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KdF (Kampf dem Faschismus): Sendung von "Radio Germania" am 29.10.1999
Die jüngste Sendung des sich selbst so bezeichnenden "Radios für nationale Interessen" im "Offenen Kanal Berlin" (OKB) wurde am 29.10.1999 ausgestrahlt. Auf wichtige Beiträge sei hier mit
Kommentierung hingewiesen:
Im Mittelteil Empörung gegen Zensur und Staatsgewalt, die sich natürlich nur gegen die "Nationalen" richte. Als aktuelles Beispiel führten die Macher die Indizierung eines Anti-Polizei-Liedes
(Bullenschwein) der Berliner Combo SPREEGESCHWADER an. Die inkriminierte Stelle wurde auch vorgelesen. Vergleichsweise und zum Beleg, daß diese Zensur bei linken Bands nicht stattfände, wurden Auszüge aus
"Bullenschweine" der Punkband SLIME und aus "BGS/GSG" von den BUTTOCKS vorgespielt und auf den freien Verkauf dieser Platten hingewiesen. Beide Lieder stammen aus der Frühzeit des politischen
Deutschpunk (1979 bis 1983) und sind tatsächlich gegenwärtig ungehindert käuflich zu erwerben. Das liegt aber nicht an untätigen Staatsanwälten u.ä., sondern an der laschen Durchsetzung entsprechender
Zensur-Verfügungen aus diesen Jahren. Das öffentliche Abspielen solcher Lieder wird denn auch vom Staat gar nicht gern gesehen, was 1997 der Verantwortliche eines Lautsprecherwagens der Berliner
1.Mai-Demonstration erfahren mußte. Er wurde unter anderem wegen des Abspielens des Liedes "Deutschland muß sterben" von genannten SLIME wegen Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole verurteilt (vgl.
TAGESSPIEGEL vom 05.09.1997). Nützlich war der Beitrag trotzdem, denn im direkten Vergleich fällt die Einfallslosigkeit der Nazibands besonders auf.
Die sonstigen Musikbeiträge bewegten sich im üblichen Spektrum - Punk, Oi-Musik und Balladen mit entsprechend aggressiven bzw. schwülstigen Texten sowie alte Lieder in Originalaufnahmen des 3. Reiches, was spätestens
auffällt, wenn die abgespielte Platte springt. Das alte Lied war sogar ein besonderer Ohrenschmaus - die Nazi-Variante des Leuna-Liedes. Verzichtet wurde auf das Abspielen guter, textlich neutraler Lieder von
antifaschistisch orientierten Bands wie DAILY TERROR. Vorläufiger Höhepunkt war in dieser Hinsicht aber ohnehin die Septembersendung, die mit dem SLIME-Titel "Gewinnen werden immer wir" aufwartete.
Leider nicht vergessen wurden das "nationale" Gedicht, das wieder durch Peinlichkeit vor allem im Vortrag auffiel.
Thematischer Schwerpunkt waren die als "Reichskristallnacht" bekanntgewordenen antijüdischen Pogrome am 9. November 1938. Diesen Ausschreitungen wurde der mit Abstand längste Redebeitrag gewidmet. Auf die
bei den Zentralbeiträgen fast immer vorzufindende geschickte Rhetorik soll hier nicht eingegangen werden. Die Kernthese des Beitrags überrascht. Eine zentrale Steuerung der Aktionen hätte es sehr wohl gegeben, die
damalige Propaganda ("spontaner Ausbruch des Volkszorns") wird also zurückgewiesen. Wer allerdings die Aktionen gesteuert hat, das sei nicht erforscht. Die Nazi-Führungsriege jedenfalls sei es nicht
gewesen, sie treffe am Pogrom keine Schuld. Zum Beleg werden insbesondere angeführt: sofortige Abbruchbefehle aus diesem Kreis nach Bekanntwerden der Ausschreitungen und die bereits am 10.11.1938 wieder herrschende
Ruhe auf den Straßen aufgrund dieser Befehle. Vor allem Joseph Goebbels wird als intelligentester Führer, den die NSDAP hatte, in Schutz genommen. Eine solch irrationale Tat hätte er nie veranlassen können. Auch von
Hitler wird jede Schuld abgewiesen. Das nun ist seltsam für Leute, die als Sachwalter nationaler Interessen wahrgenommen werden wollen. Ausgerechnet einige der größten Verbrecher am deutschen Volk und an Deutschland
rehabilitieren zu wollen mit teils hanebüchenen Argumenten - das ist ein wunderbares Eigentor. Davon bitte mehr.
Mit Verweis auf Michael Wolfsohn (Bubis habe der jüdischen Sache geschadet) sowie einen
Artikel im Wochenblatt "Neue Revue" wurde Ignatz Bubis abgewatscht. Bubis hatte wohl, während er in offizieller Funktion mit der Deutschen Bank über Entschädigungen verhandelte an eben diese Deutsche Bank
als privater Immobilieneigentümer ein nicht unbedeutendes Grundstück neu vermietet. Zudem wurde eine Verurteilung wegen Schiebergeschäften im Dresden der unmittelbaren Nachkriegszeit mit geheuchelter Entrüstung
kommentiert.
Fazit: Eine der interessanteren Sendungen, nachzuhören auf den Internet-Seiten von "Radio Germania": www.radio-germania.de
Quelle: http://www.kdf.revolte.net/
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