbaren reaktionären Anteil. Darauf hat ein noch radikalerer und eindeutig revolutionärer Teil der Szene (namentlich der parteiungebundenen), der früher schwarz-weiß-rot bevorzugt hat, reagiert, indem er sich auf die schwarzen Notfahnen umgestellt hat. (Möchte mal wissen, was die Jungs und Mädels machen, wenn schwarz bei der NPD auch modern werden sollte... Manfred Huck hat dazu vor ein paar Jahren etwas scherzhaft vorgeschlagen, nötigenfalls kommt dann "weißer Adler auf weißem Grund"...) Aber das sind, wie erwähnt, höchst kurzzeitige Erscheinungen.

Wenn wir von Verderben, Untergang und dergleichen sprechen, müssen wir uns die Frage stellen, ob Alternativen nicht möglicherweise zu dem gleichen Ergebnis geführt hätten. Eines der Probleme der Bewertung Adolf Hitlers ist, daß man hinterher immer klüger ist. Natürlich kann man herausarbeiten, daß der 30. Juni 1934 zum 20. Juli 1944 geführt hat. Daß 1934 "das falsche Schwein geschlachtet worden ist", um es mal sehr salopp auszudrücken. Indes muß eine solche Bewertung zunächst einmal aus der damaligen Perspektive vorgenommen werden. Es gab Druck seitens der Reichswehr, die die SA mit Mißtrauen beobachtete, genauer genommen mit Futterneid, weil sie um ihre Position als "einziger Waffenträger des deutschen Volkes" fürchtete. Wie weit wären diese reaktionären Kräfte tatsächlich gegangen? Wie groß war die Gefahr, die für das erst seit anderthalb Jahren an der Macht befindliche Regime von ihnen ausging, wie groß das Risiko, ihnen kein Blutopfer zu bringen? – Ich denke, das Risiko wäre durchaus tragbar gewesen. Hitler hielt es wohl für zu groß. Deshalb fiel Röhm (und mit ihm hundert oder so mehr). – Hitler war kein Cesare Borgia. Von dem ist überliefert, daß er zwei oder drei seiner Generale köpfen ließ, mit dem Bemerken : "Gottfried von Bouillon hat Kamelköpfe abgeschlagen. Ich will's mal mit Eselsköpfen versuchen..." (Die wurden dann tatsächlich wegen Dummheit hingerichtet. Was, wenn man überhaupt für Hinrichtungen ist, in meinen Augen der nachvollziehbarste Hinrichtungsgrund überhaupt ist.) – Ca. 99 % der bisherigen Menschheitsgeschichte (wenn ich von den ca. 5000 Jahren ausgehe, die überliefert sind) kannten Autokraten; erst ungefähr das letzte eine Prozent unserer Geschichte hat die Autokratie und offene Oligarchien "unmodern" gemacht. (Obwohl auf einer anderen Ebene Oligarchien sehr, sehr modern sind – sie sind höchst funktionell und erfolgreich, aber sie verbergen heute ihren oligarchischen Charakter. Propaganda...)

Die Linken und die Demonstrationsfreiheit: Klar, die haben Angst, daß es eines Tages auch gegen sie geht. Denk mal daran, daß die Demo für Karl und Rosa im ersten Anlauf verboten war... Oder hast Du den TAZ-Artikel gelesen, daß befürchtet wird, mit Blick auf den Clinton-Besuch am 2. Mai, daß die "revolutionäre 1. Mai-Demo" verboten wird?! (Die zu verbieten gibt es rein formell ungleich viel mehr Gründe, als eine Demo von uns zu verbieten. Denn von der "revolutionären 1. Mai-Demo" weiß man ja nun aus jahrelanger, fast jahrzehntelange Erfahrung, daß sie mit Krawallen endet bzw. es nach ihrem Ende zu Krawallen kommt...) – Die Linke hat sich jahrzehntelang eingebildet, daß Grundfreiheiten teilbar seien. Sie hat ein Verbot unserer Organisationen und Aktionen gefordert und gleichzeitig wütend aufgeheult, wenn ihnen mal so etwas passiert ist. Es ist ihnen einfach nur zu selten passiert. Deswegen gab es keinen nennenswerten Lernprozeß. Inzwischen aber steht es zumindest als Drohung im Raum. Das hat auch – sagen wir mal: – metapolitische Hintergründe. (Den, daß das System irgendwo glaubhaft bleiben muß. Und daß zweierlei Maß im Sinne der System-Doktrin einfach nicht glaubhaft sein kann. Und auch den Grund, daß wir inzwischen eine gewisse Verankerung im Volke haben, auch wenn sie sich noch nicht in Dingen wie Wahlergebnissen niederschlägt. Es ist eine Stimmungsfrage, eine Klimafrage.) – Unter diesem Aspekt gewinnt das alte Wort von Pastor Niemöller wieder Aktualität: "Als sie die Juden geholt haben, habe ich geschwiegen – ich war ja kein Jude. Als sie die Kommunisten geholt haben, habe ich geschwiegen – ich war ja kein Kommunist. Als sie die Homosexuellen oder die Bibelforscher geholt haben, habe ich geschwiegen – ich war ja nicht betroffen. – Als sie mich geholt haben, war keiner mehr da, der den Mund hätte aufmachen können." – Die Linke begreift langsam, daß sie sich jahrzehntelang einer Illusion hingegeben hat, indem sie die Rechte als "Speerspitze des Monopolkapitalismus" betrachtet hat und unterstellt hat, der Staat "faschisiere" sich mehr oder weniger. Die Linke hat sich in dem Glauben gewiegt, die einzige Systemalternative zu sein. Diese Exklusivität haben sie schon lange nicht mehr, und allmählich lernen sie es. Das aber heißt, daß sie ihrer paranoiden Idee von der inneren Verbundenheit zwischen dem System und uns nicht mehr halten können. Und daß plötzlich die reale Gefahr, die vom System für ihre teilweise recht nostalgisch anmutenden Aktionen ausgeht, als solche sehen und nicht nur als eine Art verzerrtes Spiegelbild der Gefahr, die sie von uns ausgehend sehen.

Vulgär ausgedrückt: Es droht der Linken, daß sie zumindest mal da hinein riechen muß, wo wir schon hingeschissen haben. Das mag schmerzlich sein, keine Frage. Ich verbreite schon seit den frühen Neunzigern : "Dissidenten gibt es nur noch rechts – die Linke gehört schon zum Establishment." Was natürlich boshaft überzogen ist. Es gibt einen Teil der Linken, der nicht zum Establishment gehört, nicht gehören kann und nicht gehören will, und der spürt den Wind jetzt im Gesicht und nicht mehr im Rücken.Was bei mir durchaus Schadenfreude hervorruft. Sie haben uns schließlich oft genug geärgert und behindert, wo sie nur konnten, ohne zu merken, daß sie damit dem System schnurgerade in die Hände gearbeitet haben.

Mit besten Grüßen

 

 

13.3.00

Lieber Christian,

wenn Du ein Satanist gewesen wärest, hätte mich das auch stark gewundert. Ich weiß auch nicht mehr, wieso ich Dich dahingehend angesprochen habe; irgendwas in Deinem letzten Brief schien die Frage offen zu lassen.

Nichts glauben: dafür steht auch der Begriff Nihilismus. Ich bin auch Nihilist.

Von Deiner Liebe zu Nemesis weiß ich schon lange. Das fällt aber nicht unter die Kategorie Glauben, ist kein Glaubensinhalt, der nihilisierbar wäre, sondern es ist ein Gefühl, das nicht nihilisierbar ist. Ist es das, was man das Gerechtigkeitsgefühl bezeichnet und was im Grunde eine Art Verarbeitung von Verletzungen ist?

Public relation und Interessant-Sein ist die eine Seite, die andere ist: Kommst Du noch runter von dieser Rolle des Fürsten? Oder ist es ein Automatismus, bist Du in einer Rolle gefangen? (Da Du mir ja sagen wirst: “Fürst: Warum nicht?”) Wozu nutzt Dir am Ende die public relation? Wir haben diese Frage ja schon vor ein paar Monaten diskutiert. Ein Fürst, als ein Erster, ist ein wirklicher Führer, wenn er von vielen in seinen Qualitäten anerkannt wird. Ein Mensch, der aus irgendwelchen Gründen nicht willens ist, diese seine Qualitäten zu zeigen, sich also als Fürst-Kandidat vorzuschlagen, kann zwar Fürst werden, aber nicht alle Fürsten sind Fürsten, so wie ich sie gut finde und heiße: durch Auslese per unmittelbaren Kontakt, durch Akklamation. Diese Fürsten werden zu Fürsten durch Mittel und Wege, wie Du sie anzuwenden bzw. zu gehen scheinst. Gewiß entspricht das der Masse, die nicht einmal mündig genug ist, einen Fürsten zu berufen. Beide – der Fürst, der sich nicht mit seinen Qualitäten zeigt, obwohl er nur ob dieser zu seiner wirklichen Erstheit berufen wird, also unberufen bleibt, und die Masse der Unmündigen und Rufunfähigen – sind zwei Seiten einer Medaille. Es ist in einer freien, selbtbestimmten Gemeinschaft kein Platz für Dämonen, es sei denn zu Fasching. Wozu sind Dämonen, außer also Vogelscheuchen, gut? Was können sie herstellen? Können sie pflügen? Können sie heilen? Sie sind für die Unterhaltung gut, na gut. Als Belustigung für die Kinder, die ihre Ängste projizieren können. Aber bei den wirklichen Dingen des Lebens, da spielen Dämonen keine Rolle. Und Dämonen als Fürsten: das kommt auch nur in einem Film gut. Im wirklichen Leben ist es Streß. Ein Haufen Leute müssen sich dann mit denen dann rumärgern. Extrembeispiel: Ceausescu.

Ich will ja gar nicht, daß Du Deine eigene Entdämonisierung vornimmst. Darum kümmere ich mich ja. Es reicht ja aus, daß Du Dich etwas auf meine Art und einläßt, und das tust Du ja. Und daß Du womöglich mal auf einen Vorschlag von mir eingehst. Keine große Sache. Z.B. war das der Fall, als Du zugestimmt hast, daß unser Briefwechsel im Netz öffentlich gemacht wird. Vielleicht lade ich Dich demnächst mal zu einer Diskussionsrunde ein, vielleicht auch nicht. Wir werden sehen. Vielleicht nimmst Du dann diese Einladung an, mehr nicht.

Du sagst, Du wollest nicht zu einem deutschen Haider werden, weil Du nicht so schauspielern kannst/willst wie der. Andererseits stellst Du ihn hin als gelungenes politisches Produkt. Wie hältst Du diesen Widerspruch aus? Jemand, der schauspielert, kann doch niemals wahrer Fürst sein!

Ein Fürst muß auch nicht andauernd „verstanden“ werden. Er genießt das Vertrauen der Leute aus Erfahrung; nur zu einem Teil „verstehen“ sie ihn. Er hat seine Aufgabe in der Gemeinschaft, ohne auch jeden anderen zu verstehen. Warum sollte ihn jeder verstehen, über das Maß hinaus, was sie überhaupt verstehen wollen? Der Fürst hat eine präzise Aufgabe: Fürst zu sein zu Zeiten, wo es eines Fürsten bedarf. Aber es gibt auch ein Leben ohne den Fürsten.

Du hast mich gründlich mißverstanden, wenn Du meinst, ich wolle, daß Du Dich bei wem auch immer, anbiederst. Das hätte ich Dir sowieso nicht zugetraut.

„Nicht daß ich nicht bereit wäre, mit ihnen zu reden, wenn sie sich des ‚verdummt haben lassen’ schuldig gemacht haben. Aber dann nicht auf der Basis meiner vermeintlichen Schuld...“ Wer hat denn von „Schuld“ gesprochen? Alles, was ich gesagt habe, ist, daß ich es SCHADE finde, wenn Du ein schlechtes Image hast. Das ist alles. Ein Image ist im Prinzip immer schlecht. Ich finde es schade, daß von dir, von Deinen Qualitäten (diesseits eines Images) nur wenig bekannt ist, und daß Du Dich insofern nicht genug anderen Gutwilligen abietest (nicht anbiederst!). Damit ist auch kein „Hinterherlaufen“ gemeint. Ich weiß sehr wohl, daß die Linke völlig beknackt ist im Moment. Das wäre ja geradezu idiotisch, denen hinterherzulaufen. Ich spreche nur davon, sich gesprächsbereit zu halten und zu zeigen. Mehr nicht. Und davon, eben doch die Images zu durchbrechen, weil die es sind, die die Gemeinschaft verhindern. Jemand, der eine Gemeinschaft will, der kann doch kein Interesse daran haben, daß er als Dämon gehandelt wird, weil er ja als solcher selbst nicht Teil der Gemeinschaft sein kann. Daß er zum Dämon gemacht wird (von Feiglingen, die ihre bösen Gedanken hin zu dem Dämon fokussieren, also diesen erst konstruieren, und daher auch die Haupt“bringeschuld“ haben), ist die eine Seite; die andere ist, daß manche Menschen diese Rolle zu spielen annehmen und damit das System der Feigheit bedienen. Ich hätte es nur gern, wenn Du – zwar nicht besonders aktiv oder gar verkrampft Deine eigene Entdämonisierung betreibst, aber: – ab & zu mal den Christian Worch raushängen läßt, den ich kenne, den aber viele leider nicht kennen. Nur weil ich es schade finde, und weil ich der Meinung bin, daß Du – vielleicht nicht unbedingt als Fürst (ich habe keine Ahnung, was die vielen vorhaben), aber doch: –  als einer der Ersten, der Sprecher in Frage kommen solltest. Es gibt aber auch andere, die mitreden sollten. Ich halte nicht viel davon, daß der Berg zu Dir kommen sollte, daß Dir quasi die Macht zufällt. Dieses Zufallen, das kommt nur in der Not. Ich will aber, daß wir die Not umgehen bzw. ihr vorbeugen. Und das geht nur mit anderen zusammen. Die Visiere müssen hochgeschoben, der Stolz muß mal abgelegt werden.

Daß es keine internationale Revolution geben kann, ist mir klar. Es würde nicht nur technisch nicht gehen, sondern es ist auch gar nicht wünschenswert: denn jedes Volk kann nur auf seine Art frei sein, wenn es sich selbst befreit. Auch hier wieder: der Weg ist das Ziel. Ganz automatisch hat jede nationale Regung heute noch viel mehr als früher eine internationale Auswirkung. Erkennen, daß wir im Prinzip unter ein und derselben Scheiße leiden, kann aber nicht verkehrt sein.

Insofern bin ich natürlich auch Internationalist und habe auch nichts dagegen, wenn schwarz rot gold auch für Internationalismus steht. Ich frage mich bloß, was das mit der BRD zu tun haben soll. Die kann erzählen, was sie will: Sie ist Lakai des großen Antinationalen und also Antiinternationalen und also selbst höchst antiinternationalistisch. Sie ist nichts anderes als Gehilfin der Geldherrschaft. Das kannst Du gerade jetzt wieder sehen, wo sich Schröder beeilt, dem Kapital zu Hilfe zu kommen und mal eben wieder einen Migrantenfluß auslöst, so als wären die Inder nicht schon in genug andere volklichen Konflikte verstrickt. Die BRD ist ein kapitalistischer Staat, kann von daher überhaupt nicht international sein, weil das Kapital keine Nationen kennt oder nur, wenn es die Nationalgefühle der (verdummten) Menschen für seine Zwecke ausbeuten kann (wofür für mich schwarz weiß rot steht). Gut, das kann sich gewandelt haben, ich bin aber skeptisch. Die „Übernahme der alten Reichsfarben“ spräche für eine „Radikalisierung“ der NPD, schreibst Du. Also wenn wir die ortsansässigen Menschen als Volxradix betrachten liegt m.E. darin nichts Radikales. Das Volk steht auf SRG, glaubs mir. Daß viele von Euch jetz schwarz bevorzugen, ist mir nicht unsympathisch: die Farbe der Anarchie! Erinnert ja auch etwas an die „Schwarze Front“, soweit ich unterrichtet bin, also in der Vergagenheit eine eher antiautoritäre Fraktion des nationalen Widerstands.

Hitler: Ich wiederspreche Dir, wenn Du schreibst, daß man immer erst hinterher klüger sei. Viele, soweit ich das einschätzen kann, waren schon zur Systemzeit hitlerkritisch, haben aber ihre Kritik nicht ausgeprochen; die waren also schon vorher eigentlich klug genug.Und so halte ich mich heute auch für klug genug, gewisse Dinge im nationalen Widerstand zu kritisieren.

Christian, ich muß hier leider für unbestimmte zeit unterbrechen, da ich mir den arm gebrochen habe und auch nur mit zehn fingern schreiben kann...

beste grüße!

 

 

Hamburg, den 24. März 2000

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen Brief vom 13.3.

Sich die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, die keine andere Sünde straft als die Hybris, zur Lieblingsgöttin zu erkören, ist keine Frage des Gefühls, sondern schlicht eine Frage spiritueller Arroganz, die wiederum Hybris ist. Kapaneus und der Sturm der Sieben auf Theben, falls Du die Geschichte kennen solltest. (Angeblich war es Zeus, der den Donnerkeil auf Kapaneus schleuderte, aber wir dürften schlicht voraussetzen, daß er, der Göttervater, hier als nichts anderes handelte denn als Instrument der Nemesis. Was allein schon ein Licht auf die Frage wirft, welche der griechischen Gottheiten denn nun die machtvollste war...) – Gerechtigkeitsgefühl hat damit herzlich wenig zu tun. Gerechtigkeitsgefühl ist etwas, das man für andere empfindet oder anderen gegenüber. Wer sich selbst gegenüber ein Gerechtigkeitsgefühl hat, beginnt, selbstgerecht zu werden; pharisäerhaft... Ich trinke Pharisäer (Kaffee mit Zucker und Rum und einem Sahnehäubchen obenauf), aber ich bin keiner. – Wer für sich selbst Gerechtigkeit fordert oder erbittet, zeigt damit seine Schwäche. (Umgekehrt liegt die Stärke darin, der Ungerechtigkeit gegen einen selbst entgegenzutreten. Oder sie im stoischen Sinne zu tragen.) – Gerechtigkeit gegen sich selbst gelten zu lassen, ist ein gravierender Unterschied dazu. Darin liegt die Arroganz. Die ihrerseits ein integraler Bestandteil von Hybris ist.

Ich wüßte nicht, welche Verletzungen ich zu verarbeiten hätte. Veranlagung oder Geschick (im Sinne von Schicksal) haben mir mehr gegeben als den meisten anderen. Wenn mir etwas widerfährt, was ich als Übel ansehe, so kann ich philosophisch dazu sagen, was Mark Twain schrieb. "Schreibt es in das große Buch, in dem am Ende eines jeden Jahres Gewinn und Verlust gegeneinander aufgerechnet werden." Als Spötter schrieb er "am Ende jeden Jahres", meinte aber "am Ende jeden Lebens". – Ich denke dabei, daß in meinem Fall – wann und wie immer das sein mag – schlußendlich ein Ergebnis herauskommen wird, von dem ich bei nüchterner Betrachtung werde sagen können: Es ist gut. – Oder, subjektiver formuliert: Für mich ist's gut; mir gefällt es. – Obwohl ich auf in diesem Fall natürlich den Grundsatz gelten lassen mag, daß niemand glücklich zu preisen sei, solange er noch lebt.

Zu Rollen und Spielern :

Gaius Iulius Caesar Octavian, der sich Augustus nennen ließ, sagte auf dem Sterbebett: "Das Leben, meine Freunde, ist ein Schauspiel; und sagt, war ich nicht eine gute Maske?" (Maske ist hier zu verstehen im Sinne des griechischen Schauspiels; in diesem Sinne waren alle Schauspieler Stereotypen, Archetypen, und sie wurden durch ihre Maske repräsentiert. Maske steht also für den Schauspieler, den Rollenspieler.) – Mit diesem Satz hat Kaiser Augustus der Menschheit wahrscheinlich mehr hinterlassen als mit all seinen politischen (und kulturellen) Taten und Projekten. Ich halte ihn für wahr. Historisch, weil er gut dokumentiert ist, und philosophisch, weil er von jemandem gesprochen wurde, der, sterbend, keine Wahrheit mehr zu fürchten hatte, sondern sich den weit mehr als kaiserlichen Luxus der Wahrheit leisten konnte. (Man sagt ja, Sterbende sprächen die Wahrheit. Es spricht etwas dafür.)

Ich führe bisweilen, und meistens führe ich an. Das ist ein feiner Unterschied. Aber ob ich nun das eine oder das andere tue, ich bevorzuge dabei einenbestimmten Modus. Wahlweise den des primus inter pares oder den der Führung durch Sachkompetenz. Das eine ist man, das andere hat man. Beides braucht man weder anzupreisen noch anzubieten. Es ergibt sich aus einem selbst heraus. Ich lasse hier mal einen politischen Gegner zu Wort kommen, Michael Schmidt, den Autordes Buches "... heute gehört uns die Straße". Er schrieb – aus dem Gedächtnis zitiert – . "Ich habe noch nie zuvor Männer von der Präsenz eines Gottfried Küssel oder Christian Worch erlebt. Letzteren könnte man in die Redaktion einer beliebigen Tageszeitung versetzen, und durch seine politische Erfahrung und Routine würde er in kürzester Zeit beginnen, die Dinge in seinem Sinne zu kontrollieren." – "In kürzester Zeit" ist geschmeichelt. Der Rest stimmt...

 In unseren politischen Zusammenhängen gibt es einen Haufen Neurotiker und andere, ähnlich gestörte Persönlichkeiten. Mißlicherweise muß man sich nahezu ständig mit diesen auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzungen binden Kapazitäten, kosten Zeit und Energie, die man für produktivere Dinge einsetzen könnte. Also ist ein Mechanismus wünschenswert, der im Idealfall solche Auseinandersetzungen unnötig macht oder im weniger idealen Fall mindestens dazu führt, daß sie möglichst schnell und mit möglichst geringem Aufwand an Zeit und Energie zu bereinigen sind. Dabei sind Streitpotentiale ungeheuer hilfreich. Ich habe dankenswerterweise den Ruf, daß meine Streitpotentiale beträchtlich seien. Allein dieser Ruf schützt mich oftmals schon davor, mich tatsächlich streiten zu müssen. Denn viele, die es vielleicht gern täten (oder meinen, einen Grund dafür zu haben), scheuen sich, diese Streitpotentiale wirklich herauszufordern, sich ihnen zu stellen, sie gegen sich gekehrt zu sehen. Das kann man Dämonisierung nennen. Was auch immer es ist und wie auch immer wir es nennen wollen, es ist sehr nützlich.

Es gibt ein paar Menschen, die mich recht gut kennen und wissen, daß ich ein im Prinzip vergleichsweise friedfertiger Mensch bin, zumindest solange, wie mir keiner auf die Füße tritt. Und selbst diese Menschen neigen dazu, mir zu attestieren, ich hätte die Fähigkeit, auf andere bedrohlich zu wirken. (Richtiger ausgedrückt: ...zu wirken, wenn ich will.) – Betrachte dies bitte einfach mal als einen durchaus nützlichen Atavismus. Es ist ein Verhaltensmuster (vielfach unbewußter Natur), wie wir ihm im Tierreich häufig begegnen. Tiere der gleichen Gattung haben die Eigenschaft, sich untereinander eher selten zu töten. Die Auseinandersetzungen laufen meist auf der Ebene der Drohgebärde ab, eben des Gestus der Bedrohlichkeit. Und üblicherweise ersetzt dieser Gestus oder eine meistenteils harmlose Rangelei (klassisches Beispiel: das Geweihdrücken unter brünftigen Hirschen) einen ernstlichen Kampf, der mit dem Tode eines Kontrahenden enden könnte.

Mein Image ist in diesem Sinne das eines nicht unbedingt technischen, sondern sagen wir metaphysischen Kriegers. Und wir leben nun mal in einer Zeit, in einer politischen "Kultur", die kriegerisch ist. Genaugenommen – völkerrechtlich gesehen – leben wir sogar tatsächlich noch im Krieg... – Was also wäre sinnvoller, hilfreicher, nützlicher?!

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 Ein Break, wie man neudeutsch so schön sagt. Sonnabend, 25. März. Vorhin zurückgekehrt von der Anti-Antifa-Demo in Salzwedel.

Aber Du meinst wahrscheinlich eine andere Art von Dämonisierung. Die auf der Translationsschiene läuft: Worch ist ein Neonazi, die historischen Nazis waren das Ur-Böse schlechthin, also ist... Und so weiter und so fort. Es geht also in diesem Zusammenhang nicht um die Frage, ob die Translation richtig ist, als der reine Vorgang der Übersetzung oder Übermittlung. Sondern es geht – für mich – erst einmal um die Frage, ob die Prämisse richtig ist. Also die Frage der historischen Bewertung der besagten historischen Nazis. Und diese ist hysterisch – die Bewertung, nicht die real existent gewesenen Nazis... Solange in diesem Punkt keine Berichtigung erfolgt oder zumindest eine offene Diskussion, sehe ich keinen Anlaß, die Dinge von der anderen Seite her anzupacken, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Schau Dir doch mal den Horst Lummert an mit seiner Beweisführung : "Sie haben es getan, weil sie es wieder tun würden." Das ist sehr schön sophistisch, aber es ist kein Beweis. Selbst wenn bewiesen wäre, daß wir "es" tun würden, wäre für mich die Frage des "wieder" offen. Das "wieder" zu diskutieren ist unmöglich, wie Du weißt, weil, wenn ich sage, daß es sich nicht um ein "Wieder" handeln würde, sondern um eine Singularität, dann würde ich die erste Singularität bestreiten, und das ist untersagt. Einfache Sache. Ich setze wenn dann eher auf die Umwertung der Werte. Wobei der Begriff "Umwertung" nicht so ganz richtig ist. Tatsächlich wäre Umkehrung oder Umbewertung der passendere Ausdruck. Wenn sich eines Tages erweist, daß all das, was heute als gut und richtig dargestellt wird, alles andere als gut und richtig ist, dann liegt der Umkehrschluß nahe, daß das, was heute als das Gegenteil davon, nämlich als böse dargestellt wird, auch das Gegenteil von nunmehrigen Gegenteil ist, nämlich plötzlich gut und richtig. Um es in das von Michael Kühnen geprägte Schlagwort zu bringen: "Der massenpsychologische Umkehrprozeß." Wenn also die heutigen Götter sich als Götzen, als Dämonen erwiesen haben, sind plötzlich die heutigen Dämonen die Götter oder zumindestdie Halbgötter, die Heroen.

Langfristig gesehen schadet es mir also, mich zu ent-dämonisieren.

Die historischen Gründe der schwarzen Fahnen reichen ein wenig tiefer als bis zur Schwarzen Front Strassers; und auch tiefer als bis zu den "Landvolkkämpfen" der Weimarer Zeit (namentlich in Schleswig-Holstein). Wir finden schwarze Fahnen als Notfahnen bereits in mittelalterlicher Zeit. Meines Wissens erstmals aufgetreten sind sie in Zeiten von (Pest-)Epedemien; da ließ man sie in den Städten und Dörfern von den Kirchtürmen herunterhängen, damit ein jeder Reisende gleich wußte, daß diese Ansiedlung besser zu meiden sei. Aber abgesehen von diesem ursprünglichen seuchenmedizinischen Hintergrund, dem der Quarantäne, stellten sie über lange Zeit hinweg den Ausdruck dessen dar, daß es so nicht mehr weitergeht, daß sich etwas ändern muß, daß die Verhältnisse sich an den Rand des Unerträglichen, des nicht mehr Tragbaren zu verschlechtern im Begriff waren oder dies bereits getan hatten. Die Anarchisten kamen erst viel, viel später...

 Es ging zur Zeit des nationalsozialistischen Systems nicht unbedingt allein um die Frage der Hitler-Kritik, sondern generell um eine Kursfrage. Nämlich um den springenden Punkt, daß der Nationalsozialismus der Kampfzeit ungleich viel revolutionärer war als der der nationalsozialistischen Regierungszeit. Und damit um die Frage, ob eine konsequentere Revolution nach innen hin uns Vorteile in den anschließenden Kriegszeiten gebracht hätte oder nicht. Ich bejahe dies, allein deshalb, weil ich Ernst Röhms wehrpolitisches Konzept für besser halte als das, das schlußendlich durchgesetzt worden ist. – Man neigt dazu, für den Kurs Adolf Hitler allein verantwortlich zu machen, weil er "der Führer" war. Aber tatsächlich war er der Frontmann einer Oligarchie und mithin in seinen Entscheidungen nicht gar so frei, wie gemeinhin vorausgesetzt wird. Und die Interessen verschiedener anderer Oligarchen waren sehr divergierend, genauso, wie die Persönlichkeitsstrukturen dieser Männer teilweise extrem gegensätzlich waren. (Zwischen dem eher kleinbürgerlichen Hühnerzüchter Heinrich Himmler und dem im bürgerlichen Sinne gescheiterten Intellektuellen Dr. Goebbels lagen Welten. Universen gar. Oder zwischen dem esoterisch angehauchten Asketen Rudolf Hess und dem Genußmenschen und Morphinisten Hermann Göring. Oder zwischen dem volkstümlichen, etwas übermäßig dem Alkohol zusprechenden Dr. Robert Ley und dem beinahe fachidiotisch genialen Wirtschaftsspezialisten Hjalmar Schacht.) – Der Nationalsozialismus der Regierungszeit hatte den Anspruch, gleich den heutigen angeblichen "Volksparteien", für beinahe jeden ein bißchen was zu bieten. Es recht zu machen jedermann ist eine Kunst, die keiner kann. Dieser Aspekt ist in der Euphorie von damals allerdings tatsächlich einschneidenden, beinahe schon revolutionären gesellschaftlichen Veränderungen ein wenig übersehen worden.

 Kritik am heutigen nationalen Widerstand wird in der Regel ungleich viel leichter und damit auch ungleich viel berechtigter sein. Indes stellt sich mir bei dieser Kritik immer die Frage, ob sie den Widerstand tatsächlich weiterbringt. Denn nur dann kann sie konstruktiv sein. – Der in meinen Augen bedeutsamste und berechtigteste kritische Ansatz am nationalen Widerstand ist der, daß der Widerstand seine eigenen Potentiale noch lange nicht richtig entwickelt hat. Das ist die eine Sache, die von außen sehr schwer zu beeinflussen, sprich zu hemmen ist, sondern die sich von innen her relativ frei entfalten kann. Indes mangelt es an Erkenntnis der Notwendigkeit. Menschen sind gewöhnt, den leichtesten Weg zu gehen. Konsumieren ist leichter als Produzieren. In diesem Sinne gibt es im Widerstand zweifellos zu viele Konsumenten und zu wenige Produzenten. Dabei zeigt sich, daß der Widerstand bzw. die ihn tragenden Personen weitgehendst Kinder dieser Zeit und dieser Gesellschaft sind und zwar nach Veränderung streben, sich aber vielfach nicht des Umstandes bewußt sind, daß Veränderung auf der kleinsten Ebene beginnt ("Graswurzelrevolution") und sich dann bis zu den höchsten Ebenen vorarbeitet, durchsetzt. Diesen Umstand zu erkennen bedarf es noch nicht einmal großer Klugheit. Ihn zu ändern bedarf es großer Energie oder umgekehrt großer Klugheit bei den Vielen, die zur Veränderung aufgerufen sind. Dies erscheint mir ein guter Abschlußsatz. Und in diesem Sinne wünsche ich erst einmal gute Besserung für den gebrochenen Arm und auch ansonsten alles Gute,

mit besten Grüßen

 

 

26.4.00

Lieber Christian,

so, mein Arm ist wieder halbwegs auf dem Weg zur Besserung, jedenfalls kann ich wieder schreiben.

Dein Brief ist mir zu kompliziert. Ich glaubte in Deiner Affinität für die Gerechtigkeitsgöttin ein Gefühl, womöglich die Verletzung eines Gefühls, zu sehen, einen unmittelbaren Bezug zu diesem Gefühl. Aber das scheint so nicht der Fall zu sein. Statt dessen „spirituelle Arroganz, die wiederum Hybris ist“...: ? Verstehe ich nicht. Hybris ist meines Erachtens ein ziemlicher Realitätsverlust. Willst Du etwa sagen, daß Du unter Realitätsverlust leidest?!

Nein, auch in der griechischen Mythologie (wie in keiner) kenne ich mich nicht aus.

Hat jetzt sicher mit Dir nichts zu tun, aber die Mythologen sind für mich Leute, die von den wirklichen Mythen keine Ahnung haben.

„Wer sich selbst gegenüber ein Gerechtigkeitsgefühl hat, beginnt, selbstgerecht zu werden; pharisäerhaft...“ – In „Gerechtigkeitsgefühl“ wird nur eine Sensibilität für sich selbst verkleidet: Man nimmt wahr, daß man verletzt worden ist und findet es traurig oder Scheiße. Doch ist es, obwohl an sich irreal, da es keine Gerechtigkeit gibt, schon mal ein erster Schritt zur Realität (welche ziemlich brutal sein kann, brutaler jedenfalls als es sich jene vorstellen können, die an Gerechtigkeit oder Recht glauben). Und so finde ich auch „Selbstgerechtigkeit“ gar nicht mal so schlecht; eigentlich ’ne schöne Sache.

Daß Du optimistisch bist, Dir eines Tages sagen zu können, Dein Leben sei gut gewesen, es hätte Dir gefallen, gefällt mir. Ich glaube aber nicht an Abrechnungen eines Tages o.s.ä. Ich bin mir viel zu sehr meines Elends oder meines Glückes heute bewußt. Ich wüßte nicht, wo plötzlich so eine Instanz herkommen sollte. Ich betrachte mein Leben auch nicht als Aufgabe.

Was ist denn das für ein komischer „Grundsatz“, daß „niemand glücklich zu preisen sei, solange er noch lebt“? Wann denn dann?

Was dieser Augustus da von sich auf dem Sterbebett sagt („War ich nicht eine gute Maske?“), finde ich traurig für ihn. Sicher war es die Wahrheit (daran ist nicht zu zweifeln; er wird es gewußt haben), aber doch eine traurige. Ich weiß nicht, worin Du darin die „Hinterlassenschaft“ siehst, es sei denn, daß sein Bedauern uns eine Mahnung sein kann. Du scheinst diese Schauspielerei aber irgendwie gut zu finden. Ich finde jede Art von Maske anstrengend und stressig. Sowie mir eine bewußt wird, lege ich sie ab. Auf keinen Fall möchte ich im Moment meines Todes an solche Dinge denken. Viel geiler wird doch dieser Übergang sein... Das stelle ich mir vor wie eine Ejakulation, die, je mehr man sie bejaht und gehen läßt, umso schöner ist. Man kann nichts dagegen tun, es ist eine völlig unwillkürliche Sache, es kommt sowieso; also dann einfach sich hinlegen, merken, wie es anfängt, wie man plötzlich oder langsam, dann aber immer schneller einfach wegrutscht, abgeht, hinübergeht... – eine geile Vorstellung!

Was Du zu Deinem Führungsstil schreibst, gefällt mir, und ich stimme Dir zu; anders werde ich es nicht gemeint haben.

Daß man sich mit Neurotikern abgeben, gar „ständig mit diesen auseinandersetzen“ muß, finde ich nicht. Ich tu’s jedenfalls nicht. Ich gehe denen aus dem Weg. Ich kenne weder ein Ziel, noch eine Aufgabe, die das rechtfertigen würden. Das liegt wohl daran, daß ich sowieso ziel- und aufgabenlos bin.

Was Dein Drohpotential angeht, so ist das, wie jeder „Atavismus“, sicherlich „nützlich“. Es gibt bestimmt genug Leute, die Dir nach dem Leben trachten, mindestens nach Deiner Unversehrtheit, Operativität. Hoffen wir, daß Du recht behältst, wenn Du schreibst, daß sich Tiere der gleichen Gattung nur selten töten, was hier auf das Menschentier zutreffen soll. Ich befürchte bloß, daß der Mensch leider kein Tier mehr ist. Ich hoffe es aber immer noch inständig, daß noch genug vom Tier im Menschen ist, damit es in Zukunft zu keinen all zu argen Gemetzeln kommen wird in unseren Breiten. Aber wenn ich so das Gewaltpotential sehe z.B. bei der „Antifa“, dann krieg ich schon meine Zweifel. Die haben nichts mehr vom Tier; das sind Haß-Maschinen, halt Menschen...

Ja, wir leben leider in kriegerischen Zeiten; so gesehen ist ein gewisses Drohpontential nicht ohne Vorteil. Kannst Du mir mal verraten, wie man sich so was zulegt?....

Dann kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Ob die Prämisse richtig ist, daß der historische NS das denkbar Böseste gewesen sei, spielt für mich kaum eine Rolle. Ich identifiziere mich weder mit dem NS, noch mit überhaupt irgend etwas Geschichtlichem. Das scheinen mir alles neurotische Identifizierungen zu sein: Man klebt an etwas Vergangenem, was einen selbst im Grunde gar nichts angeht. Viele NSler – so mein Eindruck – identifizieren sich mit dem NS fast ausschließlich neurotisch. Es gibt natürlich auch nicht-neurotische Identifizierungen, also lebensnotwendige Tradierungen. Sicher wurde in den 30er Jahren auch tradiert, und durchaus nicht nur Schlechtes. Aber was hat das jetzt alles mit der „Dämonisierung“ zu tun, die ich schlecht finde?... Ich kann nur wiederholen, daß ich es schade finde, wenn Du oder andere so ein schlechtes Image haben. Euer Image entspricht nicht der Realität. Ich muß es mal so einfach sagen. Ich finde das einfach Scheiße. Daß die Bewertung des NS hysterisch ist, ist mir völlig klar. Ich kann Hysterie überhaupt nicht leiden. An dieser Hysterie haben aber nicht nur die Antifaschisten ihren Anteil. Ständig müssen die Nationalen irgendwie provozieren: Das nervt! Und es gibt genug okaye Leute, die sich provoziert fühlen sollen, das aber gar nicht tun! Dann wird’s peinlich. Mir wäre am liebsten, daß sich alle mal etwas entspannen. Aber das geht wohl bloß, indem man die Hysterie richtig raushängen läßt. Paradox. Alles, was Du weiter zu diesem Thema schreibst, mag richtig sein; ich kenne die Situation bzw. habe sie gekannt. Inzwischen habe ich keine Lust mehr, mir über so etwas einen Kopf zu machen. Insofern ist mir also der „massenpsychologische Umkehrprozeß“ auch ganz und gar nicht erstrebenswert. Das wäre doch nur die andere Seite der hysterischen Medaille. Insofern bin ich natürlich nicht damit zufrieden, wenn Du schreibst: „Langfristig gesehen schadet es mir also, mich zu ent-dämonisieren.“

Ich finde, man soll sich um die gegenwärtigen Dinge kümmern. Aber ich bin mir bewußt, daß das eben nicht so einfach geht, daß die Leute eben doch noch eine Menge Vergangenheitsbewältigung leisten müssen. Je intensiver, desto schneller. Hoffentlich haben wir es bald hinter uns. Mit der Generationenfolge bzw. einer biologischen Lösung wird es nicht getan sein. Ich habe manchmal den Eindruck, das 3. Reich sei heute noch präsenter als z.B. in meiner Kindheit.

Was Du über die Geschichte der schwarzen Fahne schreibst, ist bestimmt alles richtig (und auch schön nachvollziehbar („Pest..., daß sich etwas ändern muß, daß die Verhältnisse sich an den Rand des Unterträglichen....“)). „Die Anarchisten kamen erst viel, viel später...“ – Ein Anarch(ist), der nicht nur die ganze Stammesgeschichte in sich trägt, das Erbe des Tieres, das Tier selbst, sondern immer auch in der neueren Geschichte am Ball war, wenn es ums Überleben ging, ist keiner. Also hat es die Anarchisten von jeher gegeben und haben sie stets nur das Richtige getan!... ;-) Du weißt ja, daß ich von Politik nicht viel halte und verstehe; für mich ist Anarchie etwas viel Ursprünglicheres als Politik. Ich zitiere immer wieder gern Ernst Jünger in diesem Zusammenhang: „Der Anarchist in seiner reinen Form ist derjenige, dessen Erinnerung am weitesten zurückreicht: in vorgeschichtliche, ja vormythische Zeiten, und er glaubt, daß der Mensch damals seine eigentliche Bestimmung erfüllt habe. (...) In diesem Sinne ist der Anarchist der Urkonservative, der Heil und unheil der Gesellschaft an der Wurzel sucht.“ Was sind da noch irgendwelche schwarze Fahnen?...

Ich könnte einiges zu dem sagen, was Du zum NS (Kampfzeit und Regierungszeit) schreibst, aber meine Kritik ist einfach zu radikal. Es würde jetzt zu weit führen. Du kennst ja meine generell apolitische Position. Für mich ist es überhaupt kein Wunder, daß der NS der Kampf- und Regierungszeit so verschieden ist. Dies schon einfach aus der Tatsache heraus, daß er ein politisch-weltanschauliches Programm hatte/war. Politik und Weltanschauung vertragen sich ausgesprochen selten mit der Wirklichkeit. Mir ging es auch gar nicht um diesen Punkt in meinem letzten Brief, sondern darum, daß ich immer wieder staune, wenn ich mitkriege, daß reife, intelligente Männer (Frauen spielen an dieser Stelle komischerweise keine Rolle) ein riesiges Vertrauen zu Führern aufbauen, daß plötzlich ihre Kritik verstummt oder irgendwie aussetzt. Eigenartiges Fänomen! Weiter oben ging es um Führungsstil, und Du schriebst was von „primus inter pares“. Das scheint es im historischen NS offenbar nicht gegeben zu haben. Jedenfalls nicht an der Spitze, weiter unten sehr wohl, sogar mustergültig; die „Führung“ war doch völlig abgehoben vom Volk. Wenn ich daran denke, wie die Soldaten z.B. – eigentlich reife, erwachsene, mündige Männer – in manchen oder sogar den meisten Schlachten verheizt worden sind aus rein neurotischen Motiven der obersten Befehlsgeber, dann krieg ich doch das Kotzen und die Wut über einige Herrschaften (’ne Art Vergangenheitsklebrigkeit meinerseits...). Und mir fällt ein, was ich von Anarchisten neuerdings oft zu hören bekomme: gegen das meiste von Euch Nationalen wäre ja nichts einzuwenden, aber dieser beschissene autoritär-gewaltsame Führungsstil, den möchten wir nun auf keinen Fall haben, den befürchten wir, dem widersetzen wir uns.

Und auch in Deinem Brief geht es jetzt gerade bei dem Punkt „Kritik am heutigen nationalen Widerstand“ weiter. Und Du schreibst, Dir ginge es nur darum, ob er den Widerstand weiterbringt. Tja, die nicht unbedeutende Frage ist: wohin? Eine Führung „primus inter pares“ ist nicht nur effektiver, sie ist auch lebens- und menschenfreundlicher. Also so gesehen ist jede diesbezügliche Kritik am NW konstruktiv. Ich finde, die Kommunikation zwischen den Leuten muß „paritätischer“ werden, damit die „Potentiale sich richtig entwickeln können“, wie Du schreibst und es wünschst. Die Primeln müssen wirklich zwischen den Paren sein. Eine Führung „primus inter pares“ wäre anarchistisch. Der (historische) NS aber zeichnete sich nicht gerade (zumindest was die obersten Primeln anbelangt) durch diese Art des „Führerprinzips“ aus. Nationalsozialismus und Nationalanarchismus ähneln sich und unterscheiden sich zugleich sehr. Der Nationalanarchismus ist die Radikalisierung des NS. Mich freut, daß Du Dinge schreibst wie „im Widerstand gibt es zu viele Konsumenten und zu wenige Produzenten“ usw. Das kommt mir sehr entgegen. Ich glaube mich zu erinnern, daß Du früher etwas skeptischer solchen Gedanken gegenüber warst. „Ihn [diesen Umstand] zu ändern bedarf es großer Energie oder großer Klugheit bei den Vielen, die zur Veränderung aufgerufen sind.“ Das mag richtig sein, aber umgekehrt hat es auch Geltung: Etwas locker lassen, fließen lassen, Kreativität freisetzen lassen. Und die Führer haben eine sehr große Verantwortung, ich sage es mit Bedauern, aber so scheint es zu sein. Bei den Führern muß es ein Pendeln geben zwischen vorangehen, fließen lassen und den Leuten ab & an mal ordentlich in den Arsch zu treten, wie es Karl Nagel sagt, und sie alleine lassen, wenn sie es sich wie Schafe bequem machen wollen.

Beste Grüße!

P.S.: Ich will mal in den nächsten Wochen nach Hamburg kommen. Vielleicht sehen wir uns mal. Ich rufe Dich von dort aus an; vielleicht hast Du mal Zeit auf ein Bierchen.

 

 

Hamburg, den 7. Mai 2000

Lieber Peter,

vielen Dank für Deinen Brief vom 26. April und weiterhin gute Besserung für den Arm.

Versuchen wir das Konzept einmal zu erklären. Die Gattin der ausgleichenden Gerechtigkeit ist nicht allein eine Gottheit der Gerechtigkeit, wie die römische Justitia, die, die blind ist und Schwert und Waage in den Händen hält. Sie ist auch keine Rachegottheit wie die griechischen Erynnien, von denen ich jetzt hoffe, daß ich sie richtig geschrieben habe. Im engeren Sinne handelt es sich um die ausgleichende Gerechtigkeit zwischen Göttern und Menschen. Sozusagen die Revisionsinstanz des griechischen Olymps. An Menschen straft sie nur eine Sünde, nämlich Hybris, was mit frevelndem Übermut zu übersetzen ist. Da frevelnd, muß sich der Übermut gegen die Götter richten, gegen das ganze Pantheon. Ergo ist es die einzige mir bekannte Gottheit, zu der – ihrem eigenen religiösen Konzept zufolge – zu beten nutzlos ist, ja, mehr noch als nutzlos; nämlich schon wieder jener frevelnde Übermut; denn als Gottheit der ausgleichenden Gerechtigkeit ist sie unbestechlich durch Gebete, Weihrauch, Opfer oder was immer.

 Es ist eine Art von atheistischem Witz mit dem Glauben. Und es ist gleichzeitig eine Art von griechischem Witz. So ähnlich wie der: "Diomedes, der Kreter, sagt, daß alle Kreter lügen." Es kann einfach nicht wahr sein. Wären alle Kreter Lügner, hätte Diomedes nicht die Wahrheit gesagt, dann aber wäre er ja auch nicht zwangsläufig – nur weil Kreter – ein Lügner, dann hätte er wiederum die Wahrheit gesagt, aber dann wären ja alle Kreter Lügner und er hätte nicht die Wahrheit sagen können... Das ist so ähnlich wie der simpelste Beweis gegen das Konzept der Allmacht. Die Aufgabe, die selbst ein Allmächtiger nicht zu lösen vermag, ist die: Schaffe einen Berg, der so hoch ist, daß du ihn nicht überwinden kannst! – Kann er einen solchen Berg machen, so ist er nicht allmächtig, weil er ihn nicht überwinden kann. Kann er ihn aber überwinden, so ist er nicht allmächtig, weil er keinen solchen Berg zu schaffen vermag...

 Damit erschließt sich vielleicht der Begriff der spirituellen Arroganz. Wenn es Götter gibt, werden sie sich über so etwas ärgern. Aber wenn sie sich darüber ärgern, sind sie keine Götter mehr...Ist das Realitätsverlust? – Für mich ist es Spott. Übrigens auch eine griechische Erfindung. Die hatten schon was drauf, die alten Hellenen...

Wenn Leben an sich keine Aufgabe ist, dann sollte man eine draus machen. Denn das tangiert die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Die Antwort, daß es keinen Sinn hat, lasse ich nicht völlig gelten. Es mag sein, daß es wirklich keinen (übergeordneten) Sinn hat; ebenso mag es sein, daß wir diesen nicht erkennen. Aber unabhängig von diesen Fragen, die eher in den Bereich des Glaubens denn in den des Wissens gehen, liegt es dann an uns, der Sache einen Sinn zu geben. Oder damit zu leben, daß wir keinen Sinn darin sehen. – Für mich ist, wenn es kein anderes vernünftiges Konzept gibt, nötigenfalls der Sinn noch Selbstzweck.

Wer noch lebt, weiß nie, welche Wendung sein Leben nehmen kann. Es könnte eine sein, die ihm mißfällt. Die ihm so mißfällt, daß sie ihm schwerer wiegt als alles, was ihm vorher gefallen hat. Deshalb die Einschränkung; eine Art von Versicherung. Wie Schiller im Ring des Polykrates dichtete : "Noch keinen sah ich glücklich enden – auf den mit immer vollen Händen – die Götter häuften Glück um Glück."

Augustus war zweifellos ein Mann, der Leben als Aufgabe betrachtet hat. Seine Aufgabe war die des Nachfolgers Caesars, obwohl nach Caesars Tod kaum jemand in dem blassen Jüngling auch nur annäherungsweise den Nachfolger des Genies, des Titanen Caesar gesehen hat. Das ist durchaus alles sehr interessant. Er wäre es beispielsweise auch nie geworden ohne Aggrippinus, den die meisten Geschichtsbücher nicht einmal nennen : Aggrippinus war es, der dem Augustus seine Schlachten gewann, ohne die dieser niemals zum zweiten Caesar und schlußendlich zum Augustus geworden wäre. Augustus hat seine Maske derart gut getragen, daß wir Heutigen den Aggrippinus allenfalls noch durch einen Zufall kennen... – Es geht das Gerücht, Augustus habe sich in jungen Jahren einmal das Horoskop stellen lassen, vielleicht aus einer Laune heraus oder von Freunden überredet. Als er zu dem Astrologen ging, um es sich abzuholen, empfing dieser ihn, indem er sich vor ihm flach auf den Boden war und ihn ansprach : "Seid mir gnädig, mein Herrscher!" – Ein Zeitpunkt, wo – wie erwähnt – niemand auch nur eine Sesterze darauf gewettet hätte, Augustus könnte einmal der mächtigste Mann der damals mächtigsten Nation der bekannten Welt werden. Vielleicht stand es einfach in seinen Sternen. Oder er machte es dazu, weil er nach dieser Episode fest genug daran glaubte, daß es in seinen Sternen stünde...

Wie wir unlängst erst in Berlin feststellen konnten, nimmt zwar nicht das Haßpotential der Antifa ab, wohl aber ihre Zahl. Und Haß wirkt nur in der Stärke der Zahl richtig bei denen. Dreihundert der ihren wollten nach Hellersdorf, wo wir mit nahezu viermal sovielen waren. Das, denke ich, sagt genug. Die Antifa wird es auch nicht mehr auf die Reihe kriegen, so stark zu werden, wie sie es in den 7o- er und 8o-er Jahren oder noch in den ersten der 9o-er Jahre war. Von "bedrohlich" sind sie über "gefährlich" zu eher "lästig" abgesunken.

Ein Drohpotential legt man sich nicht zu; es entsteht. Wahrscheinlich spielen Neurosen dabei eine Rolle; wir alle haben welche, es ist nur die Frage, wie sie sich äußern und wie wir damit umgehen. Außerdem vermute ich, daß die Hirnchemie dabei ebenfalls eine Rolle spielt. Wenn Mensch sich bedroht oder angegriffen fühlt, schüttet menschs Gehirn Adrenalin aus und Noradrenalin und Endorphine und Enkephaline. Beim männlichen Menschen zudem noch Testosteron, das eine starke Droge ist. Das produziert Bedrohlichkeit. Die viele Menschen übrigens unterbewußt wahrnehmen. Vielleicht über die Witterung, wie Hunde das tun. Oder über non-verbale Kommunikation, Körperhaltung, Blicke und so weiter.

Der Mensch hat die Eigenschaft, sich unter Seinesgleichen Vorbilder zu suchen; von mir aus auch Führer. In den Dreißigern war diese Neigung – politisch gesehen – noch ausgeprägter als heute. Heute gelten als die Heroen eher Sportstars oder Filmstars oder derlei Leute – ein Zeichen dafür, daß die Bevölkerung sich irgendwo apolitisiert hat. (Oder, richtiger : apolitisiert worden ist.) Wobei natürlich auch eine Rolle spielt, daß Politik heute nicht mehr für den Einzelnen so existentiell nötig ist wie früher. Die Armutsgrenze hat sich verschoben, gehungert wird kaum noch, und dank der Weiterentwicklung der Technik lebt der Arbeitslose heute irgendwie luxeriöser als vor sechzig Jahren der einfache Arbeiter...

Insofern war das Bedürfnis der Menschen, die zur Zeit des historischen Nationalsozialismus gelebt haben, auch ein anderes als das der heutigen. Die Aufnahmebereitschaft für Führerschaft der autoritäten Art war größer. Wir erleben das in unserer Zeit durchaus in anderen Kulturkreisen. Denk mal an den Einfluß der Geistlichkeit in islamischen Ländern. Der ist ähnlich groß wie der Einfluß der Kirche in Europa im Mittelalter war. (Teilweise, wenn die Scharia angewandt wird, eine Frage von Leben und Tod. Was bei uns schlichtweg unvorstellbar wäre. Heute...) – Diese anderen Kulturkreise zeichnen sich fast alle dadurch aus, daß sie materiell ärmer sind als wir. Lassen wir mal ein paar Öl-Emirate beiseite, die sind nicht unbedingt repräsentativ. Und sind vor allem auch an ihren Reichtum noch nicht über einen so vergleichsweise langen Zeitraumgewöhnt wie wir an unseren relativen Reichtum, oder, sagen wir richtiger: Unseren mehr oder minder bürgerlichen Wohlstand.

In solchen Fragen stellt man oftmals fest, daß Marx mit seinem Postulat "das Sein bestimmt das Bewußtsein" gar nicht einmal so falsch lag. Vielleicht nicht immer und überall, aber in einer ganzen Reihe von Fällen ist das schon richtig.

Die Geschichte zeigt doch eigentlich, daß meistens soviel Führung ausgeübt worden ist, wie die Menschen brauchten. (Wurde es übertrieben, gab es Gegenreaktionen. Die nicht immer erfolgreich waren, wenn die an die Jaquerie in Frankreich denken, den Wat-Tylor-Aufstand in England oder den Bauernaufstand in Deutschland, aber die eben zumindest ausbruchsartig ein Zeichen dafür waren, daß die Leute gewissen Dinge nicht mehr mit sich machen lassen wollten.) Ähnliche – wenngleich mehr passive – Reaktionen – Verweigerungshaltungen – haben wir in der letzten Phase der DDR erlebt, und Anflüge davon erleben wir heute in der "Politikverdrossenheit". All so etwas sagt uns, daß die Menschen lieber überzeugt als überredet und auf jeden Fall lieber überredet als gezwungen werden.

Der Nationalanarchismus ist bestimmt nicht die Radikalisierung des Nationalsozialismus. Nationalsozialismus definiert sich als der organisierte Überlebenswille der Nation. Nationalanarchismus würde ich als Freiheitsstreben definieren, und zwar als das doppelte, nach innen wie nach außen hin. Es gibt historische Situationen, in denen Freiheit nicht zwingende Voraussetzung für Überleben ist. Insofern ist Nationalanarchismus sicherlich eher eine individualistische Überzeugung und Nationalsozialismus eher eine kollektivistische; die nämlich, in der die Freiheit des Kollektivs über der des Individuums steht. Im idealen Fall sind beide frei, das Kollektiv ebenso wie das Individuum; und oftmals ist die Freiheit des Individuums eine Voraussetzung dafür, die Freiheit des Kollektivs zu erringen. Aber nicht alle Fälle sind ideal. Deshalb sieht der Nationalsozialismus eher die Masse; die größtmögliche sinnvolle Masse. (Volk ist die größte Gruppe von Menschen, zu der man ein Gefühl spontaner Zugehörigkeit empfinden kann, ist eine gleichfalls nationalsozialistische Definition.) – Nach innen hin (sprich: in der Innenpolitik) kann der Nationalanarchismus radikaler sein als der Nationalsozialismus; er kann wegen seiner grundlegenden Wesensunterschiede aber nicht per se radikaler sein oder geschweige denn die Radikalisierung einer ihm irgendwo nicht unähnlichen, aber trotzdem zugleich fremd gegenüberstehenden Weltanschauung.

Soviel für heute. Ruf doch einfach an, bevor Du nach Hamburg kommst, dann sehen wir mal, ob wir ein Treffen ausmachen können. Ich bin immer wieder mal ein paar Tage unterwegs (in Kassel zum Beispiel), aber selten länger als drei, vier Tage; vorherige Absprache mit einer Vorlaufzeit von vielleicht einer Woche wäre daher sinnvoll.

Mit besten Grüßen

 

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