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[siehe auch Finanzguerilla]

 

Mike Mokry: Zins und Stossen.
Zur Vortragsveranstaltung „Unser Geld zerstört die Welt. Die katastrophale Wirkung von Zins und Zineszins auf Mensch und Natur und die freiwirtschaftliche Alternative zum heutigen Kapitalismus“ von Prof. Dr. Bernd Senf

Am 28. Januar 2000 fand in der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin-Schöneberg ein Vortrag zum Thema der Zinsproblematik statt.

Eingeladen hatte dazu die “Initiative für eine natürliche Wirtschaftsordnung“, kurz INWO (www.inwo.de). Kurioserweise wurde mir dazu das Flugblat auf der „Liebknecht-Luxemburg-Demo“ zugesteckt, kommt doch gerade aus dieser Ecke immer wieder der „Faschismus“-Vorwurf gegen die bekanntesten Vertreter der „Freiwirtschaft“, z.B. Silvio Gesell und Helmut Creutz, doch dazu später mehr.

Mit einer halben Stunde Verspätung traf ich am Veranstaltungsort ein und war erst einmal überrascht: Der Saal war mit ca. 100 Personen total überfüllt. Auch die Veranstalter hatten wohl nich tmit einem solchen Andrang gerechnet, ursprünglich war ein Raum für ca. 30 Personen geplant. Die Teilnehmer waren zum Großteil Studenten; es waren aber auch einige Ältere anwesend.

Bernd Senf forderte die Besucher zum Nachdenken auf: „Wie können die 1000 DM auf dem Sparbuch eigentlich Jahr für Jahr ‚wachsen’?“ Irgendwoher müsse das Geld, die Zinssen doch kommen. Es kann nur dadurch „wachsen“, indem das Geldvermögen verliehen wird, sich Personen also verschulden und sich gleichzeitig verpflichten, die Schuld mit Zins und Tilgung zurückzuzahlen. Die Banken lassen sich den Kredit besichern (dringliche Sicherung), was Senf schlicht und einfach „Enteignung“ nannte.

Um den Zins (Mehraufwand) bezahlen zu können, muß mehr produziert (erwirtschaftet) werden. Der Zins wird daher von sog. Wirtschaftsexperten als Mittel der Produktionssteigerung, als ökonomischer Antrieb verstanden. Senf sieht den Zins jedoch als „destruktive Beimengung des Geldes“, welches ursprünglich ja nur als Tauschmittel gedacht war. Denn durch Zins und Zinseszins entstehen neue Geldvermögen, die wieder verliehen werden müssen, um neue Zinsen zu erzielen. (Ganz abgesehen von den ökologischen Problemen, die ein ständiges Wirtschaftswachstum durch Ausbeutung von Natur und Mensch verursacht.) Daraus entsteht ein Teufelskreis mit immer höherer Verschuldung; daß dann insbesondere die „kleinen Leute“ betroffen sind, zeigte Senf durch mehrere Grafiken auf, wobei er sich auf Helmut Creutz’Untersuchungen in dessen Buch „Das Geldsyndrom“ berief (zu finden übrigens komplett im Internet unter www.geldreform.de). So profitieren nur ca. 15 Prozent der BRD-Bevölkerung vom derzeitigen Zinssystem.

Senf empfahl noch einige Zeitschriften, u.a. Der 3. Weg. Diese Zeitschrift werde von einer Partei (Freisoziale Union, FSU) herausgegeben. Senf beteuerte gleich, daß er keiner Partei angehöre und die FSU einige „fragwürdige“ Vorstellungen und Personen in ihren Reihen habe. Die Zeitschrift Der 3. Weg sei allerdings frei von (Partei-)Politik, was stimmt, da sie mir bekannt ist. Nun meldete sich eine Frau zu Wort, die Senf fragte, warum sich dieser denn als Werbeträger dieser „faschistischen Elemente“ zur Verfügung stelle. Außerdem fing sie gleich zu meckern an, daß ihr das Wort „stoßen“ (in einem ihr vorliegenden Flugblatt) mißfalle, schließlich seien auch Frauen anwesend (???). Senf erwiderte, daß er das Flugblatt nicht kenne, fuhr mit seinem Vortrag fort und hatte gleich die Möglichkeit zum Konter. Er erläuterte einen Vorgang und sagt: „Der nächste Schlag..., äh, Schlag darf ich ja nicht sagen, also der nächste Schritt...“ Der Saal erschallte in lautem Gelächter und Senf konnte sich der Sympathie der Anwesenden sicher sein.

Zu guter Letzt wies Senf auf einige interessante Aspekte des Zins bzw. Zinseszins hin, u.a. auf den sog. Josephspfennig. Wäre bei der Geburt Jesus (also im Jahre 0) ein Pfennig zu 5 Prozent Zins pro Jahr angelegt worden, so würde der heutige Wert 134  Mrd. Goldklumpen in Größe der Erde (Stand 1990) betragen! Und das bei einem Anfangskapital von nur einem Pfennig! Interessant auch die Berechnungen von Helmut Creutz, daß in jedem Preis (mindestens) ein Drittel Zins „versteckt“ sei. Mit dieser Behauptung hatte auch die INWO für diese Veranstaltung geworben und 25.000 Fahrkarten gedruckt, um dies den Leuten zu verdeutlichen [nA hatte diese Demo angekündigt]. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit kam Senf leider nicht mehr auf die alternativen Geldsysteme zu sprechen, die es mittlerweile weltweit (auch in Deutschland) gibt. Alles in allem eine Problematik, die, gerade auch in Zeiten der Globalisierung, vermehrter Aufmerksamkeit bedarf.