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Serge Thion: Jospins Rache

Es dürfte hinlänglich bekannt sein, daß ich seit sehr langer Zeit zu den konsequentesten Kritikern der Unterdrückung der Palästinenser gehöre. Ich war bereits andernorts im antikolonialistischen Kampf engagiert, als ich im Juni 1961 in den Flüchtlingslagern von Gaza mit dem palästinensischen Problem konfrontiert wurde. Seit 40 Jahren bin ich bei den verschiedensten Gelegenheiten dafür eingetreten, daß das den Palästinensern zugefügte Unrecht anerkannt und das feudal-rassistische menschenverachtende Regime abgeschafft werde. Es handelt sich hier nicht etwa um eine nur für diesen Fall entwickelte Position: Es sind die gleichen historischen, politischen, juristischen, anthropologischen Argumente, die auch meine Anti-Apartheid-Position und mein Engagement für den Freiheitskampf der Algerier bestimmten.

Wenn sich also der französische Premierminister erlaubt, die Palästinenser auf derem eigenen Grund und Boden zu verspotten und Ehoud Barak in seine Arme schließt, ist es nur nachvollziehbar, daß er auf die Wut der jungen Palästinenser stößt und mit Steinen begrüßt wird, wie bei seinem Besuch in der Universität Bir Zeit geschehen. Ich habe vor dem Hintergrund der nicht enden wollenden Mißhandlung des palästinensischen Volkes und dem Schweigen, ja der Assistenz der "westlichen Wertegemeinschaft" bei diesem Tun großes Verständnis für diese Wut und kann sie sehr gut nachempfinden.

Am 27. Februar 2000 schrieb ich  einen kurzen, aber deutlichen Kommentar: "Die Wut der Palästinenser auf Jospin". Er machte im Internet die Runde.

Was die Presse am meisten aufregte, war, daß ich darin Barak als Mörder und SS-Charakter bezeichne. Seine Teilnahme an den nächtlichen Kommandos in Beirut, bei denen Palästinenserführer in ihren Wohnungen im Schlaf ermordet wurden, haben ihm in Israel einen Heiligenschein verschafft: Barak ist der höchstdekorierte Soldat Israels, und das insbesondere in Anerkennung seiner Morde! All das ist in der israelischen Presse nachzulesen.

Jospin hatte wohl noch nie so viel Angst wie in Bir Zeit. Er wurde von Steinen getroffen. Seine Lippen flatterten: "Mama, Mama!" Er mußte sich von seinen Beratern sagen lassen, daß er einen schweren Fehler und eine eine große Unvorsichtigkeit beging. Von Chirac wird er am Telefon heruntergeputzt.

Und dann – man kriegt im Netz allerhand von dem mit, wovon in bestimmten Kreisen die Rede ist – wird ihm mein kleiner Artikel vorgelegt. Ich nehme an, daß er kreideweiß geworden ist. Meine Präzisierung hatte also, wie die Meinungsäußerung einer palästinensischen Brüder (denn wenn Worte bereits Taten sind, sind Taten auch Worte), sein Ziel erreicht.

Dem Krimischreiber Daeninckx zufolge, der in den Kanälen der Unterwelt zu Hause ist, hat Jospin das "Dossier", also meine Kommentierung französisch-jüdisch-arabischer Mißgeschicklichkeiten an Roger-Gérard Schwarzenberg weitergeleitet, den er gerade zum Forschungsminister ernannt hatte: ein hohes Tier der gespenstischen Partei der sog. radikalen Linken, der im Hinblick auf die kommenden Wahlen in diesen Ministersessel muß.

Dieser Roger-Gérard nun erfährt von einer Art Geheimprozeß, der am CNRS gegen mich geführt wird. Die Untersuchung wird einem präsidialen Kasper von Historiker namens Bédarida (http://www.nationale-anarchie.de/AAARGH/A_Frankreich/ThiNebel/thinebel.html) anvertraut, den ich wegen seiner lächerlichen Verzerrungen und Verrenkungen bereits in diverse Saucen getunkt habe.

Das Ergebnis überzeugt nicht gerade, aber der Druck steigt. Roger-Gérard will gern für seinen Chef, der ihn gerade auf einen hübschen Posten gehievt hat und dem die Erinnerung an das kleine Geschoß immer noch Hitzewellen verursacht, die Racheaktion übernehmen.

Er gibt also den Druck an die Direktorin des CNRS weiter und bittet, das Nötige in die Wege zu leiten. Diese kommt, um sich zu schützen, der Bitte nach. Die Ärmste bestellt einen völlig überforderten Journalisten von Libération und wirft ihm den ganzen Unrat vor die Füße, redet wild drauflos, erklärt, daß es eine Geheimuntersuchung gegen mich gebe, deren Abschlußbericht sie momentant abwarte; daß sie Disziplinarmaßnahmen angeordet habe und den Staatsanwalt über die verdächtigen "Aktivitäten" Serge Thions unterrichtet habe. Auf die Frage "Haben Sie Anweisung des Ministers?" gibt sie zu: "Ich habe keine direkten Anweisungen des Ministers. Serge Thion ist 58, nähert sich also der Rente. Ich hätte mich dafür entscheiden können, die Zeit arbeiten zu lassen; ich habe mich entschlossen, aus Gründen einer Ethik zu handeln, einer Ethik, die für eine wissenschaftliche Arbeit unerläßlich ist.“

Eine Ethik, die mit 20jähriger Verspätung zur Wirkung kommt: Wer soll daran glauben? Sie hätte es natürlich vorgezogen, sich nicht die Hände mit dieser schleimigen Operation zu beschmutzen, aber die Erneuerung ihres Auftrages als CNRS-Direktorin stand Mitte Juli ins Haus. Sie hat sich dafür entschieden, dem Minister zu gefallen. Und als es zur Tagung der Disziplinarkommission am 4. Juli kam, und ich mit meinem Anwalt einen Aufschub zwecks Akteneinsicht verlangte, weil wir keine Zeit bekommen hatten, in das Dossier zu schauen, verweigerte Madame Bréchignac dies. Sie wollte eine schnelle Entscheidung, noch vor der neuen Auftragserteilung.

Aber damit war es nichts. Sie hat nun ihren Posten verloren und ist, sechs Wochen später, von einem Geschöpf ersetzt worden, das Roger-Gérard unmittelbar zu Willen ist. Er hat sich persönlich darum gekümmert, jemanden seines Geschmackes zu finden, um die kleine Rache des vom Stein getroffenen Jospinchens auszuführen.

Die Neue, Madame Geneviève Berger, hat am 4. Oktober 2000 den Beschluß unterzeichnet, Serge Thion "in Anbetracht dessen" zum 1. November 2000 zu entlassen, "daß Monsieur Serge Thion durch das Zweifeln an der Existenz der gegen die Menschlichkeit begangenen Verbrechen seine Zurückhaltungsflicht verletzt hat". Diese Formulierung ist lächerlich und beruht auf keiner nachprüfbaren Tatsache. Wenn ich gegen das Gayssot-Gesetz verstoßen hätte, worauf in der Begründung fälschlich angespielt wird, hätte es in dieser Sache mindestens Ermittlungen gegen mich gegeben, was bis zum heutigen Tage nicht der Fall ist.

Man hat noch nie einen Forscher derart bodenlos willkürlich entlassen. Wir wissen, daß wir in einer monarchischen Republik leben, doch das Urteil auf Grund versiegelter Briefe schien dennoch außer Gebrauch gekommen zu sein. Es wird deutlich, daß die vom "Sozialisten" Francois Mitterand erteilten Lektionen in Zynismus Früchte getragen haben: Sie können mit der Macht anstellen, was Sie wollen; Hauptsache, Sie lasssen immer hübsch die Hände unterm Tisch. Jospin war Mitterands Mädchen für alles, er hat gegen geltendes Recht Professor Faurisson von der Uni gefeuert. Nun hat der nicht nur in Palästina weltweit Bloßgestellte also in nur acht Monate seine kleine Rache bekommen.

http://vho.org/aaargh/