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Reaktionen in der Presse

aus: die tageszeitung (www.taz.de)

Wem das Herz zu weit links schlägt

Mit Oskar Lafontaine ist die Krise der Linken offensichtlich geworden. Weniger prominent, aber weit interessanter ist der Fall Peter Töpfer. Unter www.nationale-anarchie.de ist bis in private Einzelheiten hinein die intellektuelle und politische Katastrophe nachzulesen. Die verbale Radikalität der Linken wird zum mythischen Gebräu eines nationalen antikapitalistischen Widerstands. Peter Töpfer versteht sich selbst als Anarchist und zählt sich zur Linken. Aber er will beiden, dem historischen Anarchismus wie der klassischen Linken, ein neues Programm verschaffen - ein völkisches. Plötzlich erscheinen ihm Demonstrationen der NPD als anarchisches Aufbäumen des Volkes. Seitenlang macht er sich Gedanken über den Rassismus, um zum Schluss zu kommen, dass es nur darum gehen könne, den Antirassismus zu bekämpfen. Mühelos lässt sich diese Figur auch auf den gesamten Antifaschismus übertragen. Zwanzig Druckseiten umfasst allein die erste, online abrufbare Folge seines freundschaftlichen, sogar intimen Briefwechsels mit dem notorischen Rechtsradikalen Christian Worch. Die beiden sehen sich als Vorreiter einer allgemeinen Tendenz - und wollen dafür das Internet nutzen. Martin Walser werde wohl noch ein paar Jahre brauchen, um sich auf ihre Seite zu schlagen, schreibt Worch. Innenminister Otto Schilys Parolen gegen Ausländer aber seien schon heute radikaler als diejenigen der NPD.
die tageszeitung Nr. 6006 vom 2.12.1999
 

aus: Blick nach rechts

Schwarz-Rote Fahne
Von Peter Nowak

"Sleipnir"-Herausgeber Peter Töpfer kreiert einen braunen Anarchismus.

Wenn auf einer Nazi-Demonstration eine schwarz-rote Fahne auftaucht, konnte man bisher annehmen, dass sich ein Antifaschist versehentlich ins falsche Lager verirrt hat. Doch so sicher kann man da wohl jetzt nicht mehr sein. Es könnte sich bei dem Fahnenträger um Peter Töpfer handeln, der sich seit einiger Zeit krampfhaft bemüht, einen anarchistischen Flügel des "nationalen Widerstands" zu etablieren.

Töpfer ist in der rechten Szene kein Unbekannter. Seit 1995 gibt er gemeinsam mit Andreas Röhler im Verlag der Freunde das Magazin "Sleipnir" heraus. Wegen Verbreitung neonazistischer Propaganda und Verdacht auf Volksverhetzung wurden die Zeitung häufig beschlagnahmt und der Verlag und die Privaträume der Herausgeber durchsucht.

Kein Wunder, kommen doch in dem Blatt unter anderem bekannte Figuren der Negationistenszene wie Fred Leuchter, Gerd Honsik und Germar Rudolf zu Wort. Auch Beiträge osteuropäischer Rechtsextremisten, wie Tomislaw Sunic aus Kroatien, Alexander Barkaschow aus Russland und Tomasz Gabic aus Polen füllen regelmäßig das Blatt. Immer wieder wurden aber auch Artikel von Personen aus dem linken Spektrum abgedruckt und groß auf dem Titelblatt vermerkt, in der Regel ohne Wissen und gegen den Willen der Verfasser. Diese Querfrontstrategie verfolgt Töpfer jetzt primär im anarchistischen Umfeld, wo er in Analogie zum Nationalbolschewismus einen Nationalanarchismus kreieren will. Dafür hat er in letzter Zeit verstärkt das Internet zu seinem Medium erkoren.

Was Töpfer dabei unter Anarchismus versteht, macht er im Internet unter der Rubrik "AAARGH International. Deutsche Selektion" deutlich. Dort beantwortet Töpfer die selbstgestellte Frage "Was ist Revisionismus und warum eignet die nationale Anarchie sich ihn an?""Revisionismus, wie wir ihn verstehen, heißt Herstellung dieser Freiheit, heißt Kampf um totale Gedanken- und Meinungsfreiheit, gleich, ob es um Schuld, Geschichte... was auch immer geht: Freiheit als Selbstzweck, Freiheit um der Freiheit willen, Freiheit als Genuss. ... Wenn der Revisionismus verteufelt wird, liegt es daran, dass er ins Herz der Ideologie der heute Herrschenden stößt, und Herrschaft heißt immer Freiheitsberaubung." Auch gegen Flüchtlinge wird so agitiert: "Ich als Anarchist brauche überhaupt keine Rechtfertigung. Ich nehme mir, was ich will, und frage niemanden danach. Und ich ... entscheide ganz einfach und souverän, u.a. dass ich unter meinesgleichen leben möchte. ... Ich habe keinen Bock auf 'Asylanten' aus aller Herren Länder: So einfach ist das."

Nach dem Modell von "Sleipnir" taucht auf der Internetseite ein vermeintlicher Briefwechsel mit dem libertären Journalisten Egon Günther auf. Der hatte sich allerdings in einem Brief an Töpfer heftig dagegen verwahrt, dass der seine rechten Sprüche mit dem Anarchisten-Label schmückt und bezeichnete die vermeintlichen Nationalanarchisten als Nazimaoisten. Was Töpfer nicht daran hinderte, Egon Günther mit einem mehrseitigen Brief zu behelligen und beides ins Internet zu stellen. Auch der Briefwechsel zwischen Töpfer und dem Neonazikader Worch kann im Internet eingesehen werden. Töpfer über seinen Briefpartner: "Christian Worch war in den 70er Jahren einer der Protagonisten des sog. 'Neonazismus': Junge Deutsche standen auf und taten etwas, was bis dato niemand für möglich gehalten hatte: Sie marschierten in Knobelbechern und mit Hakenkreuzarmbinden durch Hamburg. Darin lag ein Affront, ein radikales und archaisches Aufbegehren, eine emanzipatorische Explosion gegen das verlogene westliche System ohnegleichen, das die nationale Anarchie bei aller ihrer entschiedenen bis ablehnenden Kritik am (Neo)Nationalsozialismus würdigt."

Anlass für den Briefwechsel war das Verhalten von Mitgliedern der "Freien Kameradschaften", die Töpfer Schläge androhten, als er im September '98 auf einer NPD-Demonstration in Rostock mit einer Anarchiefahne aufkreuzte. Neben persönlichen Überlegungen "Obwohl ich natürlich doch davon träume, im Fahnenmeer einer nationalen Demo auch die schwarz-rote Fahne der Anarchie flattern zu sehen!" nehmen in der Korrespondenz Fragen der Strategie und Taktik im rechten Lager großen Raum ein. "Glauben die Nationalen ohne Bündnisse auskommen zu können? Wenn nein: Wie gestalten sich konkret solche Bündnisse? Welches Verhältnis habe ich zu meinem Bündnispartner?" Mit seiner Anarchofahne und seinen mit "Deutsche Anarchisten" unterschriebenen Flugblättern ist Töpfer auch bei den Aktivitäten von Horst Mahler gerne dabei.

 

Deutsche Stimme Mai/2000:

Veranstaltung des Nationaldemokratischen Hochschulbundes
Volksbefreiung durch nationale Anarchie?
Kontroverse Diskussion mit dem Publizisten und bekennenden Nationalanarchisten Peter Töpfer

Wölfersheim (DS) – Eine nationalistische Versammlung, auf der über Anarchie debattiert wird, sprengt die Kategorien des Alltäglichen. So fiel die Diskussionsveanstaltung des Nationaldemokratischen Hochschulbundes (NHB) zum Thema „Anarchismus und Nationalismus“ deutlich aus dem Rahmen des üblichen. Obwohl, wie der NHB-Bundesvorsitzende Dietmar Engelhardt betonte, anarchistische Gedankenspiele für das Selbstverständnis der nationalistischen Studentenorganisation völlig abwegig seien, ging es in erster Linie darum, sich auch mit einem Nischenthema, wie es der Denkansatz der nationalen Anarchie sei, zu  beschäftigen. Aus diesem Grunde sei auch die Einladung an den „nationalen Anarchisten“ Peter Töpfer aus Berlin ergangen, der in der mittelhessischen NPD-Hochburg Wölfersheim seine politischen Vorstellungen erläuterte.

Arne Schimmer als Bundesvorstandsmitglied des NHB betonte einleitend, daß die altrechte Scheu vor dem Anarchismus abzulegen sei, da in eine Zeit gezielter Abwicklung der Heimat jeder positive Bezug auf die eigene Identität zu einer quasi anarchistischen Attacke gegen die Globalisierer-Cliquen werde. Da drastsiche Bewußtseinsveränderungen im deutschen Volke ohne eine waschechte Systemkrise nicht zu erwarten sei, müßten Nationalisten endlich die Angst vor Chaos und Anarchie ablegen.

Peter Töpfer, der bislang als Autor der Schriften Staatsbriefe und Sleipnir in Erscheinug getreten ist, verzichtete auf einen zusammenhängenden Einleitungsvortrag und forderte nach kurzen Ausführungen sofort zur Diskussion auf, die sich auch lebhaft entwickelte. Seine Anklage galt der „Verhausschweinung“ des Gegenwartsmenschen, dem er die spontane und gesund-archaische Ordnung der Anarchie entgegensetzte. Interessant waren die Ausführungen zum regionalistischen und organischen Ordnungsaufbau, dem ein nationaler Bezug stets immanent sei.

Dem „migrationistischen Wahnsinn“, so Töpfer, sei durch Widerstand gegen die drohende Weltversklavung durch das bindungslose Finanzkapital zu bgegegnen. Neben Zustimmung erntetete der Referent aber auch deutliche Kritik.

So wurde die Frage laut, wie denn der Anarchismus als vollendeter Liberalismus und Individualismus überhaupt in der Lage sein solle, dem ebenfalls individualistischen Kapitalismus Widerstand zu leisten. Erkennbar wurde überdies die Schwierigkeit, aus individualistisch-anarchistischer Sich zu einer uneingeschänkten Akzeptanz des Volks- und Nationsbegriffs zu gelangen.

Aus dem Plenum wurde zudem auf die im anarchischen Konzept fehlenden Wirkmächte von Mythos und biologischer Vorherbestimmtheit eingegangen.

Dem Ziel, veraltete Fronten aufzubrechen und nationalrevolutionäre Signale zu setzen, wurde die Veranstaltung dabei gerecht.

Den kulturellen Teil der Veranstaltung gestalteten die volkstreuen Dichter Hans-Michael Fiedler und Erick Lipok mit teil gefühlsbetonten, teils kämpferischen Beiträgen sowie das thüringische Musikduo „Eichenlaub“, das durchweg eigene vaterländische Stücke präsentierte.

Jürgen W. Gansel