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Peter Töpfer: Ein Antinationaler macht sich Sorgen um die polnischen nationalen Belange

Samuel Salzborn spielt sich in seinem Artikel “Deutsche Dominanz. Polnische Eltern kämpfen in Bierawa gegen die Schließung einer Schule und die Übermacht der Deutschen” (Jungle World Nr. 23, 2.6.1999, S. 14) zum Verteidiger der polnischen Bevölkerung in Schlesien auf. Er berichtet, daß “die Mehrheit der Bevölkerung in der Gemeinde Bierawa im südöstlichen Einzugsbereich von Kozle als ‚autochthon‘ gilt.” Salzborn setzt autochthon in Anführungszeichen, ebenso wie er den Begriff “deutsche Minderheit” nur in Anführungszeichen verwendet. Was ist an dieser Bezeichnung falsch? Was kritisiert Salzborn an dieser Bezeichnung? Er schreibt: “Die als ‚autochthon‘ titulierten Bürger berufen sich auf eine deutsche Herkunft und dürfen (...) wieder ihre vermeintliche kulturellen und sprachliche Wurzeln pflegen. Anders gesagt: dem Deutschtum huldigen.” (hervorgehoben von mir, P.T.) Deutsch sprechen und der deutschen Kultur anzugehören, wird als “dem Deutschtum huldigen” denunziert. Warum diese Aufregung?

“Landesweites Aufsehen (...) erregte die Absicht der Verteidiger der Schule von Kotlarina [in der auf polnisch unterrichtet wird und die geschlossen werden soll], einen Verein der polnischen Minderheit zu gründen: ‚Wir fühlen uns wie Fremde im eigenen Land‘, erklärte einer ihrer Sprecher.” Wieso setzt Salzborn den Begriff “polnische Minderheit” jetzt nicht in Anführungszeichen, analog zu “deutsche Minderheit”? Wieso fehlt ihm hier seine Distanz? Gibt es einmal “schlechte” und einmal “gute” Minderheiten? Anerkennt Salzborn plötzlich eine Minderheit, hegt er gar Sympathien für sie? Seit wann lassen Antinationale Begriffe wie “Fremde” und “eigenes Land” durchgehen, setzen sie sie nicht in Anführungszeichen? Die Antinationalen etwa als Saisonnationale, als Nützlichkeitsnationale? – Die Polen werden sich bedanken.

Salzborn paßt es nicht, daß zum 78. Jahrestag des Dritten polnischen Aufstandes am Gora Sw. Anny (warum diese angestrengte polnisch Bezeichnung, warum nicht Annaberg? Salzborn als Anhänger der polnischen kulturellen Identität?) “auch VdG-Mitglieder Blumen niederlegen durften” (der VdG ist ein deutscher Interessenverband). “Damit nahmen erstmals an einer Gedenkfeier zum Ausbruch der deutsch-polnischen Kämpfe um das ehemalige Oberschlesien auch Vertreter des Deutschtums teil”, schreibt Salzborn. Warum werden Deutsche hier zu “Vertretern des Deutschtums”? Was stört Samuel Salzborn daran, wenn sich Kriegsgegner von einst versöhnend gemeinsam an Gedenkfeiern beteiligen? Will er keine Versöhnung zwischen Deutschen und Polen? Will er den von ihm angeblich verteidigten Polen Vorschriften machen? Wie weit reicht denn seine Sympathie für die Polen? Nur so weit, bis sie sich mit den Deutschen versöhnen wollen? “‘Eine polnische Mutter beweint ihre gefallenen Söhne genauso wie eine deutsche Mutter‘, äußerte selbstbewußt der Vorsitzende der (deutschen) SKGD”, schreibt Salzborn. Was hat das Wort “selbstbewußt” hier für eine Bedeutung? Will Salzborn damit sagen, daß es schlimm sei, wenn, einen solchen Satz zu äußern, es Selbstbewußtsein bedarf? Da wäre ihm zuzustimmen. Oder deutet er damit an, daß ein Deutscher einen solchen Satz nicht sagen darf, meint “selbstbewußt” hier “frech”? Was hat Samuel Salzborn gegen Selbstbewußtsein?

Samuel Salzborn