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Briefwechsel und Gespräche
Briefwechsel Christian Worch - Peter Töpfer
Teil 2
1.1.99
Lieber Christian,
ich werde jetzt erst einmal Deinen Brief vom 10.12. zu Ende beantworten, obwohl ich ja nun auch schon Post an meine neue Anschrift (die erste!) von Dir bekommen habe.
Christian, ich bin viel zu wenig politisch. Es tut mir leid, daß ich im Moment gar nicht auf Deine ganzen Überlegungen zu NPD, N.W., Freie Kameradschaften usw. eingehen kann und wenn ich den Eindruck erweckt habe,
politisch zu sein. Ich bin es manchmal, streckenweise, aber ich sollte nicht ernst genommen werden.
Eben komme ich von Andreas: Die Verlagsräumlichkeiten sind verwüstet worden. Wir mußten an Dich denken und Deine damaligen Vorkehrungen zum Schutze Deiner Wohnung, die ja wohl auch nichts genutzt haben, als man
locker & leicht mit dem Rammbock ans Werk ging.
Ich kann leider nicht viel sagen zu all dem, was Du schreibst. Du bist viel viel mehr mit Politischem beschäftigt als ich. Ich möchte das Politische Leuten wie Dir überlassen. Ich würde nur Schaden anrichten. Ich bin
einfach unfähig dazu und kenne mich auch viel zu wenig aus. Vielleicht kann ich mich ab und zu mit einem Kommentar nützlich machen.
Ich sehe in der Verbotswelle auch positives. Also mir gefällt das jedenfalls mit diesen “freien Kameradschaften”. Das Wort “frei” hat ja hier durchaus einen doppelten Sinn, und das finde ich
als Anarchist natürlich gut. Es könnte dort nach meinem Geschmack noch viel freier zugehen. Wie das zu erreichen ist: das war meine Fragestellung. Und da sah ich eine Verantwortung bei der Führung. Du schreibst:
“Denn wo es keine organisatorischen Zusammenhänge gibt, sieht es mit der Führerschaft im klassischen Sinne schlecht aus.” Ja, genau; und ich meine eben eine andere Art Führung. Jetzt, wo die
“klassische Führerschaft” wegfällt, muß sich nämlich bewähren, was wirklich Führung ist (auf “kommunikative, szenische, interaktive” Art, wie Du schreibst, und nicht durch Sprüche). Und darin
liegt auch wieder eine große Chance. Das alles erhöht die Qualität (“Klasse statt Masse”). Hier kommt die Frage nach wirklicher Autorität ins Spiel.
Das, was Du zu den fluktuierenden Meinungseinflüssen schreibst, gefällt mir eigentlich wieder. Aus diesem “Chaos” kann sich wahre Führerschaft/Autorität entwickeln. Ich bin sogar positiv überrascht, daß
es in der Bewegung so bewegt zugeht. Davon kriegt man leider nicht so viel mit. In der ns-orientierten Szene (bzw. der Szene überhaupt, die leider zu sehr ns- bzw. vergangenheits-orientiert ist) sieht’s für
mich sehr nach Pseudo-Autoritäten und kontur- und substanzlosem Fußvolk aus, mit dem eh kein Blumentopf zu gewinnen ist. Ich finde, der Meinungsstreit in der Führung sollte mehr öffentlich gemacht werden; das würde
auch das “Fußvolk” anregen, ermutigen und Elan und Kreativität freisetzen. Das würde dann auch und wiederum kompetenter die Selektion der Führerschaft vornehmen. Also eine gewisse Chaotisierung würde der
Sache gut tun. Aber vielleicht ist das alles schon in Gang, tut sich von selbst, wie Du neulich geschrieben hast. Daß Du so oft vor Ort bist und mehr machst (machen kannst) als andere, finde ich in diesem
Zusammenhang vorteilhaft. Was Du von Dir als Sophisten schreibst (Deine geistige Freiheit), das wußte ich schon von Dir. Richtig ist auch, daß die Führerschaft eine “Frage des kommunikativen Potentials und der
Charakterstruktur” ist, wie Du schreibst. Vielleicht ist eines meiner Motive, Dir zu schreiben, daß ich mir wünschen würde, daß Du in diesem Punkt noch Fortschritte machst. Von Dir – soweit ich das
mitbekomme (ob es repräsentativ ist, kann ich nicht beurteilen) – gibt es das Image eines relativ kühlen, intelligenten Mannes. Also dieses Image bildet sich nach dem, was die Leute von Dir mitkriegen, d.h.
auf Demos, bei öffentlichen Angelegenheiten, dort insbesondere bei Reden. Es heißt, Du seiest – im Unterschied zu anderen – relativ emotionslos. Ich kann das nicht bestätigen; ich fand Deine Rede in
Berlin – wie ich schon schrieb – eher emotional. Aber vielleicht sind das Emotionen, die die meisten Zuhörer nicht wahrnehmen (können), weil sie dort entweder keinen Resonanzboden haben (keine
Gegenseitigkeit), oder weil dort Abstumpfung herrscht. Im Unterschied zu Dir soll es also mitreißendere Redner geben. Auch das kann ich nicht bestätigen. Was nach Herz aussah, war oft nur Schaumschlägerei. Kurz
& gut: Ich würde mir aber einen noch etwas weniger kühlen Christian Worch wünschen, damit Du auch bei anderen voller rüberkommst; das wäre das Ideal. Aber vielleicht liegt das nicht nur an der
“Charakterstruktur” (woran man “arbeiten” könnte), sondern auch am nordischen Temperament. Man sagt ja den Hanseaten eine gewisse Kühle nach. Anyway, das “kommunikativen
Potential” scheint mir jedenfalls in den tieferen Bewutßseins- bzw. Seelenschichten zu liegen, im Emotionalen. Wenn Du da etwas auftauen könntest, wäre das eine schöne Sache, die uns alle nach vorn bringen
würde.
Was Du zur NS-Lastigkeit/Hitler-Kult/Faschismus in der Szene (und Gegenszene) schreibst, trifft m.E. alles so zu. Ich finde vor allem Deine Beschreibung von Faschismus bzw. daraus folgend Antifaschismus sehr richtig.
Und ich nehme an, Du bist in diesem Sinne Antifaschist (wenngleich wir wissen, daß es Momente gibt, in denen Faschistisches notwendig werden kann). Daraus – wenn wir keinen Faschismus wollen – folgt die
Notwendigkeit eines offensiven Umgangs mit dieser Problematik. Wir müssen so gesehen die Diskussion prägen, die Begriffe für uns zum Einsatz bringen. Daher neulich mein Vorschlag einer AG Antifaschismus. Leider sind
solche Gedanken bei anderen nur im Keimzustand vorhanden. Wir sollten die Antifaschisten richtig ernst nehmen, ganz ehrlich mit ihnen umgehen (im Sinne Deines Sophismus‘). Und dann gewinnen wir sie auch. Ich
hatte neulich eine Diskussion mit Christian Wendt, der die Frage stellte, wen wir überhaupt (mit Demos z.B.) gewinnen wollen. Ich antwortete darauf: natürlich die, die vor Ort sind, die die Demos (von außen)
begleiten. Man muß “situativ” sein, wie Du sagen würdest. Ich spreche hier als Anarchist von “Situationismus” (Situationistische Internationale etc. – gab es in den 60er Jahren). D.h.
man muß hier “kommunikativ” werden. Auf Kommunikation via der Systemmedien zu setzen, ist sinnlos; d.h. hier sind wir völlig frei, und daraus könnten sich dann doch wieder Kanäle ergeben: Ungewöhnliches
wird dann doch wieder transportiert; da ist der Systemjournalist dann doch eitel und bringt gern Originelles, was sein Kollege nicht hat; davon sickert dann doch etwas durch (Beispiel: Der Spiegel brachte jüngst ein Kurzinterview mit einem dunkelfarbigen FN-Vorständler; berichtete damals auch über rot-braune Bündnisse usw.) und sorgt für Chaotisierung. Dann höre ich immer wieder: Wir müssen unsere eigenen Medien entwickeln. Naja, der Meinung bin ich auch und tu ja auch einiges in dieser Richtung. Aber solange hier nichts ordentliches da ist... Na jedenfalls sollte man den Aspekt der direkten Kommunikation bei einer Demo nicht außer Acht lassen. Christian Wendt kam nicht mehr dazu, zu sagen, wen er denn nun gewinnen will. Ich vermute mal, “die Bevölkerung”. Ich meine aber, die ist eh zu träge. Wir müssen die gewinnen, die aktiv sind. Und die Aktivsten sind meist bei Demos vor Ort: auf der anderen Seite. Die müssen wir ansprechen. Die sollen in Scharen zu uns überlaufen wie einst die Roten Frontkämpfer. Aber die sollen auch ihre Identität bewahren. Und das können wir schaffen. Ich bin in Berlin gut ins Gespräch gekommen mit Antifas. Das liegt natürlich auch daran, daß ich selbst Antifaschist bin. Anders geht es natürlich nicht. Ich bedaure sehr, daß der Antifaschismus im nationalen Lager nicht weiter verbreitet ist. Mein Flugblatt kam doch bei einigen ganz gut an, sorgte mindestens für Überraschung. Gut fand ich auch die Idee, die plötzlich bei Kameraden aufkam, eine Schneeballschlacht zu machen mit den Antifaschos. So etwas sind gelungene, echt gute und wirksame Aktionen. Da passiert wirklich etwas, bewegt sich etwas. Du schreibst, daß es “nur einer kleinen Minderheit möglich ist, sich aus dieser Spirale zu befreien”. Da sehe ich nicht so. Die Minderheit geht voran. Aber dann wird es Allgemeingut. D.h. wir müssen auf diese Art vorangehen. Du schreibst: “Warum sollte unsere Szene anders strukturiert sein als die Gesamtgesellschaft?” Das klingt so fatalistisch; und auch etwas mutlos. Und das überrascht mich etwas von einem Revolutionär (siehe unsere kurze Diskussion in Berlin, wo Du Dich im Unterschied zu mir als Revolutionär bezeichnetest (oder täusche ich mich da?)), dem es ja doch wohl um die Veränderung der “Gesamtgesellschaft” geht: ? Und natürlich muß die Veränderung in der Szene beginnen. Wenn Du schreibst, daß wir hier kaum was tun können, bin ich nicht Deiner Meinung. Es reicht nicht, nur von “sogenannten Antifaschisten” zu sprechen (“Antifaschos” finde ich dann auch schon besser), wenngleich ich das natürlich richtig finde (aber nicht prinzipiell; nur wenn sie tatsächlich keine Antifaschisten sind bzw. wenn sie sogar faschistisch vorgehen, wie gestern gegen den VdF (wenn ich hier mal eine “antifaschistische Aktion” vermute); die können auch wirklich antifaschistisch sein; hier sollte man wirklich differenzieren.)
Die Frage der NS-Nostalgie ist sehr wichtig. Das ist ein Riesenthema. Leider ist mein “Brief an neonationale Sozialisten” bislang nur in meinem Kopf vorhanden. Ich muß ihn endlich mal aufschreiben. Das
ist letztlich ein psychopatholigisches Problem. Ich hoffe, daß ich an der Stelle noch einen Text einigermaßen zusammenkriege. Ich sehe jedenfalls weit & breit niemanden, der hier für die nötige Aufweichung und
Anbahnung einer Lösung sorgen kann. Ich schwimme wirklich genau zwischen den Fronten. Meine Kollegen links sind einfach viel zu verklemmt. Ausname: der Hamburger Anwalt Horst Meier (siehe seinen Artikel neulich
wieder in der taz über Gary Lauck, deutsche Freiheit usw.)
Schade, daß ich damals den Index nicht kannte und somit nicht lesen konnte! Was Du über ihn schreibst, begeistert mich. Könnte man das nicht wieder aufleben lassen? Oder etwas in diese Richtung jedenfalls. Vielleicht auch etwas in Richtung Satire(maga)zin(e)? Laßt uns doch mal rumhorchen, wer da als Autor in Frage kommen könnte! Mir fallen gleich ein paar ein. Ich finde, es ist an der Zeit, ein solches Blatt zu machen. Man muß natürlich eine große Mannschaft zusammentrommeln, damit es nicht in Streß ausartet. Ich nehme an, Andreas wäre einem solchen Projekt gegenüber ebenfalls aufgeschlossen. Fallen Dir ein paar geeignete Kandidaten ein? Frische, neue, unverbrauchte, junge Leute!, die am besten noch gar nichts von ihrer Begabung wissen. Was Du über Dein Verhältnis zum Zentralorgan schreibst,
finde ich richtig. Man soll sich nicht um alles kümmern. Streß ist Mist.
Du schreibst, daß Du sowohl Ideologe als auch Abweichler bist. Dieser Dualismus (“philosophische Frage”, wie Du schreibst) entsteht m. E. nur dadurch, daß Du Dich in Hinblick auf irgend etwas definierst.
Das finde ich schade; das hast Du m. E. gar nicht nötig. Ich empfinde Dich jedenfalls überhaupt nicht als Ideologen! Als Abweichler schon, oder sagen wir als Außenseiter. “Stellt ein Abweichler einfach nur
eine Ideologie in Frage oder schafft er damit durch Modifizierung eine neue Ideologie?”, fragst Du. Ich glaube, das könnte auf Dich zutreffen (im Zusammenspiel mit anderen); ich würde es mir jedenfalls
wünschen und sehe das auch so; wobei ich es natürlich nicht wollte, daß dabei eine Ideologie herauskommt. Jedenfalls finde ich Ideologien langweilig und schädlich. Aber irgendwie müssen die wohl auch sein.
“Die Tatsache, daß” Du “gleichermaßen Ideologe und Abweichler” bist, “befriedigt” meinen “Sinn für Anarchismen” eigentlich noch nicht. In der Anarchie gibt es keine
Ideologien und demnach auch keine Abweichler. Da gibt es nur “Liebe, Arbeit und Wissen”, wie Wilhelm Reich sagen würde, und Volksgemeinschaft, wie ich hinzufüge, aber das ist wohl schon durch
“Liebe” gesagt. Aber da Du für mich kein Ideologe bist, komme ich als Anarchist ziemlich gut zurecht mit Dir.
Also in diesem Sinne: Heil!
P.S.: Jetzt habe ich erst einmal Deinen Brief vom 10.12. zu Ende beantwortet. Den vom 24. beantworte ich demnächst.
Hamburg, den 11. Januar 1999
Lieber Peter!
Vielen Dank für Deinen Brief vom Neujahrstag.
Es ist sehr ärgerlich zu hören, daß die Verlagsräume des Verlages der Freunde verwüstet worden sind. Nicht unbedingt als Zufall ist anzusehen, daß ich gerade heute Auszüge aus
linksradikalen Blättern bekam, von denen ich Dir einen beilegen möchte. Ich habe leider keine konkrete Quellenangabe, weiß also nicht, wann das Blatt erschienen ist. Aber es wird erstens relativ aktuell sein,
zweitens aber auf jeden Fall vor dem Jahreswechsel herausgekommen sein (da es mit von einem niederländischen Kameraden übermittelt wurde, der es sich seinerseits auf Umwegen beschafft hat, was ja ein paar Tage in
Anspruch nimmt). Ich denke mal, dieser Überfall ist auch im Zusammenhang mit dem Artikel zu sehen.
Was Sicherungssysteme betrifft: Kein technisches Sicherungssystem kann perfekt sein. Sinn eines solchen Systems ist es, das Eindringen zu erschweren und Nebeneffekte zu erzwingen. Nebeneffekte
in diesem Sinn sind vor allem Geräuschentwicklungen und Verzögerungen beim Eindringen. Die Verzögerungen sind nötig, um Gegenmaßnahmen einzuleiten, und die Geräuschentwicklungen sind nötig, um (bei Wohnbauten)
Nachbarn zu motivieren, die Sicherheitskräfte zu alarmieren. – Ich kenne die Räumlichkeiten des Verlages nicht genau, habe mich nur einmal vor dem Haus mit Andreas getroffen. Soweit ich das sehe, scheint es
ein Gewerbebau zu sein (nicht ständig bewohnt), und der Verlag hat sein Büro wohl im hinteren Teil. Das sind für Einbrecher günstige Voraussetzungen, da sie nahezu ungestört vorgehen können. Unter diesen Umständen
würde sich weniger eine Panzertür empfehlen (die ich Dir, wenn ich zehn Minuten richtig Krach machen kann, ohne daß jemand es mitbekommt, auch mit einem Lehmann und einem langen Kuhfuß aufkriegen würde), sondern
mehr ein ,,stiller Alarm”. Wobei der Anschluß an eine private Wachfirma noch sinnvoller sein kann als bei der Polizei. Die Staatsmacht wird von den Privaten zwar auch alarmiert, aber dann gibt es ein
Protokoll, das nicht unterschlagen werden kann. Der Polizei wäre zuzutrauen, daß sie die Einrichtung im Alarmfall einfach sabotiert, sprich abschaltet, wenn dort jemand weiß, was für ein Objekt da angegriffen wird,
und entsprechend motiviert ist...
Solche Einrichtungen sind übrigens noch gar nicht einmal so teuer.
Daß Du ,,nicht politisch bist”, ist nicht unbedingt ein Nachteil: Je politischer jemand ist, desto mehr kann er dazu neigen, ,,betriebsblind” zu werden. Wer in dem Sinne, in dem Du
das wohl meinst, ,,nicht politisch ist”, erhält sich eine gewisse Unbefangenheit, die bei gewissen Betrachtungen vorteilhaft sein kann.
Wirklich unpolitische Menschen fragen mich häufig, warum es der ,,Rechten” (gemeint sind hier die Parteien) denn nicht möglich ist, gemeinsam zu agieren... Wir kennen dafür dutzende bis hunderte von Gründen, aber die dem sprichwörtlichen ,,Mann von der Straße” erfolgreich zu vermitteln, ist gar nicht so einfach.
Natürlich hat eine Verbotswelle auch positive Aspekte. Wir wissen das ebensogut wie die Sicherheitsexperten von Papa Staat. Schon wenige Monate nach dem ANS/NA-Verbot vom Dezember 1983
konstatierte der damalige VS-Chef von Hamburg, Lochte, im hiesigen ABENDBLATT: ,,Das Verbot hat den Nazis nicht geschadet, im Gegenteil, sie sind stärker als vorher!” – Und eine zwar marginale, aber sehr
lustige Erfahrung war für mich persönlich folgende: Wenige Wochen nach dem Verbot hörte ich von einem Kameraden, der auf persönlicher Ebene ein paar von den ,,Hell’s Angels” kannte, daß die ihm gesagt
hatten: ,,Heh, an Euch Nazis muß ja echt was dran sein, wenn der Innenminister sich die Mühe macht, Euch zu verbieten. Wir haben Euch vorher gar nicht so ernst genommen, aber das müssen wir jetzt nochmal
überdenken.” – Nicht, daß es eine besondere Rolle spielen würde, ob die ,,Angels” uns ernst nehmen oder nicht. Aber als eine Art von ,,proletarischer Elite” sind sie oftmals wohl eher
repräsentativ für das, was in wichtigen gesellschaftlichen Schichten gedacht wird, als Leute wie Du oder ich. (Wobei ich ,,wichtig” nicht im Sinne der ,,gesellschaftlichen Kräfte” von Parteien,
Verbänden, Kirchen, Gewerkschaften und so meine, sondern wichtig im Sinne der ,,Arbeiterklasse”.)
Nun haben Vorteile aber auch ihre Nachteile.
Wenn jemand Kraft seiner Persönlichkeit (oder durch Sachkompetenz) führt, dann ist das individuell. Fällt der Mann aus (und ist kein geeigneter Mann vorhanden, das Vakuum zu füllen), fällt die
Führung aus. – Wer zum Beispiel könnte mich – funktional gesehen – ersetzen?! Daß das schwer möglich ist, hindert einerseits die nötige Entwicklung und stellt andererseits für mich persönlich eine
Gefährdung dar. – Institutionelle Führung, Führung qua Amt, ist jedoch nahezu beliebig zu ersetzen. In Bürgerkreisen kennt man den Spruch: ,,Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch den Verstand dafür!”
Das ist zwar überzogen, aber in den Grundzügen haut es hin.
Meinungsstreit ist nur bis zu einer gewissen Grenze produktiv, belebend, anregend. Über diese Grenze hinaus ist er hinderlich, schafft Irritationen. Es ist sehr schwer, diese Grenzlinie zu
treffen bzw. zu verhindern, daß sie überschritten wird.
Ich bin, der ich bin. Es ist nicht meine Art, Leute mitzureißen. Folglich hat es keinen Zweck, wenn ich das versuche. Ich halte Überzeugung für wichtiger als Überredung. Damit lassen sich zwar
vordergründig weniger Leute gewinnen; aber die, die gewonnen werden, sind dann dauerhafter dabei. Diese Kontinuität halte ich für wichtiger als das Strohfeuer, das auflodert und nach ein paar Tagen oder Wochen oder
allenfalls Monaten ausgebrannt ist. – In mir lodert Wut. Aber es ist eine kalte Wut. Wäre es eine heiße, wäre ich jetzt dort, wo Kay Diesner sitzt. Oder ich wäre dort, wo Kurt Wolfgram und Klaus-Ludwig Uhl
liegen. (Uhl war ein bedeutender Mann. Er war fast so gut wie Kühnen, und hätte er länger gelebt, hätte er Kühnens Stelle einnehmen können. Es ist kein ,,tragischer Zufall”, daß die Polizei ihn in
München-Waldperlach erschossen hat. Genausowenig ist es ein Zufall, daß ich in München-Waldperlach nicht dabei war. Wäre meine Wut von der heißen Art gewesen, ich wäre dabei gewesen Aber mit der kalten Wut in mir
habe ich es vorgezogen, ins Gefängnis zu gehen, um meine Wut und mich zu stählen.) – Mit der Wut ist es so, wie Dr. Goebbels es über die Rache sagte: ,,Rache ist ein Gericht, das kalt genossen sein
will.” Und diese Kälte erscheint vielen fremdartig, ja, nichtmenschlich.
Wir werden einen Großteil der linken Antifa nicht zu uns rüberziehen können. Diese Leute sind zu sehr dogmatisiert. ,,Mit Faschos spricht man nicht” ist ihnen eingetrichtert worden wie
eine Gehirnwäsche. – Wir erreichen hin und wieder einzelne von ihnen. Aber das ist immer ein Tropfen auf den heißen Stein, einer von tausend oder im besten Fall einer von hundert. – Wen wir erreichen,
das sind Jugendliche, jüngere Menschen, die bisher noch nicht politisch aktiv sind, aber deren Lebensverhältnisse sich verschlechtern, die unzufrieden sind. Die kann man noch mobilisieren, und die kommen nicht mit
einer feindlichen Prägung, sondern allenfalls mit einer neutralen oder möglicherweise schon als Leute, die jahrelang mit unseren Anliegen sympathisiert haben, denen aber noch der Kick gefehlt hat, sich selbst
einzubringen, selbst aktiv zu werden.
Deine Kollegen links sind einfach viel zu verklemmt, wie Du selbst sagst. Ich kenne dies beispielsweise von zwei Leuten aus der Science-Fiction-Szene, die mit mir zusammen eine Dokumentation
gemacht haben. Mit mir und über mich. Der eine davon ist in einer ausführlichen Korrespondenz mit mir von seinen Dogmen soweit abgerückt, wie es ihm möglich ist, hat sich davon emanzipiert. Aber zu uns rüberziehen
könnte ich ihn wohl selbst dann nicht, wenn ich es wollte.
In den späten 20-er und frühen 30-er Jahren sagte man: ,,Wem die Not das letzte Hemd ausgezogen hat, der zieht das Braunhemd an.” – Inzwischen ist es noch immer so, daß der
Bundesbürger ein Dutzend Hemden im Schrank hängen hat. Und die sind inzwischen auch unpfändbar. Der Druck im Kessel ist einfach noch nicht so groß, daß das geächtete ,,nationale Lager” als die letzte
Alternative erscheint.
Es wäre reizvoll, ein neues Magazin ,,auf den Markt” zu bringen. Aber was mich betrifft: Zur Zeit lieber nicht. Ich habe keine flüssigen Mittel, um eine Anschubfinanzierung
sicherzustellen. Und ich bin mit öffentlichkeitswirksamer Arbeit so sehr beschäftigt, daß ich mich einem solchen Projekt nicht richtig widmen könnte. Ganz oder gar nicht, ist da meine Devise. – Der nächste
Punkt ist der, daß ein (gewissermaßen satirisches) Magazin nicht eine vorhandene Marktlücke füllen würde, sondern Anteile eines existenten Marktes aufsaugen würde. Was für andere zu einer Stagnation oder gar einem
Rückgang ihrer Auflage führen würde – beispielsweise für das ,,Zentralorgan”. Ich will da nicht einmal den Eindruck wecken, daß ich einen Konkurrenzkampf wünsche. Vor allem nicht einen, der mich zwingen
würde, einen Teil meiner Kapazitäten (arbeitsmäßig-organisatorischer Natur) zu binden. Zumindest im Augenblick brauche ich freie Hand. Die Dinge sind so sehr im Fluß, daß ich eine längerfristige Planung für nicht
hilfreich halte. Und ein herausgeberisches Projekt ist in jedem Fall eine längerfristige Planung.
Anarchie ist eine Ideologie. Ideologien sind Denkgebäude. Anarchismus ist die Vorstellung von einer herrschaftsfreien (oder zumindest herrschaftsarmen) Gesellschaft. Jedes gesellschaftliche
Konzept ist zugleich ein Denkgebäude. Mithin eine Ideologie...
Mit besten Grüßen
13.1.99
Lieber Christian,
Dank für Deinen Brief vom 11. und besonders auch für die Kopie aus dem Revolutionären Funken. Wie Du auch, so vermute ich da einen Zusammenhang mit dem Einbruch neulich.
20.1.99
Inzwischen gibt es eine Art Bekennerschreiben, veröffentlicht in Interim. Ich lege Dir mal ‘ne Kopie bei.
So, jetzt zu Deinem Brief vom 24.12., der noch unbeantwortet bei mir liegt. Ich bewundere und bestaune wieder einmal dieses politische Denken. Ich darf schon mal ein statement aus Deinem letzten Brief aufgreifen:
“Ich bin, der ich bin.” Ja, und der bin ich auch. Ich werde nie so denken können. Aber es ist ja in Ordnung so. Ich kann also auch nicht mehr auf die Diesner/NPD/usw.-Problematik eingehen.
Ja, Symbiose ist Parasitentum, wenn man so will; nur daß eben beide aneinander schmarotzen. Mehr ist es im Prinzip nicht. Aber nein, diese Wörter passen eben doch nur auf das einseitige. Alles andere ist eben doch
Austausch. Aber ein wenig schlechter Beigeschmack bleibt bei solchen Gedanken. Zum Beispiel in der Liebe, in einer Beziehung: Was ist das zwischen uns (Mann und Frau), schmarotzen wir uns nur gegenseitig an, saugen
wir uns nur aus, oder ist da etwas, was man als Liebe bezeichnet? Ist in der Symbiose nicht auch so eine Art Lüge drin; die Lüge, daß man allein nicht leben kann? Entschuldige, wenn ich hier etwas abschweife. Im
Politischen sehe ich das auch nicht so kompliziert. Ich bin jedenfalls ein symbiotischer Mensch. Ich merke das an mir, daß ich da überhaupt keine Probleme habe.
A propos “Anti-KKW-Bewegung”: Warum sind denn da zum Beispiel bisher keine Nationalen dabei gewesen? Ich nehme an, die meisten Nationalen sind auch Kernkraft-Gegner, oder? Ich weiß bloß, daß einige
Anti-KKWer zu den Nationalen übergelaufen sind. Die wirklichen Naturfreunde dort stehen uns doch sehr nahe. Einmal – habe ich gelesen – haben die auch angefangen, auf Demos und Protestveranstaltungen
Volkstänze zu machen und Volkslieder zu singen. Und das nicht vor 20 Jahren, sondern das war letztes oder vorletztes Jahr. “Tanz gegen den Wahn” o.s.ä. hieß das Motto. Da müssen wir doch dabei sein. Und
sind es auch. Also ich fahre da das nächste Mal mit hin mit ein paar Kumpels zum Tanzen. Dort sollte man zwar als Nationaler unerkannt bleiben (zumindest keine pol. Abzeichen o.ä.), aber hinterher kann man schön
drüber schreiben und die das wissen lassen, daß man sich in einer Gemeinschaft mit denen sieht und diese Gemeinschaft praktiziert. In den neuesten Antifa-Publikationen kriegt man doch diese Angst mit, daß sie
einsehen müssen, daß wir eben doch Gemeinsamkeiten haben. Man merkt geradezu panische Angst. Sieh Dir nur den letzten Satz aus dem Bekennerschreiben an. Naja, mir machts jedenfalls Spaß, an dem Punkt zu wirken.
Das war Volksfront, jetzt zu “Volksfront”: Ja, da sind wir uns einig. Die Bewegung sollte eine “Volksfront”-Bewegung sein. Aber noch besser wäre natürlich eine richtige Volksfront-Bewegung. Du
weißt, was ich mit dieser Unterscheidung meine. Wenn ich an die Kommunisten denke mit ihrem Gelaber von “Volksfront”, da kann ick doch nur über lachen bzw. da wird mir schlecht. Aber wenn wir im
nationalen Block “Volksfront” machen, dann kann – und sollte natürlich – eine wirkliche Volksfront daraus entstehen. Es war eben nur der heikle Punkt, daß die Diesner-Freunde dort etwas
kontraproduktiv sind. Lieber wäre mir, wenn solche Diskussionen nicht um die Diesner-Demo-Episode ginge (da muß ich zugeben, daß ich überfordert bin in diesen strategisch-tatkischen Fragen; vielleicht oder bestimmt
hast Du recht), sondern wie hier oben kurz angedeutet. Also daß man gleich auf die wirkliche Volksfront abzielt. Aber ganz sicher bin ich natürlich – zwangsläufig als Anarch(ist) (: dazu später), als
Einzelkämpfer – auch an “Volksfront” interessiert.
Ja, mir fiel gerade “Verbissenheit” ein, als ich daran dachte, wie manche das nicht so sehen können, und hier schreibst Du prompt vom “‘Reflexbiß‘ bei Hunden”. Diese Verbissenheit hat eigentlich ganz andere Ursachen als politische; es sind reine Komplexe. Es ist ein Jammer, daß so was mit Politik durcheinandergerät. Es hat dort eigentlich nichts zu suchen und macht nur alles kaputt. Aber die Politik ist nun mal zwangsläufig ein Tummelfeld für Neurotiker. Das geht gar nicht anders. Und man kann auch gar nichts anderes tun dagegen, als einigermaßen entspanntes Vorbild zu sein. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie öde ich manche Leute finde, wenn sie mir mit irgendeinem ideologischen Kram kommen. Und die können auch ganz anders sein, relativ locker. Aber dann, an bestimmten Punkten, da drehen sie durch. Naja... Aber das paßt zu Deinem nächsten Punkt:
Ich finde es nicht gut, daß Ihr die Demo für den BGS-Mann abhalten wolltet (obwohl ich für den und dessen Familie auch Trauer empfinde), und nicht für Grams, “obwohl uns menschlich gesehen der Untergrundkämpfer
irgendwie sympathischer war”. Ich finde das einen entscheidenden Fehler. Oder eben man hätte eine Trauerdemo machen sollen, wo man beide betrauert. Na gut, das wäre vielleicht nicht rübergekommen und ein
undeutliches Signal gewesen und hätte nur zu Konfusion geführt. Aber ich bin der Meinung, man sollte auf das “Menschliche” hören und sich von diesem leiten lassen. (Das hat jetzt übrigens nichts damit zu
tun, daß Grams bei Nationalisten rumgehangen hat ’ne Zeitlang, wie ich im Zorg gelesen habe; das ist jetzt eine ganz andere Ebene.) Dort ist das Wahre und der Geist und das Leben. Alles andere ist letztlich öde, Wüste und kann auch nicht zum Erfolg führen (und das ist auch gut so). Die Demo-Idee “Rettet Schröders Nase!” dagegen finde ich da schon besser. Darin kommt auch eine gewisse Großzügigkeit zum Ausdruck, eine Reife, Überlegenheit, gleichzeitig Witz: schöne Mischung. “Wurde natürlich auch verboten”, schreibst Du. Vielleicht hätte man listiger sein müssen in dem Moment; ich weiß es nicht. Aber mein Eindruck ist der, daß nationale Demos neuerdings nicht mehr so schnell verboten werden; daß sich da etwas geändert hat. Vielleicht kann man ja in Zukunft wieder mal so eine Idee versuchen zu verwirklichen. “Spaßguerilla”.
Aus dem Rest dieses Absatzes (S. 2 Deines Briefes oben) spricht auch eine gewisse Verbissenheit. Eine Enttäuschung. Daß Du gleich auf den “Mann mit dem Gewehr” kommst! Sicher bin ich zu naiv auf der
anderen Seite. “Repressionsapparat” hin, “lächerlich” her: entspannt bleiben und für die nächste Demo bereit bleiben. Das nächste Mal klappt’s vielleicht. Ich würde nicht über den Mann
mit dem Gewehr lachen; ich würde den verdammt ernst nehmen. Aber hinterher muß man doch wieder lustig werden. Aber ich gebe zu: Manchmal bin ich etwas naiv.
Ich finde auch, was Du im nächsten Absatz schreibst, zu weinerlich, kontrapunktiert durch den Witz. Wir machen das schon, auch ohne irgendwelche Medien. Der Wille und der Spaß an der Sache muß nur da sein. Der Rest
tut sich von ganz alleine. Wenn der Spaß da ist (und das “Menschliche”, s.o.), dann läuft die Sache von ganz alleine. Dann setzt sich das früher oder später durch. Dann reißt das einfach mit. Über die
Wege, wie das geschieht, braucht man sich keine Gedanken zu machen. Das ist ein Funke, der einfach überspringt und Kreativität entfacht. Und dann sieht es so aus, wie es der Führer einst sagte: Wir werden mit
mathematischer Sicherheit gewinnen. Der Führer wußte das schon ganz früh in den 20er Jahren. Er hatte natürlich recht. Und er war ganz entspannt dabei. Schade nur, daß auch er seine verbissenen Seiten hatte.
Du hast natürlich recht, wenn Du schreibst, daß man die NPD zu etwas unorthodoxeren Demos wahrscheinlich nicht so leicht kriegt und daß es schwierig für die Freien Kräfte ist, Demos ohne die Finanzkraft der NPD zu
organisieren. Aber versuchen sollte man es. Naja, das übliche: Symbiose...
Übrigens Kompliment für die Irak-Soli-Demos!! Ich hörte von Hamburg; hat es in Neustrelitz geklappt? Ich hatte auch schon mein Flugi vorbereitet, konnte dann aber nicht kommen.
Nun zu Deinem Brief vom 11.1.1999 und Dank nochmals für die Kopie aus dem Rev. Funken. Ich leg Dir wie gesagt Kopien aus Interim und dem AIB bei, falls Du die noch nicht hast. Dank auch für den Tip “stiller Alarm”.
Ja, es muß natürlich ein gesunder Mix von persönlicher und institutioneller Führung sein. Man darf beides nicht vernachlässigen.
Ja, jeder Meinungsstreit kann ab einem bestimmten Moment umkippen in sinnloses ödes Gequatsche. Es ist eigentlich nicht so “schwer”, das zu merken und dann dafür zu sorgen, daß es aufhört.
“Ich bin, der ich bin”: Null weiterer Kommentar dazu. Entschuldige, wenn ich so blöde war und mich da in irgendwas eingemischt habe. Alles ist schon richtig so, wie es ist. Aber mitreißen oder besser agitere (oder -are? Ich bin kein Lateiner) ist nicht unbedingt “überreden”. Auch “überzeugen” hat einen nicht-kognitiven Aspekt. Wenn man sich das mal genau ansehen würde (Kommunikations-Psychologie; ein gewisser Paul Watzlawick hat da z.B. glaube ich drüber gearbeitet), warum und wie jemand von etwas überzeugt wurde, dann, denke ich, war da auch immer eine gewisse emotionale Portion, ein gewisses Mitreißen dabei. Und wenn es die “kalte Wut” ist, die aus den Worten spricht.
Kurt Wolfgram und Klaus-Ludwig Uhl kenne ich leider nicht. Vielleicht wird man eines Tages mal etwas über sie erfahren. Ich fände es jedenfalls sehr interessant und bin nach dem, was Du schreibst (Kühnen-Nachfolge),
neugierig. Würde es sinnvoll für Dich sein, mal etwas über Uhl (in Sleipnir z.B.) zu schreiben? Und natürlich auch über die ganze Geschichte in München-Waldperlach, von der ich auch noch nie gehört habe. Gibt es von Dir Texte über Kühnen?
Wut/Rache/Kälte: Natürlich ist das menschlich! Wenn auch – gottseidank! – nicht all zu viele Menschen damit Erfahrung gemacht haben. Ich wünsche es keinem. Denn dahinter stecken barbarische Verletzungen.
Das Problem ist bloß, daß diese Reaktionen möglicherweise (an den falschen Adressaten gebracht z.B.) wieder für tiefe Verletzungen sorgen können. An den richtigen Adressaten vorgebracht sorgen sie für’s Heil.
“Linke Antifas erreichen”: Sicher, d.h. ganz bestimmt hast Du recht. Ich beschäftige mich auch nicht über die Maßen damit, und erst recht will ich da keinen zu sehr mit hineinziehen. Es ist irgendwie mein
Ding, mich dort ein wenig auseinanderzusetzen. Mehr ist es nicht. Wir können uns natürlich als Volksbewegung, als Politisches, nicht daran aufhalten. Ich mach es auch nicht zu sehr. Mir ist das völlig klar. Es ödet
mich im Prinzip auch an. Ich sage nur noch kurz, was ich zu sagen habe, und dann hat sich’s. Ich mach das so am Wegesrand.
Was macht denn “der eine” Deiner Korrespondenz-Partner aus der Science-Fiction-Szene heute (nachdem er sich emanzipiert hat)? Wie geht’s dem so?
Ich finde es eigentlich schade und gar nicht schön, wenn das nationale Lager als die letzte Alternative erscheint, und daß Du darauf etwas zu warten scheinst. Aber vielleicht sehe ich das wieder völlig unpolitisch.
Ich dachte bei der Idee mit dem “neuen Magazin” eher daran, ob Du Leute kennst, die dafür in Frage kommen, ob Du Kontakte herstellen könntest. Aber damit bist Du vielleicht schon zu sehr in den
ungewünschten Konkurrenzkampf involviert.
“Anarchie ist eine Ideologie”, schreibst Du. Nein! “Anarchismus” wäre Ideologie. Anarchie ist ein Zustand. Und ich spreche von Nationaler Anarchie und nur manchmal – aus Kult- oder taktischen Gründen – von “Nationalanarchismus”. (Analog “freie Marktwirtschaft – Liberalismus”) “Anarchismus ist die Vorstellung von...”, schreibst Du. Richtig. Anarchie aber ist die entsprechende Realität. Anarchie ist weder “gesellschaftliches Konzept”, noch “Denkgebäude”, “mithin” als auch keine “Ideologie”. Sie ist Seinszusand (“Urkommunismus”). Insofern hier weiter oben “Anarch”. Jünger – den ich nie gelesen habe – spricht wohl auch (im Roman “Eumeswil”) vom Anarchen. Ob dieser Zustand nun unbedingt einen Namen braucht: das wäre eine berechtigte Frage. Braucht er natürlich nicht. Ein Volk, ein Stamm im Amazonas-Gebiet, der hat auch keinen Namen, keine “theoretische” Vorstellung, etwa “nationale Anarchie”, von dem, was er lebt.
Was macht denn überhaupt Lummert? Hast Du noch Kontakt mit ihm? Ich höre und lese gar nix mehr von ihm. Ich nehme an, die Sache ist von keinerlei Interesse mehr für Dich.
Gib mir doch mal einen Literatur-Tip betreffs Christian Worch als “Fantasy”(:?)-Autor!
Wenn Du zufällig Ende Januar (29./30.1.) in Berlin oder Umgebung sein solltest: Wir machen da (Andreas und ich beide Wassermänner) eine kleine Party.
Das war’s wieder mal von mir. Hau rein, und laß es Dir gut gehen!
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