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Auseinander- und Zusammensetzung

mit Humanisten und (Pseudo-)Aufklärern
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Peter Töpfer: Auschwitz, das Ende und die Fortführung der Aufklärung

 

“... ob das letzte Wort zum Thema ‚Aufklärung‘ (das bisher Kondylis sprach) im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft, was zynische Theologen schon immer wußten.” Bernd A. Laska, Einleitung zu de la Mettrie, Über das Glück oder das höchste Gut (“Anti-Seneca”)

“Diese Freidenker-Führer würden also nicht nur ihren Namen zu unrecht tragen, sondern sie hätten auch das Ansehen des Freidenkertums und der Vernunft (das ist der Titel der Wochenzeitschrift, in der die Mitteilung veröffentlicht worden ist – La Raison) vernichtet. Sie würden nun zur Schande der Freidenker und zum Gespött der Öffentlichkeit: bis hin zu den Prälaten der katholischen Kirche, die sich eins ins Fäustchen lachen werden in saecula saedulorum. Amen. Pierre Guillaume, Die Freidenker und das freie Denken

 

“Auschwitz” ist der große Terminator der Aufklärung. Auschwitz ist der endgültige Beweis dafür, daß der Mensch böse ist und daß die Aufklärung gescheitert ist, scheitern mußte. Auschwitz ist aber bloß das gefundene Fressen für die Schwarzdenker, die Freiheitsunfähigen, Pessimisten von (zweiter) Natur aus; Auschwitz ist der große Vorwand, ist das große Alibi, die Aufklärung begraben zu können, die Kinder von nun an wieder reinen Gewissens abrichten zu können, die ja böse sind. Nun gehen sie wieder um in den Schulen und Kindergärten, die Hirten, Pastoren, Hohepriester der Holokaust-Religion, Pädagogen der Gegenaufklärung, verwirren die Kinder aufs Neue, reden ihnen ein, daß es böse sei, unter seinesgleichen leben zu wollen, sein eigenes Heim und sein eigenes Territorium zu haben. Wenn es den Holokaust nicht gegeben hätte, hätte man ihn erfinden müssen. Und genau das ist der Grund, warum der Holokaust heilig und unantastbar ist, warum die geschichtliche Existenz des Holokausts staatlich-gesetzlich bewiesen, “offenkundig” ist, warum in Nürnberg keine Beweise für den Holokaust erbracht werden mußten (1), warum Zweifel am Holokaust unter Strafe stehen. Zweifeln ist ja auch nur so ein lästiges Überbleibsel der Aufklärung, das man nun leicht entsorgen kann.

Die Aufklärung ist gescheitert. Aber nicht, weil der Mensch böse ist, sondern weil die Aufklärer nicht konsequent waren, weil auch sie ein Ideal von Menschen hatten, dem es nachzueifern galt, zu dem es wiederum die Kinder abzurichten galt. Dieses Ideal hieß “vernünftiges Wesen Mensch”, wobei diese “Vernunft” mit “Verstand” verwechselt bzw. in eins gesetzt wurde. Es hieß nichts anderes als daß der Mensch ein Übermensch zu sein habe, ein Gott, der auf die Erfüllung seiner ihm angeborenen Bedürfnisse zu verzichten habe; und diesen Verzicht solle er mit Hilfe von “Einsicht” und Verstand leisten: Sei vernünftig! Siehe es ein! Verzichte! Es war nur eine Drohung, die sich human gab. Humanismus aber ist inhuman. Wenn du es nicht einsiehst, können wir auch anders! Verdrängst du nicht freiwillig, haben wir Aufklärer Mittel und Methoden, dich als Störfaktor loszuwerden. Auf diese Weise, auf diesem Einsatzgebiet ging aber auch der Verstand verloren, wurde der Verstand, den es ja durchaus gibt und der sehr nützlich sein kann, zweckentfremdet, wurde er im Kampf an der falschen Front eingesetzt, anstatt an der Front der Lösung von Problemen, etwa der Überbevölkerung, eingesetzt zu werden.

Begriff und Wirklichkeit von Vernunft wurden rationalistisch verkürzt, verfälscht; aus Ratio wurde Rationalismus. (2) Vernunft heißt – im Unterschied zu Verstand – viel mehr als Logik, sie bedeutet tiefe innere Harmonie, Klarheit und Bewußtsein über seine eigenen Gefühle, heißt Schönheit, Harmonie und Richtigkeit in den Dingen zu erkennen, wie sie spontan geworden und da sind. Vernunft heißt das Sinnvolle im Gegensatz zum Sinnlosen. Und dem Leben und sich selbst mittels des Verstandes einen Sinn zu geben, ist unmöglich, “sinnlos”. Der Sinn kann nicht gegeben werden, er ergibt sich im Sinn, d.h. in der Sinnlichkeit, und das ist die Vernünftigkeit des Lebens. Ich erinnere mich an meine Lieblingsvokabel in der Pubertät: “sinnlos!” Ich hatte recht: Es war sinnlos. Ich wußte: Das Leben kann so anders, so normal, so schön auch, so einfach sein, wenn nur die Dinge wegfallen, die gegen meine Natur gerichtet waren, zu denen ich keine Lust hatte. Und dieses Wissen hat mich nie verlassen, wenn es auch zeitweise zu einem Glauben geworden ist, den man wie ein Amulett mit sich herumträgt, in dem aber das Bewußtsein und die Wahrheit eingeschlossen ist, die man jederzeit herausholen und wiederentdecken kann. (Das innere Geheimnis)

Die Aufklärung krankte an einem Fehler, den schon ihr Name beinhaltet: Es geht nicht nur darum, die Dinge aufzuklaren, sie zu beleuchten, sie zu benennen, d.h. außerhalb der Dinge zu bleiben. Das ist letztlich langweilig, denn wozu soll man aus allem Begriffe machen und ewig außerhalb stehen. Es geht darum, die Dinge zu leben. Und insofern hat es auch keinen Sinn, die “Aufklärung” fortführen zu wollen. (Diese Aufklärung ist gescheitert und mußte scheitern, und zwar an der Wirklichkeit des Menschen, daran, daß die Aufklärer den Kern des Menschen nicht erkannten und erst recht nicht diesem entsprechend leben konnten.) Worum es geht, ist das Anknüpfen an die guten Seiten der Aufklärung. Wir müssen Abschied nehmen von der (rationalistischen) Aufklärung. Die Aufklärung war nicht ein erster Schritt zur zweiten, neuen Aufklärung, sondern sie war der erste Schritt zu etwas, wofür es noch keinen Namen gibt. Auf keinen Fall aber gibt es mit uns ein Zurück vor die Aufklärung. Die Aufklärer hatten die Ahnung, daß der Mensch in seinen Instinkten weder gut noch böse, im Prinzip aber eben doch “gut” (weil im Einklang mit der Natur, weil konstruktiv, lebensbejahend) ist, aber sie wußten es noch nicht, d.h. sie wußten es noch nicht mit ihren Körpern, und nur das ist Bewußtsein im Unterschied zur Bewußtheit. Sie blieben mißtrauisch, krochen am Ende zurück unter den Rock der Kirche. Und die, die es wußten, die konsequenten Aufklärer, die damit über die Aufklärung hinweggingen, wurden von ihnen bekämpft und verfolgt bzw. lächerlich gemacht, verkürzt: de la Mettrie, Stirner, Reich und Janov, denn sie erinnerten sie an die Qual ihrer geistigen Zerrissenheit und an ihren Verrat an sich selbst.

Die Gegenaufklärung wußte vieles besser als die Aufklärer, hatte oft ein besseres Gespür für die Wirklichkeit des Menschen. Für das, wofür wir noch keinen Namen haben (“neue, transrationalistische Aufklärung”), ist sie ein wichtiger Baustein. Sie spielte eine große Rolle in der “Aufklärung über die Aufklärung”. Ohne Gegenaufklärung keine “neue Aufklärung”. Die Gegenaufklärung wollte eine “Aufklärung über die Aufklärung” sein, lehnte aber gleichzeitig paradoxer- und irrigerweise den Begriff “Aufklärung” ab. Sie war eine Aufklärung wider Willen. Sie hat – nachdem sie die Verkürztheit des aufklärerischen Menschenbildes kritisiert hat – das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Anstatt die Aufklärung (transrationalistisch) zu erweitern und sie in einer neue Qualität zu überführen, zog sie die Konsequenz, die Aufklärung vollständig zu verwerfen. Und heute beobachten wir das absonderliche Phänomen, daß sich Menschen freiwillig die Augen verbinden und nicht sehen wollen, angeblich ihr eigenes Wissen nicht wissen wollen und daß Gegenaufklärer gegen die (Pseudo-)Aufklärung mit den Mitteln der Ratio kämpfen. Ein über die Aufklärung Hinausgehendes kann aber nie die Aufklärung abschaffen wollen. Eine Aufklärung über die Aufklärung ist immer Bestandteil der Aufklärung, auch wenn manche (Pseudo-)Aufklärer dies zu verhindern versuchen. Transrationalismus heißt nicht anti-rational sein. Vernünftig sein geht zwar weit über den Verstand hinaus, schließt ihn aber mit ein. Die Menge der Verständigkeit, des Verstandes, ist Teil der der Menge Vernünftigkeit, der Vernunft.

Gleichzeitig aber machte die Gegenaufklärung etwas geniales: Sie lebte das, was der Aufklärung suspekt war und ging damit tatsächlich konstruktiv über die Aufklärung hinaus. Sie begnügte sich nicht, die Aufklärung zu kritisieren und sich mit ihr in eine end- und fruchtlose Diskussion einzulassen, sondern sie ging den Schritt in den Transrationalismus und sagte ja zu den Dingen, die nichts mit Verstand zu tun haben, die aber gleichwohl zum Mensch-sein gehören. Sie tat dies, das Scheißen auf den Verstand, jedoch mit unvernünftigen Mitteln, mit Trotz: Ihr habt unrecht, ihr habt keine Ahnung von der Natur (des Menschen), und zog die falschen Konsequenzen. Sie weiß nicht, daß Intelligenz und Instinkt zusammengehören. Die Gegenaufklärung wußte um die mörderische zweite Natur, die Reich’sche mittlere Schicht, und hatte keine Ahnung von der Vernünftigkeit und Güte der ersten Natur, die erste, tiefe Schicht des Menschen. Diese Ahnung hatten wiederum die Aufklärer. Aber da es nur eine Ahnung und kein Wissen war, mußte die zweite Schicht verklärt, ihre Destruktivität verleugnet werden. Dies war der Anfang des (permissiven) Liberalismus: Von nun an wurde so getan, als gäbe es keine (durch Erziehung entstandene) mörderisch-detruktive Schicht im Menschen, man hatte ja die Ahnung vom Guten im Menschen. Aufklärung und Gegenaufklärung müssen an einem gemeinsamen Projekt, das noch keinen Namen hat, zusammenarbeiten zur Rettung der Menschheit.

Ich will niemanden aufklären (außer Kinder), denn Aufklärung ist immer Aufdrängen meiner Sicht der Dinge. Leute, die sich von mir irgendetwas aufdrängen, über irgendetwas aufklären lassen, etwas erzählen lassen würden, interessieren mich nicht. Ein freier, souveräner Mensch, ein “Eigner” (Stirner), läßt sich nicht aufklären. Der weiß, was Sache ist, der wurzelt in seinen Instinkten, der hat sein´ Sach´ auf nichts als ihn gestellt. Und nur mit dem gehe ich eine Gemeinschaft ein. Eigner-sein ist aber kein Ergebnis einer intellektuellen Kommunikation, sondern Ergebnis des Glückes in Kindertagen oder einer erfolgreichen Aus- und Verwilderung (Primärtherapie). Deshalb muß die Aufklärung sterben (um weiterleben zu können...).

Das ist die Perspektive der vormaligen Aufklärung.

Anmerkungen:

(1) Wer es immer noch nicht weiß: “Der Gerichtshof ist an Beweisregeln nicht gebunden. (...) Der Gerichtshof soll nicht Beweis für allgemein bekannte Tatsachen fordern, sonden soll sie von Amts wegen zur Kenntnis nehmen.” (Artikel 19 und 20 des Statutes des Internationalen Militärgerichtshofes [IMT], Dokumentation des “Prozesses gegen die Hauptkreigsverbrecher” 1947-1950) - eine schöne Klatsche für unsere “Rechtsstaatler”!... Wer mehr dazu wissen will, siehe das AAARGH-Dossier Nürnberg.

(2) Über das Wie und Warum des Übergangs von sozial zu sozialistisch, liberal zu liberalistich, kommun zu kommunistisch usw., d.h. die Dogmatisierung und Versteifung bestimmter Positionen, werden wir demnächst verlautbaren.