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Peter Töpfer: Einige Gedanken zu Nahum Goldmanns Autobiographie

1.

Alice Miller schreibt an einer Stelle (ich glaube im “Drama des begabten Kindes”), daß Leute, die eine gewisse Prominenz verkörpern und sich in herausragenden und führenden Positionen befinden, wenn zu ihrer Kindheit befragt, stets der Meinung sind, sie hätten eine “glückliche Kindheit” gehabt. Der Verdacht drängt sich oft auf, als wollten sie keinen Zweifel daran aufkommen lassen, daß etwas mit ihnen nicht stimme. Auch selbstkritische Leute, die durchaus seelische Schwierigkeiten einräumen, weisen es oft zurück, das könne mit ihrer Kindheit in Zusammenhang stehen, denn diese sei “sehr glücklich” verlaufen. Alice Miller weist anhand biographischer Auskünfte dieser Prominenter eindrucksvoll nach, daß es sich hierbei um einen Mythos handelt.

Auch Nahum Goldmann (der allerdings von keinen seelischen Schwierigkeiten als Erwachsener berichtet) behauptet, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben. Geht er jedoch bei der Beschreibung seiner Kindheit in die Details, kriegen wir schnell mit, daß sie nicht ganz so glücklich gewesen sein kann und daß sie, wenn nicht für ein bewußtes Leiden des Erwachsenen Nahum Goldmanns, so doch für das Agieren auf politischer Ebene verantwortlich gemacht werden kann. Denn wir verstehen unter Politik zu großen Teilen das Ausagieren früher Störungen; sprich: die Politik ist ein Tummelfeld der Neurosen. Diese Störungen bzw. ihre Ergebnisse sind insbesondere bei der Versöhnung der Völker, bei der friedlichen Lösung von Konflikten hinderlich. Nur Liebe kann den Krieg aus der Welt schaffen. Wer aber als Kind seine Liebe verdrängen muß, weil sie nicht angenommen wird und folglich nur Schmerz bedeutet, der findet auch keinen liebevollen Umgang zu anderen Menschen und ist also auch für die Verständigung zwischen den Völkern (hier konkret zwischen den Juden und den Nichtjuden, insbesondere zwischen den Juden und den Deutschen und Arabern) nicht geeignet, allemale als Politiker, Außenpolitiker oder Diplomat. Mit Politik und Diplomatie werden aber keine Kriege abgeschafft, obgleich sie, wenn von Gefühl und Klugheit getragen, eingedämmt oder gar verhindert werden können.

Unter einer gütigen, herzlichen, das Kind liebenden Mutter verstehe ich etwas anderes, als was Nahum Goldmann über seine Mutter schreibt. Vielleicht war Nahum Goldmann der Meinung, als er von seiner überaus glücklichen Kindheit sprach, er hätte keine liebevollere Mutter gebraucht und speist sich diese Meinung aus der Tatsache, daß er als Kleinkind über einen längeren Zeitraum von seinen Eltern getrennt bei seinen Großeltern gelebt hat, von denen er eine große Liebe erfahren hat. Das mag durchaus zutreffend sein, aber der Mangel an bergender Gegenwart und, später, als er wieder mit seinen Eltern zusammenlebte, an Liebe von Seiten seiner Eltern, wird prägend für ihn gewesen sein. Er schreibt von seiner Mutter:

“Während ich meinem Vater in Liebe verbunden war, beruhte das Verhältnis zu meiner Mutter vor allem auf Achtung und Bewunderung. Obwohl sie mich kaum strafte, hatte ich stets den größten Respekt vor ihr, der sich manchmal zur Furcht steigerte. Es gab viele Dinge, die ich meinem Vater gestanden hätte, nicht aber meiner Mutter. Sie war ungemein puritanisch, legte in allem sehr strenge Maßstäbe an und bestand darauf, daß man sich ihnen füge. Wissen und Ideen waren ihr wichtiger als Menschen. In all den Frankfurter Jahren benutzte sie jede freie Stunde, um Vorlesungen zu besuchen. Da wir in bescheidenen Verhältnissen lebten und nicht viel Personal hatten [sic - P.T.], war es für sie oft sehr schwierig, die Betreuung des Haushalts mit ihren ungeregelten, aber fortgesetzten Studien zu vereinbaren. Mir jedenfalls erschien sie als sehr ehrgeizig, weniger im Sinne eines äußerlichen Strebertums als im Erzielen geistiger Leistungen. Sie hätte nie, selbst im Traume nicht, daran gedacht, daß ich etwa Kaufmann werden könnte. Ihr war es selbstverständlich, daß ich Gelehrter, Professor oder eine Gestalt des öffentlichen Lebens zu werden hatte. Sie überwachte meine Erziehung aufs genaueste, und einer der Besten in der Schule zu sein erschien mir, der ich damals ohne Ehrgeiz war, vor allem als Pflicht ihr gegenüber. Körperlich war sie zart, und ihr relativ früher Tod mochte damit zusammenhängen, daß sie sich alles im Leben oft gegen Ihre eigene Natur abgerungen hatte. [kursive Hervorhebungen von mir, P.T.] Immer umgab sie eine Atmosphäre der Anspannung. Sie ließ sich kaum gehen, alles mußte einen Zweck erfüllen, das Leben bestand lediglich aus Aufgaben und Anforderungen. Ich hatte immer gehofft, daß sie in ihrem Alter beginnen würde, das Leben mehr zu genießen. Mein Wunsch, es ihr leichter zu gestalten, ging nicht in Erfüllung; sie starb, bevor sich mir diese Möglichkeit bot.” (S. 26)

Wir können uns diese Mutter nicht als gelassen und physisch und psychisch Liebe spendend vorstellen. Ob sie den kleinen Nahum je geliebkost hat, ist fraglich. Eher können wir davon ausgehen, daß diese Frau in einer “ganz anderen Welt”, im Wahn, und nicht mit ihrer Familie gelebt hat. Diese Welt war die des Geistes, der Intellektualität, der Bücher. Wir erfahren, daß Nahum ihren Wünschen und Vorstellungen, was aus ihm zu werden habe, nachgekommen ist. (Diese Wünsche sind bei jüdischen Müttern oft davon geprägt, ihr Sohn werde, könnte, solle der Messias sein.) Er kann insoweit als typisch für den politischen Intellektuellen angesehen werden. Mit Sicherheit kann bei dieser Mutter-Kind-Beziehung nicht davon gesprochen werden, daß sich Nahum Goldmann frei und selbstisch entwickeln konnte. Sicher sind auch wahre Talente eingeflossen, sonst wäre er nicht so erfolgreich geworden. Resümierend schreibt Nahum Goldmann auf der letzten Seite seiner Autobiographie: “Ob eine andere Tätigkeit produktiver gewesen wäre, ist eine Frage, die ich mir zuweilen stelle. Immer wieder komme ich aber zu der Schlußfolgerung, daß die Loyalität gegenüber meinem Volk, zu der ich schon als Kind erzogen wurde, den Vorrang verdiente.” (S. 461) Das wahre Selbst ist offenbar verdrängt worden; es meldet sich “zuweilen”. Die organisch-dialektisch-freie Einheit von Einzelnem und Gemeinschaft ist zerstört; letztere wird prioritär (im Dritten Reich sagte man zugespitzt “Du bist nichts, Dein Volk ist alles”), man muß sich zu ihr “loyal” verhalten, was eine “Erziehung” voraussetzt: Das Kennzeichen von Nationalismus im Unterschied zur Anarchie, in der die Nationalität eine Selbstverständlichkeit ist und unausgesprochen bleibt.

Wie tief Nahum Goldmann in die Welt seiner Mutter, in die Welt des Wahns eingetaucht ist, um sich dort die Anerkennung und Liebe zu holen, und wie nah er der Welt des strengen, sich selbst apartierenden Judentums und des Talmudismus bewundernd und zustimmend gegenübersteht, ja sich mit dieser Welt identifiziert, obwohl weder Mutter noch Vater eigentliche Orthodoxe und Traditionalisten waren, zeigt die folgende Stelle (Seite 32/33):

“Die jüdische Orthodoxie, die nicht nur aus theoretischen Glaubensbekenntnissen bestand, sondern das Leben eines Ihr zugehörigen Juden vom frühen Morgen bis zur späten Nachtstunde durchdrang, die ihm in jeder Lebenslage bis in die geringfügigste Einzelheit vorschrieb, wie er sich zu verhalten hatte, diese in Ihrer Weise großartige Macht entstand in der jahrhundertelangen Entwicklung des Judentums außerhalb der geistigen Welt der Völker, unter denen die Juden lebten. Ohne diese allumfassende Reglementierung des tagtäglichen Lebens gäbe es bestimmt kein jüdisches Volk mehr. Sie geschaffen zu haben, war vielleicht die größte Tat des Genius der jüdischen Selbsterhaltung, sie bedeutet viel mehr als nur Religion, sie barg Volkstum und Rasse, Literatur und Kunst, kollektives und individuelles Leben. Es hielt die Juden mit tiefer Absicht getrennt von der fremden Kulturwelt und verhinderte die Assimilation. Wo immer auch der Jude in dieser uneingeschränkten religiösen Wirklichkeit lebte, trug er sein Vaterland mit sich: Palästina in europäischen Ländern. Die Orthodoxie war der Wall, der die jüdische Sonderexistenz schützend umgab, der das Wunder der jüdischen Selbsterhaltung in Jahrhunderten der Verfolgung erklärt. Dieses System war organisch gebunden an ein jüdisches Sonderdasein. Das Getto war keine von den Nichtjuden aufgezwungene Lebensgestalt, sondern, wie die Geschichte beweist, eine von den Juden freiwillig geschaffene Eigenwelt. Als die mittelalterlichen Machthaber das Getto zur Norm machten, war es bereits eine längst eingebürgerte Tatsache, die die Juden selbst geschaffen hatten. Freilich war die Fortdauer dieses religiösen Wesens gebunden an die Lebensbedingungen im Getto, im Städtchen, im eigenen jüdischen Quartier. Die moderne Emanzipation hatte dieser Sonderexistenz den Boden entzogen. Die Folge war ein allmähliches oder beschleunigtes Dahinschwinden der ungebrochenen jüdischen Tradition.”

Die Moderne zerstört die völkischen und religiösen Apartheiten; doch anstatt sich der Prä-, Post- oder Antimoderne und den an Ort und Stelle lebenden Populationen anzuschließen, zu assimilieren, sich einzugemeinden, sich zu verorten, besteht man auf der Sonderexistenz der jüdischen Menschengruppe und perpetuiert somit die Spannungen zwischen den Volksgruppen. Man will die Sonderexistenz nicht aufgeben, weil das Versprechen der Auserwähltheit allzu verlockend ist und letztlich die Hoffnung auf Erlösung von aller Qual und Spannung darstellt. (Eine Aufgabe der jüdischen Traditionen ist häufig von einem schlechten Gewissen und Schuldgefühlen gegenüber den Eltern und Ahnen begleitet, wie es sich Nichtjuden kaum vorstellen können.) Auserwählt und etwas Besonderes aber will nur der sein, der als Selbst und Eigener vernichtet ist. Also panzert man sich mit einem “Wall” ab, um sich wenigstens im Sonderstatus zu genießen und baut allerlei Wahnvorstellungen auf (“religiöse Wirklichkeit”), weil Assimilierung der Vernichtung des Pseudoselbstes, der verschiedenen kompensierenden Rollen und Verdinglichungen (“religiöse und nationale Identität”) gleichkommt und Leere und Bedeutungslosigkeit heißt, da das reale, sinnliche Selbst, das reale Erfüllung und Bedeutung böte, vernichtet ist. Die Chance, aus der Krise der Moderne zu einer Lebensweise zu finden, die mehr Bodenhaftung hat und mehr der inneren Natur entspricht, wird verpaßt. Die Alternative und der richtige Weg klingt im Zionismus an, der quasi das “jüdischen Volk” als Kollektiv den anderen Völkern insofern assimilieren will, als es ein Volk unter Völkern, “nicht über und nicht unter andern Völkern” sein soll. Trotz Rekurs auf einen “Boden” bleibt der Zionismus aber in der Luft, im Geistigen, Religiösen hängen, denn dieser Boden ist rein mythisch. Anstatt den Überbau, die Wahnideen abzubauen und sich dort zu verorten und einzugemeinden, wo man gerade ist, und zwar individuell und familial, projiziert man die mythischen Sehnsüchte nach Heimat und Geborgenheit in ein Land, das real Heimat ganz anderer, wieder fremder Menschen ist und sorgt somit für enorme Spannungen, die zu Konflikten und Kriegen führen und diese perpetuieren.

Das “jüdische Volk” ist aber kein Volk mehr, seit es von seinem Land vertrieben ist und seine Nachkommen unter und in anderen Völkern leben. Richard Herzinger und Hannes Stein vertrerten die Meinung, daß das Judentum eine rein geistige Angelegenheit ist. Ein Volk ohne einen eigenen Boden ist kein Volk, sondern höchstens eine durch einige gemeinsame Ideen und Mythen definierte Gruppe. Eine solche Menschengruppe kann nur eine Sonderexistenz innerhalb eines wahren, weil mit einem Boden verbundenen Volkes, das daher auch keinen völkischen oder territorialen Mythos oder Wunschtraum hat oder benötigt, sein. Und eine Verortung unter apologetischem Druck, bei schlechtem Gewissen, und mit Gewalt, wie es die israelische Kolonisierung Palästinas war und ist, kann nur eine Illusion sein, auch wenn sie noch so heiß herbeigewünscht und von Sympathien getragen wird. Nahum Goldmann ist sich dieser tragischen Problematik vollauf bewußt:

“Aber stärker als von den Menschen und den ersten Schöpfungen der jüdischen Kolonisation war ich vom Land beeindruckt. Nie wieder habe ich Palästina so tief erlebt wie damals [auf seiner ersten Palästina-Reise]. Es lag nicht nur daran, daß ich jünger und empfänglicher für solche Eindrücke war als später und auch weniger abgelenkt durch Dinge, mit denen ich mich während meiner späteren Reisen beschäftigen mußte – Sitzungen, Konferenzen usw. Es lag am Lande selbst, wie es sich damals darbot. Das einzigartige an dem kleinen und seltsamen Gebiet, das eine so ungewöhnliche, durch seine natürlichen Schätze oder seine geopolitische Lage nicht zu erklärende Bedeutung in der menschlichen Geschichte gewonnen hat, der mystische Sinn dieses Landes, wenn ich so sagen darf, ist mir damals, und eigentlich nur damals, aufgegangen. Später war es viel schwieriger, diese eigenartige Aura zu erspüren, weil man viel zu zerstreut wurde durch das, was im Land und mit dem Land geschah. Palästina war damals gleichsam noch unberührt. Man erlebte die Berge, ohne sich um Siedlungen kümmern zu müssen, die auf den Bergen errichtet wurden. Man ritt durch die Ebenen und sah sie in ihrer weiten Ausdehnung, unbehelligt durch Gebäude und Autostraßen. Man konnte sich nur langsam fortbewegen. Es gab keine Autos und nur ganz wenige Eisenbahnen. Gewöhnlich ritt man oder fuhr im Pferdewagen. Die Reise von Haifa nach Jerusalem dauerte in der Regel zwei Tage. Man hatte das Land sozusagen rein vor sich, wie es hervorgetreten war aus seiner Jahrtausende alten Verzauberung. Die Klarheit seiner Luft, die Großartigkeit seines Sternenhimmels, die Mystik der kahlen Berge – es war, als erhöbe sich aus der Landschaft ihre Geschichte. Palästina war in jenen Tagen ein ungemein ruhiges und idealistisches Land, versunken und versponnen in seine einzigartige Vergangenheit. Etwas von den Propheten und den großen Talmudisten, von Jesus und den Aposteln, den Kabbalisten aus Safed und den Sängern vergangener Jahrhunderte lag in seiner Atmosphäre. In späteren Jahren, wenn ich Palästina im Tempo der Entwicklung sah, die der Zionismus hineingebracht hatte, mit dem Lärm unserer unermüdlichen Tätigkeit, habe ich häufig das Gefühl gehabt, wir täten dem Land ein Unrecht an. Die Ursünde, die in aller Kulturentwicklung liegt, den Bruch mit dem Natürlichen und Vegetativen, ohne den Kultur unmöglich ist, habe ich in keinem anderen Lande der Welt so stark empfunden wie in Palästina, und es wäre mir auch hier nicht so deutlich geworden, hätte ich nicht das Land in seinen frühen Jahren, vor dem wirklichen Einbruch der zionistischen Dynamik so intensiv erlebt. Manche meiner packendsten Erlebnisse jener Monate sind gar nicht mit jüdischen Angelegenheiten verknüpft. Im Garten des protestantischen Klosters in Kubeba oder auf den Hügeln von Ein Karem, das damals noch keine jüdische Siedlung hatte, habe ich meine einprägsamsten Eindrücke von Land und Landschaft erfahren. Der moderne Zionismus und all das mit ihm Zusammenhängende hat notwendigerweise diese Verträumtheit und Unberührtheit zerstört. Oft habe ich mich gefragt, ob es dem jüdischen Volke nach seiner Rückkehr nach Palästina gelingen werde, auf hoher Ebene die grandiose Geschlossenheit des Landes und seine Verbundenheit mit der Geschichte wiederherzustellen. In gewissem Sinne liegt die Schicksalsfrage nach der Zukunft Israels und dem historischen Sinn des Zionismus hier verankert. Es ist mir klar, daß die erste oder zweite Generation des jüdischen Volkes, das nach Palästina zurückgekommen ist, diese Ebene nicht erreichen kann. Wir mußten zunächst Daseinsformen und Werte in das Land einführen, die nicht aus seiner Landschaft und seiner Historie gewachsen waren, sondern die wir aus Dutzenden von Ländern, in welche die verschiedenen Teile des jüdischen Volkes verstreut worden waren, mitbrachten. Das ist, ästhetisch und menschlich gesehen, oft schmerzlich: eine Architektur, die dem Lande wesensfremd ist, ein Arbeitstempo, das europäisch und nicht orientalisch ist, Lebensweisen, die von ganz anderen Zivilisationen stammen. Aber wie schockierend das auch sein mag, es war unvermeidlich. Die große Frage ist, ob es dem rückkehrenden Teil des Volkes irgendwann einmal gelingen wird, das Neue mit dem Alten zu einer Einheit zu verschmelzen und in diesem Sinne ein Palästinavolk zu werden, nicht nur politisch und geographisch, sondern als Schöpfer einer Kultur, die den grandiosen Charakter des Landes ausdrücken wird. Auf diese Frage kann niemand eine Antwort geben, und unsere Generation wird sie keinesfalls mehr erfahren. Aber es ist wesentlich zu wissen, daß die Frage existiert und daß sie letzten Endes über alle momentanen prosaischen, politischen und ökonomischen Augenblicksprobleme des heutigen Israel hinaus, historisch gesehen die Frage nach dem Israel von morgen und übermorgen sein muß.” (S. 62-64)

Nahum Goldmann, der einen Sinn für die natürliche Schönheit des Landes jenseits aller Mythen hat, bleibt dennoch in der Mystifizierung des Landes gefangen. Letztlich muß die Schönheit im Hier und Jetzt einen höheren Sinn bekommen, eine geschichtliche Dimension bekommen und aus der Geschichte heraus erklärt werden, nicht etwa durch die individuelle sinnliche Wahrnehmung. So nah er unter dem Eindruck der Schönheit der Landschaft einer posthistorischen Sichtweise ist (“die packendsten Erlebnisse jener Monate sind gar nicht mit jüdischen Angelegenheiten verknüpft”), so erstaunlich und beachtlich ist es, welches Bewußtsein Goldmann von der Kultur-Natur-Problematik und vom Schaden entwickelt, der dem Lande durch die Kolonisierung/Zivilisierung angetan wird (wobei er die Vertreibung der arabischen Menschen ausklammert). Er beharrt dennoch auf einer Fortführung des zionistischen Experiments und hofft darauf, daß es gelingen werde, beschreibt aber selbst die zwangsläufige Entwicklung weg vom angestrebten Ideal. - Auch eine Art “jüdisches Paradox” (Titel eines weiteren Buches von Nahum Goldmann). Frieden, Ruhe und Schönheit, Verschmelzung mit dem Lande, endgültige Verortung wird es nur mit einer Orientalisierung der Israelis, wie sie Martin Buber anstrebte, einer Angleichung und Vermischung mit der arabischen Urbevölkerung und einer Verwandlung des mythischen “Bodens” in realen Boden, also dem Heraustreten aus der Geschichte, dem Herauswachsen aus der Geschichts- und Buchreligion und deren Aufgabe geben. Vielleicht liegt darin der tiefere Sinn des Messianismus. Ein anderer Teil der Israelis, Nachfahren der im 20. Jahrhundert an einer Assimilierung gehinderten europäischen Juden, werden eine Heimat nur in Europa finden. Israel als Land eines jüdischen Volkes ist eine Utopie und Illusion, weil das Judentum kein Volk, sondern eine Idee ist (siehe Herzinger/Stein) und die Einheit von Volk und Boden, wenn sie einmal verloren ist, bei Strafe von Krieg und Vernichtung nicht wieder herstellbar ist. 

Die Assimilierung und somit die wahre Endlösung der jüdischen Frage war im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in vollem Gange. Sie ist von identitären Ideologien kurz vor Vollendung verhindert worden, also von der Angst vor Aufgabe von Exklusivität. Nahum Goldmann beschreibt die deutsch-jüdische Lage um die erweiterte Jahrhundertwende wie folgt. Ich werde mehrere Seiten zitieren, weil ich die Ausführungen Goldmanns in ihrer Differenziertheit und Widersprüchlichkeit aus mehreren Gründen für höchst interessant halte. In Deutschland scheint im deutsch-jüdischen Konflikt der Konflikt Zivilisation/Anarchie eine besonders scharfe Zuspitzung gefunden zu haben.

“Das deutsche Judentum, das in der Nazizeit sein jedenfalls vorläufiges Ende fand, war einer der Interessantesten und für die moderne jüdische Geschichte einflußreichsten Zweige der europäischen Judenheit. Es hatte im Zeitalter der Emanzipation, das heißt in der zweiten Hälfte des neunzehnten und anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts, einen meteorhaften Aufstieg genommen. Es vereinigte die Begabungen, die der jahrhundertealte schwere Existenzkampf bei einem großen Teil des jüdischen Volkes entwickelt hatte, mit vielen spezifischen Eigenschaften – guten und bösen – des deutschen Volkes. Es hatte an dem rapiden wirtschaftlichen Aufstieg des modernen kaiserlichen Deutschland vollen Anteil genommen, viel zu demselben beigetragen und sich eine zentrale Stellung in der deutschen Wirtschaft erobert. Von der wirtschaftlichen Position her gesehen, konnte sich keine jüdische Minderheit in anderen Ländern, ja nicht einmal die amerikanische, mit den deutschen Juden messen. Sie waren mitführend in den Großbanken, wofür es nirgends eine Parallele gibt, und durch die Hochfinanz waren sie auch in die Industrie eingedrungen. Ein bedeutender Teil des Großhandels lag in ihren Händen und selbst in Wirtschaftszweigen, die sich sonst kaum in jüdischem Besitz befinden, wie Schiffahrt oder Elektroindustrie, waren sie in Deutschland führend. Namen wie Ballin oder Rathenau bezeugen das. Ich kenne kaum ein emanzipiertes Judentum, weder in Europa noch auf dem amerikanischen Kontinent, das so in der allgemeinen Ökonomie des Landes verwurzelt gewesen wäre wie das deutsche. Die heutigen amerikanischen Juden sind sowohl absolut wie relativ reicher, als es die deutschen Juden waren, aber selbst in Amerika mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten ist es ihnen nicht gelungen, in dem gleichen Maße in die zentralen Sphären der Wirtschaft (Stahl, Eisen, Schwerindustrie, Hochfinanz, Schiffahrt) einzudringen, wie dies in Deutschland der Fall war. [Dürfte inzwischen anders gesehen werden.]

Auch ihre Stellung im Geistesleben des Landes war beinahe einzigartig. In der Literatur waren sie durch glänzende Namen vertreten. Das Theater lag zu einem erheblichen Teil in ihren Händen. Die Tagespresse, vor allem ihr international einflußreicher Sektor, war weitgehend in jüdischem Besitz oder wurde journalistisch von Juden geleitet. Ich zögere nicht zu behaupten, so paradox dies heute, nach der Hitlerzeit, klingen mag, daß kaum ein Teil des jüdischen Volkes von den Möglichkeiten, die die Emanzipation des neunzehnten Jahrhunderts eröffnet hatte, einen solchen Gebrauch machen konnte wie der deutsche. Die Geschichte der Juden in Deutschland von 1870 bis 1930 – das ist wohl der glänzendste Aufstieg, der einem Zweig des jüdischen Volkes geglückt ist. Dabei darf man nicht außer acht lassen, daß selbst vor Hitler die Emanzipation der deutschen Juden keine absolute war. Gesellschaftlicher Antisemitismus war in den führenden Schichten beinahe selbstverständlich, wenn auch ohne die vulgären Formen, wie sie in Amerika, mit für Juden gesperrten Wohngegenden, Mietshäusern und Hotels, gang und gäbe sind. Politisch waren sie im kaiserlichen Deutschland in gewisser Hinsicht Bürger zweiter Klasse. Ein jüdischer Minister wäre undenkbar gewesen, ja selbst eine höhere Beamten- oder Militärlaufbahn war Juden verschlossen, was hier, wo diese Berufe eine unvergleichlich wichtigere Rolle spielten als in irgendeiner westlichen Demokratie sehr viel zu sagen hatte.

Wenn es also den deutschen Juden gelang, diese einzigartige Karriere zu machen, obwohl im deutschen Volk [in dessen führenden Schichten, hieß es eben noch] ein tiefer Antisemitismus schlummerte, so muß das besondere Gründe haben, die zu untersuchen sich auch heute, da alles schon der Historie angehört, lohnen würde. Ich hatte immer das Gefühl, daß in manchem eine gewisse Affinität zwischen dem deutschen und jüdischen Geist bestand: der Hang zur Analyse, die Sucht, alles auf Formeln zu bringen, die große dialektische Begabung, der Wille zur Systembildung, das sind, wie mir scheinen will, ebenso deutsche wie jüdische Neigungen, jede freilich mit eigenen Nuancen. [Das entspringt auf deutscher Seite keiner Neigung, sondern einer “Verjudung”] Mit ihrem in Jahrhunderten des Gettolebens ausgebildeten Intellekt fiel es den Juden leichter, sich dem deutschen Geist anzupassen als zum Beispiel dem Esprit und der eleganten Logik der Franzosen oder dem ungeheuren Sinn für das Reale und dem genialen politischen Fingerspitzengefühl der Engländer. Es beruht auf mehr als rein geographischen Gegebenheiten, daß in jenem Übergangszeitalter, in dem das jüdische Volk aus der Isoliertheit seines Gettolebens in das volle Licht Europas trat, Westeuropa für das Judentum fast gleichbedeutend mit der deutschen Kultur wurde. Von Schiller und Heine lernten Tausende ostjüdische Intellektuelle, was moderne Dichtung ist. Philosophie war für sie viele Jahrzehnte identisch mit deutscher Philosophie. Die Verwandtschaft des Jiddischen mit dem Deutschen hat natürlich viel geholfen. Was immer die Gründe sein mögen, der phänomenale Aufstieg des deutschen Judentums war eine Tatsache, und nicht nur während der Weimarer Republik, welche die letzten Beschränkungen der Gleichberechtigung beseitige, sondern schon im kaiserlichen Deutschland.

Es war demnach kein Wunder, daß die deutschen Juden auf diesen Tatbestand mit Dankbarkeit reagierten. Sie wußten die Möglichkeiten, die sich ihnen durch die Emanzipation eröffneten, wohl zu schätzen. Deutlich konnten die meisten an ihren eigenen Familien den Aufschwung in den letzten zwei bis drei Generationen wahrnehmen. Die große Mehrheit reagierte darauf mit der unbedingten Bereitwilligkeit, sich den Deutschen anzupassen und ein integraler Bestandteil des deutschen Vaterlandes zu werden. Sie bewerkstelligten dies mit mehr Anstrengung als Geduld. Sie waren fasziniert und geblendet von der Einladung, ein Teil des neuen Deutschlands zu werden, und verstanden nicht, daß solche Prozesse, selbst wenn man sie ideologisch bejaht, viel Zeit, natürliche Entwicklung und Takt erfordern. Sie stürzten sich gleichsam mit der ihnen ganz eigenen Energie, mit einer geradezu fanatischen Entschlossenheit auf das neue Deutschland, um eine Separiertheit, die Jahrhunderte gedauert hatte, in einer oder in zwei Generationen vergessen zu machen. Dadurch erscheint die deutsch-jüdische Assimilation künstlicher, verbohrter als irgendeine andere im neunzehnten Jahrhundert. Hinzu kam die jüdische Neigung, für alles eine ideologische Begründung zu finden, verstärkt durch die wesensverwandte deutsche Manie, alles in Programme zu kleiden. Es ist daher kein Wunder, daß die ganze Theorie der modernen jüdischen Assimilation von deutschen Juden entwickelt wurde. Auch Juden anderer Länder assimilierten sich, aber in leichterer, natürlicherer, eleganterer Form. Sie taten es de facto, die deutschen Juden mußten es auf Grund einer tiefsinnigen Weltanschauung tun. Sie begnügten sich nicht damit, sich zu assimilieren, sondern sie bestanden darauf, sich und der Welt zu beweisen, daß die Assimilation etwas Heiliges, ein ethischer Imperativ, daß es die historische Sendung des Judentums sei. Irgendwie wollten sie dabei auch ihr jüdisches Gewissen beschwichtigen. Dieses deutsche Judentum war aus einer großen Tradition hervorgegangen, die durch Jahre ihre Kontinuität bewahrt hatte. In der geographischen Nähe zum osteuropäischen Judentum mit seinen großen schöpferischen religiösen und kulturellen Zentren waren die gegenseitigen geistigen Einflüsse wirksam geblieben. Ohne geradezu bewußt zu werden, stellten sich im deutschen Judentum Regungen des schlechten Gewissens ob dieser geschwinden und erfolgreichen Assimilation ein. Dieses schlechte Gewissen suchte man in typisch deutsch-jüdischer Art durch Ideologien und Theorien zu betäuben. Und so gab man vor, daß die Assimilation nicht nur ein organischer Prozeß, sondern ein moralisches Gebot war. Man bewies, daß man sich ihr nicht nur unterzog, um an Deutschlands Gütern teilzuhaben, sondern um eine heilige Aufgabe zu erfüllen. Es war der krampfhafte Versuch ‘to eat the cake and have it too’, die Bemühung, der grundlegenden, paradoxen und häufig tragischen Fragestellung ‘Jude oder Deutscher?’ zu entgehen. Enorme geistige Anstrengungen wurden in diesen Versuch investiert. Wenn man heute, nach Hitler, diese Literatur liest, erscheint sie prähistorisch. Man kann darauf bestenfalls mit ironischem Mitleid reagieren, aber in jenen Jahrzehnten war sie ehrlich gemeint. Diesem Problem auf den Grund zu gehen, es mutig, kompromißlos anzupacken, was seine Absurdität schnell erwiesen hätte, davor schreckten die meisten deutschen Juden zurück [weil für sie vielleicht Apartheit und Sonderexistenz “absurd” waren?], ausgenommen jene kleine Minorität intellektueller Zionisten, die mit der Assimilation brachen und – wie ihn einer seiner begabtesten Repräsentanten, Kurt Blumenfeld, bezeichnete – den post-assimilatorischen Zionismus schufen.

Trotz dieser so ungeheuer intensiv gewollten und theoretisch unterbauten Assimilation konnte jeder Außenstehende, wie ich selber, der nie durch eine solche Entwicklung hindurchgegangen war und sich daher einen ironischen Abstand bewahrt hatte, fühlen, daß die Assimilation letzten Endes mißlungen war [möglicherweise wegen des damals wachsenden Einflusses der Ostjuden, was wieder einmal zeigen würde, daß globalistischer Kapitalismus und Migrationismus, der Differenzkonflikte gebiert, die Geiseln der Menschheit sind]. Nie war sie harmonisch, nie naiv gewesen, immer wußte sie um ihr Vorhandensein. Selbst die getauften Juden, die vor dem letzten Schritt nicht zurückgeschreckt waren, fühlten sich in ihrer Haut irgendwie nicht wohl [was ja nicht verwunderlich ist; eine Assimilation kann nur über Generationen hinweg vollständig sein; deswegen darf die Flinte nicht ins Korn geworfen werden; Goldmann wollte keine Assimilation, weil er im Shtetl aufgewachsen war und seine deutsche Identität zu schwach war; er mußte einen “ironischen Abstand” zu den deutschen assimilierungswilligen Juden behalten]. Der bekannte deutsch-jüdische Witz von jenem Juden, der sich erst protestantisch und dann katholisch taufen läßt, um auf die Frage nach seiner früheren Religion ‘protestantisch’ antworten zu können, ist nur eine der Ausdrucksformen für diese Unsicherheit. [Niedlich.] Die Assimilation der Juden in Frankreich war viel schlichter und eleganter zugleich, was wohl auch der großen absorbierenden Kraft der französischen Zivilisation zuzuschreiben ist. [Weswegen ihr Untergang auch längst besiegelt ist.] Auch Juden in einer so selbstverständlichen Zugehörigkeit, wie ich sie später in England beobachten konnte, sind mir in Deutschland nie begegnet. (Von dem besonderen Wesen der amerikanischen Assimilation werde ich noch sprechen.) Das Resultat war eine ganz merkwürdige sozial-psychologische Struktur des deutschen Judentums, sehr tüchtiger, begabter, fleißiger Menschen, mit jüdischen, von deutscher Seite bestärkten Eigenschaften, deren ungemein geistige Lebendigkeit und Offenheit allen Strömungen gegenüber eine tief verankerte Disharmonie [ja, leider: das ist die besondere Crux! Im Judentum ist – unter dem “Gewichtes von dreitausend Jahren”, von dem Israel Shahak spricht – der Wüstengeist besonders tief verankert; weswegen seitens der Goi-Völker größtes Verständnis gezeigt und Toleranz geübt und auch eine gute Beziehung zur Synagoge unterhalten werden muß] trotz allen Erfolges nicht verhindern konnte. Es gibt kaum einen deutsch-jüdischen Dichter oder Musiker, bei dem sich dieser Mangel an Zusammenklang und daher an letzter Größe nicht feststellen ließe. Die tragische Ironie Heines, der ehrlich genug war, sie sich einzugestehen, war gewissermaßen das Kennzeichen fast der ganzen deutsch-jüdischen Literatur und die Folge eben dieser Dissonanz. In einer Weise war sie immer gewollt und auch gekonnt, aber selten war sie gewachsen. Einen Stifter, einen Goethe, selbst einen Rilke hat die deutsch-jüdische Literatur nicht hervorgebracht. Und wenn auch aus dem deutschen Geistesleben des neunzehnten Jahrhunderts der jüdische Anteil gar nicht wegzudenken ist und in der Bereicherung, Verfeinerung, Differenzierung und, wenn ich diesen von Moritz Goldstein in die Debatte geworfenen Ausdruck noch einmal gebrauchen darf, Verwaltung der deutschen Kultur eine führende Rolle gespielt hat, so gibt es – von der Wirtschaft, wo es auf anderes ankommt, abgesehen – keinen, den man nennen würde, wenn man die zehn bedeutendsten Exponenten der deutschen Kultur aufzählte.

Die Folge dieser erzwungenen [wieso “erzwungen”?] Anpassung war, daß bei der Geschwindigkeit, mit der sie vollzogen wurde, wichtige jüdische Elemente erhalten blieben. Das Gros der Juden in Deutschland war nie restlos assimiliert und viel jüdischer als in anderen europäischen Ländern. Schon die bewußte Betonung der Assimilation, das laute, oft peinliche Aufzeigen: ‘Seht, wie deutsch wir sind!’, beruhte letzten Endes auf dem Wissen, daß man jüdisch bleibt, ja auf der Weigerung des modernen Reform-Judentums, das Jüdische völlig über Bord zu werfen. Man suchte sich zu beweisen, daß man als Jude die Pflicht habe, sich zu assimilieren, nicht nur, weil man die Assimilation rechtfertigen, sondern gleichzeitig, weil man Jude bleiben wollte. Das Ganze war ein echter Kompromiß, menschlich unbefriedigend und psychologisch eine große Belastung, die Ursache der Unfähigkeit zu letzter schöpferischer Größe. Jüdisch gesehen, hatte dies auch die gute Wirkung, daß ein erheblicher Teil des Jüdischen dabei überleben konnte. Es wäre gleichermaßen ungerecht und historisch falsch, die Rolle leugnen zu wollen, welche das deutsche Judentum mit all seinen Neigungen zur Angleichung in der neueren Geschichte des jüdischen Volkes gespielt hat. Daß Moses Hess und Theodor Herzl, Abraham Geiger und Heinrich Grätz, Samson Raphael Hirsch und Nathan Birnbaum, von vielen anderen ganz zu schweigen, deutsch schrieben und dem deutschen Kulturkreis entstammten, hat etwas zu bedeuten. Ein Großteil der Ideen, die noch heute das jüdische Leben bewegen und befruchten, von denen das englische und vor allem das amerikanische Judentum lebt, sind aus der deutschen Judenheit hervorgegangen. In der Geschichte des modernen Zionismus gebührt den deutschen Juden ein Ehrenplatz und selbst zum Aufbau Palästinas haben ihre Leistungen, sei es freiwillig oder gezwungenermaßen, wesentlich beigetragen.” (S. 82-87)

Wenn sich die Juden und die Deutschen so ähnelten, schon so sehr angepaßt haben, was an sich zu begrüßen ist, dann auch weil nicht nur die Juden “verdeutscht”, sondern die Deutschen auch “verjudet” waren. Die “Affinität zwischen dem deutschen und jüdischen Geist”, von der Goldmann spricht, ist eher das Ergebnis gegenseitiger Beeinflussung, von “Verdeutschung” und “Verjudung”. Die Ähnlichkeiten, wie sie Goldmann insbesondere für das Geistesleben sieht, sind in der Tat frappierend. Es muß allerdings gesagt werden, daß hier eine Überschneidung und gegenseitige Beeinflussung insbesondere in den höheren Schichten und bei den Intellektuellen stattgefunden hat. Selbstverständlich mußten die deutschen Intellektuellen für das Volk der Buches eine Affinität besitzen. Wer einmal in Gedanken, Theorien und Büchern lebt, lehnt sich automatisch an die traditionell älteste “Wissens”-Kultur an. Intellektuell sein heißt verkopft, heißt instinktverdrängt sein. Ein Intellektueller hat sich immer von der Natur verabschiedet und entfremdet, ist immer zu einem hohen Grad verwüstet, wofür man durchaus die Wörter “talmudisiert” bzw. “verjudet” gebrauchen kann, da unsere Zivilisation via das Christentum im wesentlichen vom Judentum geprägt ist. Dies immer verstanden nicht als vulgäres Überbauphänomen, sondern als konkrete biologische Lebensweise. Diese Verkopfung, Verwüstung, Verchristjudung findet man verstärkt auch bei denen, die von sich behauptet hatten, das deutsche Volk revitalisieren, “entjuden” zu wollen. Mit den Nürnberger Rassegesetze aber wurde genau das Gegenteil getan: Anstatt die Vitalität, d.h. hier die Annäherung von Juden und Deutschen ohne Rücksicht auf gewußte und gepflegte Herkommenschaft zu fördern, sondern sich dem Geschmack, der Liebe und der Sexualität allein anzuvertrauen, wurde den Juden, die ein sehr strenges Gesetz konsequent befolgen, wonach nur Jude ist, wer ein Jüdin zur Mutter hat, gleichgetan. Man glaubte das Judentum bekämpfen zu können, indem man jüdischer (d.h. hier rassistischer) als es selbst wurde. Wilhelm Reich schrieb in seiner “Massenpsychologie des Faschismus”, daß der Faschismus/Nationalsozialismus sowohl revolutionär, als auch reaktionär sei, worunter er verstand, daß der NS in sich sowohl starke emanzipatorisch-freiheitliche Impulse, als auch solche der Repulsion vereinte. Der NS war eine eigenartige Mischung aus extremen Freiheitsdrang und davor zurückschreckender Unterwerfung. Auf mittlerer Führungsebene finden wir eher den emanzipatorischen (“heidnischen”) Anteil, auf höherer Führungsebene eher den repulsiven (jüdisch-christlichen) Anteil. Das Judentum in dem hier verstandenen Sinne “bekämpfen” zu wollen, wie es die Führung der NSDAP verkündete, ist von vornherein ein Unding, weil auch Kampf Teil der Zivilisation ist, die man aufgrund des besagten Einflusses und des Herkommens mit Recht als jüdisch-christlich nennt. So gesehen war der Konflikt zwischen dem NS und der Führung des Judentums nichts als ein innerzivilisatorischer, um nicht zu sagen inner(christ)jüdischer Konflikt, ein Konkurrenzkampf zwischen sich stark ähnelnden lebensfeindlichen Eliten (in diesem Zusammenhang fällt auf, daß Goldmann stets von Aufstieg, Eroberung usw. der jüdischen Eliten, d.h. den z.T. Gierigsten spricht), in den die unschuldigen Massen hereingezogen wurden.

Aber die deutsch-jüdische Symbiose fand nicht nur in einer weitestgehend als nachteilig, verhängnisvoll und schlecht zu nennenden Angleichung der Eliten statt, aus der diese sich in besagtem Konkurrenzkampf plötzlich gegeneinander wandten, sondern auch – besonders in den unteren Schichten – auf biologischem Niveau. In den unteren, genauer gesagt arbeitenden Schichten, wo man dem Leben direkter zugewandt ist, wo Religion und Ideologien kaum eine Rolle spielen und die Gier im allgemeinen weniger verbreitet ist und man eher mit dem zufrieden ist, was man hat, war die Assimilation zwischen Juden und Deutschen so gut wie zu einem Abschluß gekommen. Dort war dann auch, als die forcierte bis gewaltsame Separierung von Juden und Deutschen durch Nationalsozialisten und Zionisten betrieben wurde, die Tragik am größten. Es hat dort auch den wirksamsten Widerstand gegen die Zwangsseparierung gegeben, weil dort die Absurdität des Geschehens am genauesten (da am eigenen Leib) wahrgenommen wurde. Die deutschen Frauen, die in der Rosenstraße mitten im Krieg eine Demo für ihre “jüdischen” Ehemänner durchgeführt haben und mit dieser Erfolg hatten, sind ein gutes Beispiel dafür. Es ist auch ein ermutigendes Beispiel dafür, daß Assimilation machbar ist und daß wir es noch einmal, trotz des katastrophalen Mißerfolges, versuchen sollten. Leider ist – verständlicherweise – auf jüdischer Seite momentan wenig Bereitschaft dazu zu verspüren. Auch auf deutscher Seite nicht: der Philosemitismus, d.h. das In-die-Rolle-des-Juden-schieben, ist das beste Zeichen dafür. Juden und Deutsche sollten aber versuchen, sich vom Vergangenen freizumachen und die Gegenwart (und die Zukunft) zu meistern. Sie sollten ernsthafte und offenmütige Gespräche suchen, und zwar gegenseitig mit den Kräften, die, wenn nicht gleich Assimilierung, so doch wenigstens Deeskalierung wollen. Diese Gespräche sollten von den Leuten auf beiden Seiten gesucht und geführt werden, die am wenigsten Opfer von Wahnvorstellungen sind, d.h. den nichtantideutschen Juden und den nicht philosemitischen und selbstbewußten Deutschen. Hier bietet sich auf deutscher Seite allein die nationale Opposition an, und nicht etwa das entdeutschte, philosemitische Lakaientum der Besatzungsmächte; die Juden sollten Fühlung zu den tiefer liegenden, zu den realen und realistischen Kräften des deutschen Volkes aufnehmen, sollten selbst realistisch sein und die echten Deutschen, nicht die derzeitige korrupte Pseudoführung, als geschichtsmächtig anerkennen.

 

2.

Über seine “Reifejahre in Murnau” schreibt Goldmann u.a.:

“Die finanzielle Möglichkeit dazu [‘mich weiterzubilden und eigenen Neigungen nachzugehen’] ergab sich aus der Inflation, die damals über Deutschland hereinbrach. Für die meisten bedeutete sie plötzliche Verarmung und für viele Elend. Mir gab sie jedoch die Möglichkeit, mich eine Weile ganz meinen Studien und Neigungen zu widmen, ohne die Notwendigkeit, durch tägliche Arbeit mein Brot zu verdienen.” (S. 104)

Denkwürdig und sehr beachtlich erscheint folgende Stelle. Sie ist äußerst aufschlußreich darüber, was Nahum Goldmann unter dem Leben von Völkern im allgemeinen und vom Leben des jüdischen Volkes im besonderen verstand.

“Auf lange Sicht, dünkt mich, zwingt man einem Volk überhaupt nichts auf, und Zwangsherrschaften sind immer nur Episoden. [Das sollte uns Deutsche Mut machen.] Letztenendes lebt ein Volk so, wie es leben will [wenn es denn nur schon so weit wäre!], und irgendwie sein Schicksal verdient. Völker werden auch nie von anderen ausgerottet. Das Verbrechen des Völkermords gibt es in der Geschichte nicht. Man kann Millionen eines Volkes vernichten, wie es uns Juden im Hitlerreich angetan wurde. Ein Volk als Ganzes geht nie zugrunde [‘Holokaust’ aber heißt ‘vollständig, ganz verbrannt’; schon von daher wären die Begriffe ‘Völkermord’ und ‘Holokaust’ sehr fragwürdig], es sei denn, daß es den Kampf um seinen Fortbestand irgendwann aufgibt. Wenn ein Volk in seiner Ohnmacht verzweifelt und nicht mehr den revolutionären Elan aufbringt, gegen die scheinbar hoffnungslose Übermacht seiner Gegner anzukämpfen, so geht es unter, aber dann ist es ja nicht ein Mord, der begangen wurde, sondern ein Selbstmord [träfe genau richtig auf uns Deutsche zu]. Daher glaubte ich damals und glaube ich auch heute noch, daß die Diaspora einer tiefen Sehnsucht des jüdischen Geistes oder der jüdischen Volksseele entspricht. Wir sind immer freiwillig in die Diaspora gegangen, so wie wir uns freiwillig die Lebensform des Gettos geschaffen haben, um in der Diaspora zu überdauern. Wir haben den Trieb ins Weite, die Abenteuerlust des Weltvolkes und gleichzeitig die Sehnsucht nach der Heimat, nach dem Alleinsein mit Gott und unserer Kultur. Zwischen diesen Polen hat sich die jüdische Geschichte immer bewegt, und so kam ich zu dem Schluß, daß die Normalisierung der jüdischen Situation nicht darin bestehen kann, einen kleinen Teil des Volkes in Palästina zu sammeln und auf die übrigen Teile zu verzichten. Ein Volk wie alle Völker zu werden, ohne die Weltoffenheit und Weltweite, die uns heute charakterisiert, kann mir nicht als wünschenswert erscheinen. Wenn die jüdische Diaspora neben dem jüdischen Zentrum bestehen blieb, würde damit dem kleinen Staat, der quantitativ immer klein wird bleiben müssen, etwas Einzigartiges, Einmaliges verliehen.” (S. 108-109)

Dieser ganze Spagat, alles haben zu wollen, dieser Luxus, und dabei weder das eine noch das andere zu bekommen, diese Sonderexistenz, oder soll man schon sagen diese Chuzpe?: darin liegt das ganze jüdische Problem. Vielleicht wären die Goi-Völker sogar bereit, diesem Luxus stattzugeben, sich diesen musealen Luxus zu leisten. Aber dies sicherlich nur bei Anerkennung dieser Leistung und etwas Liebeserwiderung seitens der Juden. Danach sieht es aber derzeit überhaupt nicht aus: Überall auf Erden wittern und denunzieren sie penetrant und permanent den “Antisemitismus”. Und ganz sicher wird dies nicht möglich sein, solange die Juden ganz im Gegenteil anderen Völkern über die Maßen auf den Geist gehen, u.a. mit jenem Holokaust-Zwangsglauben (diese “Zwangsherrschaft” allerdings ist eine bereits 50 Jahre währende “Episode”), den sie weltweit durchsetzen wollen, der heute das letzte Heiligtum, das letzte Tabu, eine ultimative Zumutung darstellt und – an den nicht einmal Nahum Goldmann glaubte... – Wir müssen dran glauben.

Wenn wir Deutschen uns “normalisieren”, wenn wir als Volk eine normale Existenz führen wollen wie alle anderen Völker (“ein Volk wie alle Völker zu werden”, was wiederum Nahum Goldmann für sein Volk “nicht als wünschenswert erscheinen kann”!... – uns sehr wohl; aber man will es uns nicht gestatten!), dann gehen auf uns moralische Entrüstung und Verurteilung herab. Sollen wir uns ein Beispiel am jüdischen Volk nehmen? Sollen wir es ihnen gleich tun und eine “Sonderexistenz” anstreben, einen “deutschen Sonderweg”? Wir wollen gar kein besonderes Volk sein (so wie die Juden); alles was wir wollen, ist normal zu sein, “nicht über und nicht untern andern Völkern” (Brecht, Kinderhymne). Aber man interpretiert und denunziert diesen Wunsch nach Normalität vorwurfsvoll als “deutschen Sonderweg”! Normalität = Sonderweg! Wir werden immer wieder in eine Sonderrolle gedrängt und gedrückt, allerdings in eine, im Unterschied zu den Juden, negative Sonderrolle. Man deutet und wertet diese Normalität, dieses Normal-sein-wollen, diese Normalisierung um in eine positive Sonderrolle, auf die wir kein Anrecht hätten! Wir wollen keine Sonderrolle. Wir wollen nur etwas Eigenes, und nur in diesem Sinne etwas besonderes, so wie alle anderen Völker ihr Eigenes sein und haben sollen, also etwas Normales! Die Verwirrung schlägt wieder einmal über die Stränge. Das, was Goldmann schon “nicht wünschenswert erscheint”, das ist für uns noch nicht einmal in Reichweite! Die Situation der Deutschen ist kaum mehr nachzuvollziehen (fast schon “undenkbar”) und in der Tat höchst absurd und irre (solange sie sich in ihr Belange hineinreden lassen und sie sie sich aufoktroyieren und bieten lassen).

Die Problematik von Besonderheit und jüdischem Sonderweg spielt auch in der folgenden, höchst bedeutsamen Passage eine Rolle. Aus ihr geht hervor, daß Goldmann für sein Volk weit über das hinausgeht, was sich Völker untereinander zugestehen und gegenseitig anerkennen: nämlich ihre Besonderheit insofern sie verschieden sind. Die jüdische Sonderrolle, unter und mit nichtjüdischen Menschen an einem Ort zu leben, aber ist widernatürlich, d.h. sie ist gegen die eigentlichen Interessen der jüdischen Menschen selbst, deren Drang immer die Angleichung an die Population vor Ort sein wird, gegen die Natur der jüdischen Selbste gerichtet und muß und kann nur unter enormen Kraftaufwand, mit “heroischer Kraft”, zivilisatorischem Druck, aufrechterhalten werden. D.h., die Juden zwängen und zwingen sich selbst (ihre Selbste) in eine Sonderrolle, mit der sie nicht nur anderen Völker auf den Geist gehen und eine Zumutung darstellen, sondern von der sie nichts haben als Leid, Entbehrung, was mit einem zweifelhaften Auserwähltheitsmythos, einem besonderen Besonderheitsstatus und durch eine “Großartigkeit” kompensiert und rationalisiert wird, der das Leid, die “psychische Belastung” nie wird aufwiegen können.  “Die jüdische Tragödie erspare ich meinem Sohn; ich werde ihn nicht jüdisch erziehen”, sagt mir mein jüdischer Freund; und es klingt auch Wehmut in seinen Worten. Eine Rolle, ein eingeübtes und eingefleischtes Verhalten wird aufgegeben, und das ist schmerzlich. Aber die Entlastung, das Gewicht von dreitausend Jahren (Israel Shahak) abzuwerfen, diese Befreiung ist schöner. Bleibt zu hoffen, daß die Nichtjuden diesen komplizierten und schmerzhaften Vorgang, der auch viel Zeit brauchen wird, würdigen und der irrationale Antisemitismus die Juden nicht immer wieder zurück in ihre Rolle drängt.

“Je mehr ich über die jüdische Vergangenheit und Gegenwart am Ende meiner Laufbahn nachdenke, um so fester wird meine Überzeugung, daß die Zukunft des jüdischen Volkes nur in einer Synthese dieser beiden Tendenzen erfüllt werden kann: gleichberechtigt zu sein und doch verschieden zu bleiben, einen eigenen Staat zu besitzen, dessen vornehmste Aufgabe es aber sein muß, der neue geistige Mittelpunkt für das in der Welt verteilte jüdische Volk zu werden. Frühere jüdische Generationen kannten dieses Dilemma nicht. Sie blieben Juden, ob sie wollten oder nicht. Sie waren verfolgt, mußten ihr Sonderdasein leben und hatten die heroische Kraft, dem Judentum treu zu sein. [Welch Kampf, welch Anstrengung, welch Überwindung das (gewesen) sein muß!] Heute stellt sich die Frage grundsätzlich anders. Nicht nur zwingt man die Juden nicht, Juden zu bleiben, sondern es gibt für jeden einzelnen unter ihnen hundert Verführungen und Anreize, weniger und weniger jüdisch zu werden. Die materialistisch eingestellten Juden finden Befriedigung in den unbegrenzten Möglichkeiten, die ihnen ihr wirtschaftlicher und politischer Aufstieg eröffnet hat; die idealistisch gesinnten können sich einsetzen in dem Kampf um die großen Ideen dieser schweren, harten und bitteren, aber dennoch einer gewissen Großartigkeit nicht entbehrenden Epoche. Heute handelt es sich darum, ganz andere Antriebe für das Judesein aufzufinden. Wir haben in langer Unterweisung gelernt, schlechten Zeiten Juden zu bleiben. Nun müssen wir, was schwieriger ist, lernen, wie man in guten Zeiten Jude bleibt.

Die völlige Emanzipation der einzelnen Juden in der Diaspora muß zur restlosen Assimilation und zum Verlust großer Teile des jüdischen Volkes führen, wenn nicht ganz neuartige Lebensformen ausgebildet werden. [Deutlich tritt hier die antiemanzipatorische Haltung hervor.] Nur der jüdische Staat kann diese Aufgabe erfüllen. Das jüdische Volk ist in seiner Synthese von Volkstum und Religion, und seinem Auf und Ab zwischen einem staatlichen Zentrum und einer Diaspora, ein Sonderfall in der Menschheitsgeschichte. Die Geschichte der Völker beweist, daß jedes Volk nach dem Gesetz leben muß, ‘nach dem es angetreten’, daß seine Existenz nur möglich und berechtigt ist, solange es seine Besonderheit durchsetzt. [Das trifft in der Tat für jedes Volk zu, aber offenbar nicht für die Juden, das kein Volk wie jedes Volk ist, sondern eine besondere Besonderheit darstellt!] So gesehen ist die völlige Normalisierung der jüdischen Existenz jüdisch gesehen – eine ‘Anomalie’. Die wirklich normale Situation des jüdischen Volkes verlangt, daß es im Vergleich zu anderen Völkern ungewöhnlich, einzigartig, ‘unnormal’ bleibt. [Die Anführungszeichen haben keinen Sinn. Tatsächlich heißt das, was Goldmann hier schreibt: Normal = unnormal.] Juden der Diaspora nach der Emanzipation können ihre jüdische Identität nur beibehalten, wenn sie trotz ihrer vollen Teilnahme am Leben der Völker und Staaten, in denen sie sich befinden, auf ihrer Sonderexistenz bestehen. Wie Juden jahrhundertelang für das Recht gekämpft haben, gleich zu sein mit anderen, müssen sie heute für das Recht eintreten, verschieden von den anderen zu sein. Dazu gehört die geistige, emotionale, religiöse und kulturelle Verbundenheit zu Israel. Das Recht dazu können die Juden im Zeitalter der souveränen Staaten und des gesteigerten Nationalismus jedoch nur beanspruchen, wenn Israel als Verwirklichung jüdischer Geschichte und jüdischer Sonderart, kein Staat wie andere wird. Es muß eine Struktur finden, in der es außerhalb der normalen Konflikte dieser Welt stehen kann, gesichert in seiner Existenz durch alle anderen Staaten der Welt – inbegriffen die Araber – ohne jede Parteinahme für diese oder eine andere Machtgruppe, als ein echt neutraler Staat. Ein Volk, das so viel gelitten hat und gleichzeitig in der Lage war, so viel für die allgemeine menschliche Kultur beizutragen, hat das historische und moralische Anrecht auf eine solche Sondersituation, die ihm natürlich auch besondere Verpflichtungen auferlegt. [Schön‘ Dank!] (...)

Meine Generation hat das jüdische Dasein normalisiert. Etwas dazu beizutragen, war das Ziel meines Lebens. Es wird die Aufgabe der kommenden Generation sein, auf der Basis dieser Normalisierung die Einzigartigkeit des jüdischen Volkes und seines Staates zu bewahren.

Viele Gründe sprechen vielleicht gegen die Möglichkeit, eine solche Sonderstellung zu gewährleisten. Wenn ich trotzdem daran glaube, so weil man rational nie begründen kann, warum man einen Menschen liebt, warum man sich für eine Idee begeistert, warum man für ein Ideal sein Leben hinzugeben bereit ist. Hier wirken tiefere Gründe als Vernunft und Logik. Was die Geschichte eines Volkes entscheidet, sind letzten Endes nicht nur die rationalen Aspekte einer jeweiligen Situation, sondern, wenn ich so sagen darf, die Kraft seines Mythos. Wenn ein Volk oder eine Gesellschaft eine Stufe der Rationalisierung erreicht, auf der es den Zusammenhang mit seinem Mythos verloren hat, ist es schon zum Untergang bestimmt. Die Idee des Zionismus und der Rückkehr der Juden in ihr Land ist eine der irrationalsten Ideen der Geschichte, im Widerspruch zu allen normalen Bedingungen und Formen historischer Entwicklung. Daß diese Idee so viel Erfolg gehabt hat, ist ein Sieg des Mythos über die Ratio. Weil ich an diesen Mythos glaube, habe ich Hoffnung auf seine weitere Verwirklichung.”

Wir kommen an den Anfang unserer Gedanken zurück. Wieder hält Nahum Goldmann an einer jüdischen Identität fest, obwohl sie kaum noch Sinn macht und Freude bereitet. Er spricht von “hundert Verführungen und Anreizen, weniger und weniger jüdisch zu werden”. Die Natur und die eigentlichen Selbste der Juden schreien danach, ihr Sonderstatus aufzugeben und aufzugehen in ihren Wirtsvölkern. Aber wieder und wieder gibt es die jüdischen Führer, die jüdische Kinder beschneiden, judaisieren und sie in eine elendige Existenz stürzen. Aber die jüdischen Gesetze und das jüdische Gewissen rufen: Laßt euch nicht verführen! Gebt nicht nach! Wir haben nicht diese “großartige Macht” errungen, um sie jetzt aufzugeben. Die Juden glauben noch immer, diese Macht sei wichtiger als die “große psychologische Belastung”, die diese Sonderexistenz darstellt. Die Juden haben alles zu gewinnen, nämlich ihr Glück, wenn sie diese Last abwerfen. Wir Nichtjuden müssen ihnen dabei helfen. Am besten aber sollten wir sie in Ruhe lassen, so wie wir es von ihnen erwarten; und dann mag die Natur entscheiden. So wie wir darauf bestehen sollten, in Ruhe gelassen zu werden und die Juden darüber in keiner Illusion belassen sollten, so müssen wir ihnen gegenüber ruhig sein, auch wenn sie uns noch beschimpfen, bekämpfen und uns vernichten wollen, auch wenn das wie unmöglich anmutet. Jawohl, “vernichten” ist das richtige Wort für das, was manche von ihnen uns antun, wozu sie Justiz und Polizei antreiben (wobei diese – das sei deutlich gesagt – die Hauptverantwortlichen an der derzeitgen Verfolgungswelle sind). Denn der jüdische Sonderweg bedeutet immer eine Zumutung und Drangsalierung der Nichtjuden, eine Vergewaltigung ihrer Rationalität. Im Zeitalter der Säkularisierung muß zur Rettung der jüdischen Identität ein neuer Mythos her bzw. tranformiert sich das Mythische. “ Juden der Diaspora nach der Emanzipation können ihre jüdische Identität nur beibehalten, wenn sie trotz ihrer vollen Teilnahme am Leben der Völker und Staaten, in denen sie sich befinden, auf ihrer Sonderexistenz bestehen.” Diese “Sonderexistenz”, dieses Privileg kann nur mit einem Hokuspokus gerechtfertigt, mit einem Tabu aufrechterhalten werden. Das bekommen wir tagtäglich zu spüren. Es bedeutet nichts anderes, als daß den Nichtjuden die Befolgung eines Mythos, einer Irrationalität abverlangt, ein Glaube aufgezwungen wird. Die nichtjüdischen Völker können sich den Luxus einer jüdischen besonderen Besonderheit, eines nachemanzipatorischen Judentums, eines Judentums nach der Aufklärung nur leisten, indem sie selbst an den jüdischen Mythos glauben, d.h. auf ihre Ratio verzichten, d.h. ihr Gehirn amputieren. Dieser Umstand ist es, der eine vernünftige Argumentation in der Frage der jüngsten jüdischen Geschichte unmöglich macht, der die Prinzipien der Akademie außer Kraft setzt. “Jüdische Identität” in der Säkularität bedeutet, daß die Aufklärung geopfert, zur Schlachtbank geführt wird. Oder: Aufklärung ja, aber nicht in diesem Punkt! Ein postreligiöser Mythos muß geschaffen werden, damit die “jüdische Identität” erhalten bleiben kann, bzw.: eine neue Religion. Der identitätsstiftende Mythos, die neue Religion ist heute der Holokaust. Die Theologeme dieser neuen Religion sind durch die Strafgesetzbarkeit in den jeweiligen Wirtsvölkern geschützt. Der alte Mythos und die alte Religion ziehen nicht mehr. Neues muß her, eine neue Irrationalität! Wir müssen alle dran glauben. Nicht nur sind Bilder der jüdischen Geschichte heute strafgesetzlich geschützt, sondern es gibt heute nur noch eine einzige tabuisierte Thematik: die des Jüdischen. Nur hier zucken die vom alten religiösen Zwang befreiten Menschen zusammen, sind sie verunsichert, haben sie Angst, etwas Falsches zu sagen, fühlen sie sich auf glattem Eis. Nur hier sind sie von etwas über ihnen, einer wahren Gottheit, eingeschüchtert, fühlen sie etwas eigenartig Hehres, Höheres, Heiliges, vor dem sie kuschen. Gott ist nur Gott, wenn er seinen Namen nicht trägt.

 

3.

Ich möchte eine Passage des Buches zitieren, die zeigt, wie skeptisch Nahum Goldmann gegenüber der Politik war. Er hatte einen Sinn für das, was “Metapolitik” genannt wird und was ich mit Subpolitik bezeichne.

“Den berühmten Satz ‘Die Politik ist unser Schicksal’ mache ich mir nur mit sehr vielen Einschränkungen zueigen. Es ist richtig, daß sich in diesem Bereich Schicksale von Völkern und Ländern abspielen, besonders wenn man die These von Clausewitz akzeptiert, der Krieg sei nur eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Aber Völkerschicksale entscheiden sich nur zum Schein in der Außenpolitik; die wichtigen Geschehnisse spielen sich in ganz anderen Zonen ab, im Kulturellen, Sozialen, Psychologischen, in der Seele der Völker, in ihrer gesellschaftlichen Struktur, in ihrer geistigen und sittlichen Verfassung. In der Außenpolitik werden diese verborgeneren Tendenzen sichtbar, kristallisieren sich Prozesse, die längst vorbereitet sind. Außenpolitik erschafft die Dinge nicht, sie zieht nur aus bereits bestehenden Situationen die Konsequenzen. Letzten Endes ist sie eine sekundäre Leistung, wenn es auch bei oberflächlichem Studium der Weltgeschichte so scheint, als seien es die großen Staatsmänner und Heerführer, die auf der Bühne der Geschichte so laut und sichtbar auftreten, welche die Schicksale der Völker lenken. Jeder, der Weltgeschichte etwas eingehender studiert hat, weiß aber, daß diese Vorstellung eine Illusion ist. Alle diese großen Akteure des vordergründigen Weltgeschehens sind häufig Marionetten. Die Stränge werden von Gewalten gezogen, die weniger bekannt im Stillen von Denkern und Dichtern, religiösen und sozialen Führern, von jenem kaum definierbaren Etwas, das man die Kultur eines Volkes nennt.” (S. 142-143)

Vielleicht liegt in der Skepsis gegenüber der Politik, im Bewußtsein der Oberflächlichkeit von Politik und davon, daß sich das wesentliche natürlich weit unterhalb des Politischen abspielt, auch ein Grund für Nahum Goldmanns Erfolg als Politiker.

“Der Politiker zieht die Bilanz aus allen diesen Kräften, und je besser ihm das gelingt, je richtiger er sein eigenes Volk und die anderen Völker in ihren tausendfältigen Komplikationen einschätzt, um so größer ist er als Staatsmann. Darin liegt das Faszinierende der Außenpolitik, jedenfalls für mich. Dieses Rechnenmüssen mit einer Unzahl von Elementen, dieses Auf-einem-hohen-Posten-stehen-Müssen, von dem man eine weite Landschaft überblicken kann, dieses Ins-Spiel-Bringen von Faktoren, die mit dem unmittelbaren Problem scheinbar nichts zu tun haben, das ist das Schwierigste, aber gleichzeitig das Anziehende in der Außenpolitik.”

An anderer Stelle geht Nahum Goldmann, der zur Zeit des Ersten Weltkrieges für den deutschen Geheimdienst arbeitete, mit der deutschen Diplomatie vernichtend ins Gericht:

“Schon sehr früh lernte ich die politische Plumpheit und Unbegabtheit der deutschen Diplomatie kennen. Ich könnte geradezu unglaubliche Beispiele für den Mangel an Finesse und politischem Fingerspitzengefühl erbringen (...). Dieser Mangel an politischer Klugheit züchtete Gegner und trug so trotz großer militärischer Erfolge zur Niederlage bei. [Es folgt ein haarsträubendes Beispiel für die Plumpheit der deutschen Diplomatie] ‘Der Hauptfehler’, sagte ich, ‘besteht darin, daß Ihre Beamten zwölf bis vierzehn Stunden des Tages über Akten sitzen. Das mag für einen Finanzbeamten oder Regierungsrat angehen. Aber Diplomatie erfordert Einfälle, und die hat man nur, wenn Muße vorhanden ist, wenn man mit einer Frau spazieren geht, ein Buch liest, im Walde liegt, aber niemals, wenn man über Akten sitzt.’ Die erste Reform, meinte ich, müßte darin bestehen, den wichtigen Beamten des Auswärtigen Amtes wenig Arbeit und viel Muße zu geben. Der Diplomat winkte ab: ‘Das ist bei uns undenkbar.’” (S. 76-77)

Im Verlaufe der Lektüre des Buches ist kaum noch überraschend, welch gutes Verhältnis Nahum Goldmann zum faschistischen Italien und zum Duce gehabt hat. Goldmanns feindselige Einstellung und Verachtung gegenüber Hitler wurde von Mussolini geteilt:

 

“’Ich kenne Herrn Hitler’, versetzte er [Mussolini]. (Einige Wochen vorher hatten Mussolini und Hitler sich bei der berühmten Begegnung in Venedig zum ersten Mal getroffen.) ‘Er ist ein Dummkopf, ein vaurien, ein fanatischer Dummkopf, ein Schwätzer; es ist qualvoll, ihm zuzuhören. Sie sind viel stärker als Herr Hitler; von Herrn Hitler wird es keine Spur mehr geben, wenn die Juden noch ein großes Volk sein werden. Sie und wir’, schrie er plötzlich, wobei ich nicht wußte, ob er mit ‘wir’ Italien oder den Faschismus meinte, ‘sind große historische Mächte. Herr Hitler ist ein Witz von einigen Jahren. (...) ich sage Ihnen aber, Sie sind mächtiger als Herr Hitler. Die Hauptsache ist, daß die Juden keine Angst vor ihm haben. Wir werden alle sein Ende erleben [leichte Täuschung]. Aber Sie müssen einen jüdischen Staat schaffen. Ich bin ein Zionist (...). Ich werde Ihnen helfen, einen jüdischen Staat zu schaffen, aber die Hauptsache ist, daß die Juden auf ihre Zukunft vertrauen und keine Angst vor diesem Dummkopf in Berlin haben.’”

Bei folgender Stelle fällt fällt uns ein gewisser jüdischer, gleichwohl christlich-demokratischer Funktionär ein:

“... arbeiten, auswendig lernen und mit Pathos sehr viele Male wiederholen können, mit den gleichen Worten, im gleichen Tonfall, mit den gleichen Witzen und rhetorischen Kniffen. Für mich hingen Wortlaut und Inhalt einer Rede immer sehr von der allgemeinen Atmosphäre ab; der Saal zum Beispiel kann für mich ebenso wichtig sein wie die Zuhörer. Nochmals: Die Beherrschung der Zuhörerschaft ist das Entscheidende, darin bewährt sich die eigentliche Eloquenz; sie kann letzten Endes nicht erlernt werden. Man kann lernen, eine Rede zu komponieren und man kann Diktion und Intonation lernen. Was man nicht lernen kann, ist, das Publikum begeistern zu können. Von dem Grade dieser Fähigkeit hängt das Maß der rednerischen Sicherheit ab. In dieser Hinsicht fühlte ich mich zeitlebens so sicher, daß ich in früheren Jahren, wo man mehr Freude an solchen Spielereien hat, mir manchmal gewagte Mätzchen erlaubte, etwa eine Wette, daß ich nach so und so vielen Minuten Applaus erzwingen oder daß ich eine wohlaufgebaute Rede genau nach 45 1/2 Minuten beenden würde, was immer wieder rechtes Erstaunen bei den Eingeweihten hervorrief. Vielleicht erklärt sich meine reservierte Einstellung zum Phänomen des Rednerischen aus dieser Fähigkeit, das Publikum zu beherrschen, mit der eine gewisse Skepsis unvermeidlich verbunden ist. Je länger ich im öffentlichen Leben stehe, um so weniger Respekt habe ich vor dem, was man Masse nennt. Ihre Psychologie ist eines der zentralen Probleme unserer Zeit, die droht, an der Vermassung zugrunde zu gehen. Wer viel mit Massen zu tun gehabt hat und in dieser Hinsicht erfolgreich gewesen ist, wird – wenn er sich nicht überschätzt und sich selbst gegenüber aufrichtig ist – immer die größten Zweifel an der Weisheit einer Massenreaktion hegen und an dem, was man ‚Kollekfivvernunft‘ oder vielmehr Unvernunft nennen kann. Massen sind unverantwortliche Wesen. Sie werden durch Gefühle bestimmt. Wer auf diesen spielen kann – und Rhetorik ist eine der wirksamsten Methoden dieses Spiels – kann fast alles von der Masse erwirken. Wer diese Kunst beherrscht und durchschaut, muß voller innerer Vorbehalte sein. Ich habe lange unter dem Zwiespalt gelitten, dauernd mit Massen zu tun zu haben – sie waren ja das eigentliche Objekt meiner öffentlichen Wirksamkeit – und ihnen andererseits so ablehnend gegenüberzustehen; immer wieder rednerische Mittel benützt zu haben, um mein Ziel zu erreichen, und dennoch die tiefsten Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieser Mittel zu empfinden. [“psychologische Belastung”, immer wieder...]

Irgendwie ist alles Rhetorische unwahr. Ein geübter Redner braucht keine Unwahrheit zu sagen, aber er kann fast nie seine letzten Wahrheiten aussprechen, nicht nur, weil die Öffentlichkeit überhaupt keine Sphäre für letzte Wahrheiten sein kann und es schamlos wäre, sich öffentlich nackt zu zeigen, sondern auch deshalb, weil in fast allen Fällen das, was man sagt, unter dem Gesichtspunkt des Erfolgs ausgewählt werden muß.” (S. 42/43)

Am Wegesrand (S. 118) bekommen wir eine Antwort auf die oft gestellte Frage, ob die Rockefeller-Foundation jüdisch ist. Sie muß es wohl sein, denn Nahum Goldmann spricht davon, daß “wir zeitweise die Aussicht hatten, die Rockefeller-Foundation [für das Projekt der Encyclopaedia Judaica] zu gewinnen”.

Beachtlich ist, was Nahum Goldmann über seine Ausbürgerung schreibt:

“In dem langwierigen Verfahren, das zu meiner Ausbürgerung führte, und in dem viele meiner Bekannten als Zeugen vernommen wurden, erwies es sich (...).”

Die Vorstellung, daß die Ausbürgerung der Juden in einem Schnellverfahren erfolgte, bei dem das Ergebnis vor Beginn fest stand, muß also revidiert werden.

Ich lese nur selten und wenig Bücher, und daher habe ich etwas die Geduld verloren und kann hier nicht auf die Abschnitte über die Geschichte von Entstehung, Aufbau und Erhalt des Staates Israel eingehen. Man darf schließen, daß diese Abschnitte für den Interessierten von einiger Bedeutung sind.

 

Anmerkungen:

 Dazu schreibt Hans-Joachim Schoeps, “der deutsche Patriot jüdischen Glaubens” (so Hans-Dietrich Sander): “Da der Abfall vom Judentum keine so harmlose Sache ist, wie wenn ein Christ aus der Kirche austritt, ist er allerdings durch und durch ein dämonischer Vorgang. (...) Das Gegenstück der Erwählung ist die Verwerfung und der abgefallene Jude sinkt nicht bloß ins Heidnische zurück, sondern wird Gottes Widersacher.” Hans Blüher/H.-J. Schoeps, Streit um Israel – Ein jüdisch-christliches Gespräch, Hamburg 1933, S. 14 (hier zitiert nach Hans-Dietrich Sander, Auflösung aller Dinge. Zur geschichtlichen Lage des Judentums in den Metamorphosen der Moderne, München o.J., S. 24

2 Shahak, Israel: Jüdische Geschichte, jüdische Religion –  Der Einfluß von 3000 Jahren, Lühe-Verlag 1999; “Gewicht”, weil der englische Originaltitel von weight und nicht influence spricht.

3 Was soweit ging, daß offenbar Juden schon/noch 1934 in Tel Aviv für das ns-Deutschland spitzelten. (S. 173)

Nahum Goldman