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Brief Egon Günthers vom 16. November 1999 an Peter Töpfer:

Herr Töpfer,

Sie befinden sich im Irrtum, wenn Sie meinen, ich hätte Ihnen um einer Verständigung willen geschrieben. Dafür ist zwischen uns kein Boden vorhanden. Ausführlich diskutieren können Sie meinetwegen mit ihren Freunden, den Totschlägern vom "Nationalen Widerstand". Ich kann und wollte Ihnen bestimmt nichts verbieten; ich habe Sie lediglich dazu aufgefordert, nicht auch noch als Anarchist zu firmieren. Nach dem Gesetz der Abtei von Thélème können Sie allerdings weiterhin tun, was Sie wollen. Nur sind ich und meine Freunde nicht gewillt, dies - konkret: die unsägliche Vermengung rechtsradikaler, nationaler, revanchistischer und, ich bleibe dabei, antisemitischer Vorstellungen unter dem Vorzeichen der Anarchie - einfach so hinzunehmen. That's all

gez. Egon Günther

 

Antwort Peter Töpfers vom gleichen Tage:

Herr Töpfer,
Sie befinden sich im Irrtum, wenn Sie meinen, ich hätte Ihnen um einerVerständigung willen geschrieben. Dafür ist zwischen uns kein Boden vorhanden.

Schade, lieber Herr Günther. Aber Sie irren ganz offensichtlich. Zwischen allen Menschen ist ein Boden vorhanden. (Es sei denn zwischen uns und Cäptn Nautilus.) Das dürfen Sie ruhig wortwörtlich nehmen. Es ist nun mal so, daß wir den Boden miteinander teilen und auch damit zurechtkommen müssen und sollten. Aber Sie als wackerer Antifaschist, d.h. Verklemmter (entschuldigen Sie meine Emotion, ich meine es nicht böse), assoziieren wahrscheinlich gleich wieder: "Blut & Boden"... Ich hasse Gewalt und Krieg und halte es für sehr gut möglich, ohne Krieg und Gewalt auszukommen. Dazu bedarf es nur der Bereitschaft, den anderen auf dem gleichen Boden lebend zu akzeptieren, welche vermeintlichen und angeblichen unendlichen (ideologischen, interessemäßigen) Barrieren und Gräben auch immer zwischen den Menschen liegen, so wie es in Zeiten des Bürgerkrieges aussieht. Und falls wir den Bürgerkrieg noch nicht haben: Er dürfte bald kommen. Es sei denn, wir fangen jetzt an, uns zu veständigen. Und wie verwunderlich: Das sage ich Ihnen, mit dem ich mich doch eigentlich ziemlich einig fühle. Denn ich kenne Sie offenbar besser als Sie mich. Aber neuerdings bin ich doch recht optimistisch, daß sich die Fronten verschieben und bröckeln werden in nächster Zeit; es gibt da so einige Anzeichen dafür. Es sind ja nicht alle so verklemmt wie Sie. Aber auch daß Sie mir noch einmal geantwortet haben, bestätigt mich in meinem Gefühl.

Ausführlich diskutieren können Sie meinetwegen mit ihren Freunden, den Totschlägern vom "Nationalen Widerstand".

Sie werden es eines Tages noch würdigen, daß ich auch mit Leuten aus dem nationalen Widerstand diskutiere: Kunststück, fühle ich mich doch diesem Widerstand (wie auch anderen Widerstandsbereichen) -- auch..., noch..., bei allem, was mir dort problematisch erscheint -- angehörig. Mit Totschlägern aber habe ich nichts zu tun. Da verwechseln Sie was. Wie kommen Sie überhaupt auf so eine Assoziation? Ich kenne einige Leute aus dem nationalen Widerstand, aber nicht einen von ihnen würde ich mit Totschlägerei in Verbindung bringen. Aber wer weiß, über welche geheimen Informationen Sie verfügen...

Ich kann und wollte Ihnen bestimmt nichts verbieten; ich habe Sie lediglich dazu aufgefordert, nicht auch noch als Anarchist zu firmieren.

Das hatte ich verstanden. Dazu fällt mir nichts mehr ein. Ich hatte dazu in meinem letzten Brief an Sie Stellung genommen. Komisch: Ich kann Ihnen schlecht folgen (obwohl ich ein ganz gutes Einfühlungsvermögen habe ansonsten): So eine Reaktion -- mir ist sie sowieso fremd -- kenne ich aus keinem Lager. Nun ausgerechnet aus dem der Anarchisten ! Eigenartig, drollig. Vielleicht, daß Kommunisten oder Christen sagen: Das ist kein richtiger Christ oder Kommunist. Aber vielleicht bin ich dazu zu unbelesen. Aber überhaupt jemandem was absprechen wollen: seltsam! Aber vielleicht verstehe ich Sie eines Tages besser.

Nach dem Gesetz der Abtei von Thélème können Sie allerdings weiterhin tun, was Sie wollen.

Nett von Ihnen (wobei ich dieses Gesetz nicht kenne).

Nur sind ich und meine Freunde nicht gewillt, dies - konkret: die unsägliche Vermengung rechtsradikaler, nationaler, revanchistischer und, ich bleibe dabei, antisemitischer Vorstellungen unter dem Vorzeichen der Anarchie - einfach so hinzunehmen. That's all

Wie denn nun?: Also doch nicht? Oder soll das gar eine Drohung sein? Muß Herr Günther jetzt die großen Jungs zu Hilfe rufen? Verstehe ich nicht ganz. Ich verstehe auch nicht, wie Sie mich als "rechtsradikal", "revanchistisch" und "antisemitisch" bezeichnen können. Aber bitte! Sie können es gern tun; ich werde deshalb keine großen Jungs rufen. "National" trifft irgendwo zu. Aber ganz gewiß nicht in dem Sinne, wie jemand dieses Wort im Munde führt, der auch sonst mit irgendwelchen Schlagwörtern operiert wie Sie. Schade, daß Sie sich mit mir nicht weiter austauschen möchten, denn dann hätten Sie mir mal eine konkrete Stelle in irgendeinem Text von mir zeigen können, wo ich angeblich "revanchistisch", "rechtsradikal" oder "antisemitisch" bin. Mir ist die Revanche völlig fremd. Ich wüßte nicht, wofür ich mich revanchieren sollte (außer in dem Sinne, daß ich mich durchaus freue, von Ihnen Post bekommen zu haben und mich von daher bei Ihnen "revanchieren" möchte). Wenn ich "rechtsradikal" mal als Gedanken und nicht als leeres Geschwätz, d.h. synonym für z.B. Gewaltherrschaft nehme, kann ich wirklich nichts Rechtsradikales an und in mir feststellen. Bestimmte Leute -- wer auch immer -- bekämpfen mich mit Gewalt. Dazu zähle ich den Staat (aber wer ist das schon...), denn seine Gerichtsverfahren gegen mich empfinde ich als Gewalt. Gewisse Leute wollen mich (und andere, auch nicht "Rechtsradikale") vernichten, das ist nicht zu übersehen. Die wollen mich von meiner materiell-finanziellen Basis abschneiden, oder warum sonst haben sie mir inzwischen auch noch untersagt, Taxi zu fahren? Ich würde so etwas mit niemandem und nie tun. "Rechtsradikal" sind ganz andere Leute. Aber mit denen gehen Sie wahrscheinlich den Schulterschluß "gegen rechts" ein. Glückwunsch! Zu all dem habe ich bereits ausführlich Stellung genommen in meinem Brief. Aber ich vergaß: Sie haben ihn wahrscheinlich gar nicht gelesen, da Sie ja an einer Verständigung mit mir nicht interessiert sind. Mit "national" meine ich lediglich das uns Autochthone Betreffende (und ich meine das, was der Präfix nat so alles bezeichnet, als auch eine gewisse Natürlichkeit, also auch Gelassenheit und Unverkrampftheit, wie die Natur halt so ist, die Ihnen offenbar abhold ist). Das ist von einem linksradikalen Ansatz gar nicht zu trennen. Schauen Sie überall hin, wo Fremdlinge sich erdreisten, die Urbevölkerung zu drangsalieren und deren Leben zu bestimmen bzw. zu zerstören. Komisch, daß Sie das nicht nachvollziehen können. Sie müssen das ja auch nicht unbedingt nachvollziehen und Deutsche als unfähig, ungeeignet, unwürdig oder sonstwas betrachten, auch die Eigenschaft "eingeboren" zu haben; aber Sie müßten doch wenigstens prinzipiell mit diesem Gedanken etwas anfangen können. Ich wundere mich, denn Sie sind ja einer der Unintelligentesten nicht. Naja, wie gesagt: Vielleicht verstehe ich es eines Tages. Und was den "Antisemiten" angeht: Ich gehöre nicht zu jenen (etwa im nationalen Lager), für die es einen Antisemitismus gar nicht gibt bzw. die sich gar nichts besseres vorstellen können, als Antisemit zu sein. Es gibt tatsächlich eine irrationale Judenfeindschaft, wo der Jude für irgendeine Verklemmtheit oder sonstwas herhalten muß. (Aber wer sind Sie, daß ich mich mit Ihnen darüber unterhalte, der Sie vielleicht kein Antisemit, jedenfalls aber ein genau so guter Libertizitärer wie diese sind?!) Aber das kann man doch nicht in einen Topf werfen mit einer freien, auch kritischen Betrachtung des Phänomens Judentum! Wissen Sie, dieses vermeintliche In-Schutz-nehmen der Juden, dieser bedingungslose Philosemitismus, der könnte eines Tages böse Folgen haben, der ist in nichts besser als der Antisemitismus. Oder sind Sie etwa kein bedingungsloser Philosemit, Herr Günther. Nein? Na dann verraten Sie mir doch mal einen einzigen kleinen kritischen Gedanken, den Sie mit dem Thema Judentum in Verbindung bringen? Sie haben einen? Sie wollen ihn aber nicht sagen? Aha! Warum nicht? Glauben Sie, den Juden damit einen Gefallen zu tun? Oder gibt es tatsächlich am Judentum nichts, rein gar nichts zu kritisieren? Das würde mich, von Ihnen als Anarchist zu erfahren, aber wieder einmal wundern. Ich akzeptiere das Patriarchat, wenngleich mir die Kinder in solchen Verhältnissen sehr sehr leid tun; ich weiß nicht, ob ich doch Interventionist sein müßte. Aber gut: Ich mische mich (noch?) nicht ein. Ich habe eine andere Vorstellung von (wirklicher) Veränderung. Ich bin in dieser Frage aber zugegebenermaßen unsicher. Weil ich nicht zu jenen gehöre, von denen Bob Dylan singt: "Fools rush in where angels fear to tread." (Mensch, das ist ja noch so ein Jude, fällt mir gerade ein, und auch, wie es weiter geht: "Both of their futures so full of dread"... -- ein jüdischer Prophet?) Aber ich akzeptiere es nicht in meinem Leben. Nun möchte ich ausdrücklich sagen, daß ich kein Irrer bin, für den alle, die irgendeine jüdische Abstammung haben, Juden sind oder gar Faschisten. Im Gegenteil zähle ich zu den von mir am meisten geschätzten Leuten zwei "Juden" (Wilhelm Reich und Arthur Janov). Herr Günther, ich kann differenzieren. Sie offenbar nicht. Sagen Sie mal meinen "jüdischen" Freunden und Kollegen (die Anführungszeichen deshalb, weil es mir ziemlich wurst ist, ob die Juden sind), daß ich Antisemit bin! Die würden kurz schmunzeln -- and that's all!...

Gruß, Töpfer

PS: Ich möchte noch mal kurz auf Ihren ersten Brief an mich eingehen. Dort schreiben Sie: "Die einzige Intervention, die für Anarchisten infrage kommt, bemisst sich an dem Grad, in dem sie zur allgemeinen sozialen und kulturellen Emanzipation des Menschen beitragen kann oder zumindest deren Blockierung aufhebt oder hindert." Ob Sie wollen oder nicht: Damit sind wir beide -- bis auf meine eher zögerliche Haltung in Fragen des Interventionismus -- deckungsgleich. Das ist für mich nationale Anarchie; und die Antideutschen werden Ihnen die "soziale und kulturelle Emanzipation" im Arsch herumdrehen, Sie Ärmster! Was denn für eine "kulturelle Emanzipation"? Und haben Sie noch nicht mitgekriegt -- guten Morgen! --, daß die "soziale Frage" zu stellen, faschistisch ist? (Schauen Sie doch mal hier rein: http://www.nadir.org/nadir/periodika/bahamas/, den Artikel Die Linke und die "soziale Frage".) Es sei sei denn, Sie nehmen hier ausdrücklich die Deutschen aus. Sie schreiben unmittelbar weiter: "Selbst Bakunins 'nationale' Agitation zugunsten der Slawen und Italiener diente diesem Ziel, wenn sie auch heute leicht mißverstanden werden kann." Das ist leider nicht der Fall. Bakunin war ein übler nationalistischer, panslawistischer Hetzer. Ich weiß nicht, von wem das "heute leicht mißverstanden werden" kann. Von mir jedenfalls ganz bestimmt nicht, falls Sie mir das unterstellen wollen. Ich wundere mich -- wieder mal... -- über ihre Verharmlosung des Bakunin'schen Chauvinismus.

 

Egon Günther:

P.S.: Tu was du willst! ist das Motto der Abtei Thélème in Rabelais "Gargantua und Pantagruel": Ersetzen Sie einfach revanchistisch (ein Freud'scher Verschreiber) durch revisionistisch, dann stimmt's wieder. E.G.

 

Peter Töpfer:

Es ehrt Sie, wie Sie zugeben, daß Sie sich FREUD'sch verschrieben haben, und nicht einfach so, denn so was passiert ja nur in der hitze. Ja, "revisionistisch" trifft schon eher zu. Aber selbst bin ich kein revisionist, da ich kein historiker bin. Ich bin bloß für meinungsfreiheit. Ich würde mich freuen, wenn Sie mal auf die eine seite in meinem netzort schauen, wo ich erkläre, was ich mit revisionismus zu tun habe: http://www.nationale-anarchie.de/AAARGH/aaargh.html; dort der artkel "Was ist französischer Revisionismus und warum eignet die nationale Anarchie sich ihn an?"

Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie manchmal so anpöbele (falls ich das getan habe). Ich meine es eigentlich nicht so. Es liegt an der hitze des gefechtes. Aber ich finde das gerade gut so, diese hitze. Es muß gleich raus, gesagt werden. Ich bin nicht der typ, der die briefe erst mal tierisch liegen läßt und großartig drüber nachdenkt. (Damals der brief an Sie, der lag zwar ewig rum, aber ich hatte ihn sofort geschrieben und ihn dann auch so belassen. Ich wollte nur erst mal meine seite aufbauen.)

töpfer

 

Nachtrag zu diesem Briefwechsel:

Die Zeitschrift Blick nach rechts (Nr. 25/26, 16.12.99) spricht, sich auf das Obige beziehend, von einem “vermeintlichen Briefwechsel” (http://www.bnr.de/aktext2.htm). Habe ich mir das alles ausgedacht? Wer weiß? Möglich ist alles. Falls nicht, ist Egon Günther ein vermeintlicher (oder “virtueller”) Egon Günther. Es sei denn, er sorgt bei Blick nach rechts (www.bnr.de)für eine Gegendarstellung.