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Poesiealbum

3. Teil

 

geliebte gerechtigkeit

 

göttin gerechtigkeit du glänzt

draußen in der abwesenheit hinter dem all

versteckt vor den menschen

die jetzt stärker sind als ihr götter

geliebte göttin die du bist in den himmeln

und nicht auf erden

deine propheten allein und verfolgt

du bist in meinen tränen

machtlos und belacht

wann fährst du nieder wohin du gehörst

zu uns und übst mitleid und vergebung

mit deinen peinigern

die dich verbannt

deine sonne ausgeschlagen

und lehrst sie deine süße zu lieben

deine herrlichkeit zu genießen

dankbar deine allmacht zu preisen

sich rühren zu lassen

von deiner güte

 

 

ich saß da

fett vor dem fernseher

ich war der schlimmste

von euch verklemmten

ich konnte nichts dafür

aber es war schrecklich

ich haute mir den wanst voll

er blähte sich auf

ich merkte nichts mehr

nichts außer vielleicht noch

daß ich doch was merken wollte

aber es ging nicht

das war die eine seite

die andere war

vollkommen abwesend

die der leidenschaft

der fleischlichen liebe

ich sah den mann im fernseher

zerfurchtes trauriges gesicht

sie hätten ihm die kindheit gestohlen

da lag er nicht weit weg von mir

die liebe die leidenschaft wo waren die augenblicke

da man aufgefordert ermutigt bestätigt

der ekstase beizutreten

ein lachen ja geh hin so ist es

und nicht etwa

so ist es gut

nichts ward gesagt

ein lachen das dabei war

mitten drin

das dazu gehörte in diese ekstase

das bei mir war mit mir

so dicht daß es meinem lachen zusammenfloß

diese roten lippen dieses schwarze haar

dieses freundlich lachende gesicht

ich fiel hinein in dieses gesicht

nein so war es nicht

so ist es heute in meiner phantasie

diese braune warme weiche haut

auf üppigem fleisch

das ja sagt zu sich und zu mir

ohne etwas überhaupt zu sagen

es ist alles nur da wie selbstverständlich

statt immer und für alles einen grund zu brauchen

statt wichtigere dinge zu haben

statt diese entspannte selbstverständlichkeit

dieses volle warme blutige ruhige dasein

zu schmähen zu verurteilen

immer denken nein

da ist etwas anderes

etwas viel wichtigeres

etwas das sein muß auf das ich warte

etwas in der ferne ist es

mein toter vater

der mich so selbstverständlich aufnimmt

und mich an sich drückt

mein einziger lieber guter vater

der nur mich als tochter hat

seine fleischliche tochter

die er einfach nimmt

und an sein fleisch drückt

und der er ruhig ruhig in die augen sieht

keine flucht kein wort

stille

beisammensein zusammensein

gehören

 

 

Jetzt aber

Hatte ich keine zeit mehr

Mich für irgendetwas zu schämen

Alles konnte nur noch schlechter werden

nie mehr vor wahrheit von ehrlichkeit

sprechen zu müssen das alles waren nur worte

die nie hätten sein nie entstehen müssen

bis die erste lüge kam

hatte auch ich vom wahren

keinen begriff

 

 

Alles was mir die menschheit anbot

das paßte nicht so richtig

das nun sollten die dinge sein

die uns bereitgestellt wurden

damit wir etwas anzuziehen hätten

als ob nichts jemals passen könnte

ich hörte und sang die lieder

ich sah mir die lehren an

aber alles blieb draußen im raum stehen

als kleine dinge flogen sie um mich herum

die ich einfangen konnte oder nicht

mit denen ich spielte

und mitten drin ich

mit meinem wuchtigen körper

wie aus einem guß

stand er da

taub und stumm

wie blöd

und drumherum die dinge

wie fliegen um das tier

 

 

jeder handschlag jede regung

war zu viel für mich

ich blieb regungslos

und wenn sie mich in die spur schickten

dann spurte ich wie ein automat

ohne zutun

rausgeschickt in die welt

die mir fremd war

wie ein idiot und dann durfte ich

mich wieder hinsetzen

und tat keinen handschlag mehr

 

 

immer die angst

jemand ruft meinen namen

will mich zur rechenschaft ziehen

irgendwas hab ich falsch gemacht

jeder ruf könnte mir gelten

jede anklage mich betreffen

jedes geräusch kündigt

den besuch der polizei an

ich sage euch nochmal ganz deutlich

ich habe nichts falsch gemacht

jedenfalls nichts was den aufwand lohnte

 

 

Nächtliche geräusche

 

ich hörte das auto

die 30er straße hinaufschießen

auf meiner höhe richtig laut da

lebte er noch

der pilot

der krach nahm ab

und am ende der straße die krönung

ein klirrender und dumpfer prall

auf einen dummen

der in dem anderen sinnlosen auto saß jetzt

lebten sie vielleicht

nicht mehr

wieder einmal waren die clichés

nichts als die reine nackte gefühlte wahrheit

 

 

M.

 

Ich frug dich ob du wüßtest

du wußtest es nicht

was verdinglichung sei

du sprudeltest über das ding hinaus

standig verrücktest du die dinge

verleiertest die augen

schütteltest dich wie einen apfelbaum

marschiertest aus purer marschlust

trommeltest zu den unmöglichsten weisen

sie werden kommen und ein ding aus dir machen

was du nicht warst

du warst überhaupt keins

und sie werden sagen laß uns einen kompromiß schließen

wir werden dich künstler nennen

werden dich zum poeten machen zu allem

was es gar nicht gab

oder hatte der himmel da draußen eine form

konnte man ihn teilen

konnte man die gräser zählen

und die gewässer greifen

und ihre aller zusammenspiel steuern

war das nicht ohne jede würde

in was solltest du dich ergeben ausliefern

was sollte eingetauscht werden

wie der einkauf vonstatten gehen

war nicht alles verzaubert

alles poesie

 

 

was hieß das

durch und durch korrupt sein

oder wollt ihr allen ernstes behaupten

es gäbe auch nur eine sache

die ihr nicht aus berechnung tätet

es gab nichts

was ihr nicht getan hättet

euren neuen wagen zu bezahlen

in restaurants speisen zu gehen

nicht genug war da

das ihr tun konntet

für geld

ihr lechztet nach mehr

wart enttäuscht beleidigt

wenn man euch nichts mehr anbot

euch nicht kaufte

genau überlegtet ihr

was zu sagen war

damit das geld weiterfloß

für eure sinnlosen eitelkeiten

oh wie dumm ihr wart

die ihr von freiheit faseltet

aber ihr wart noch schlimmer

euch schlau zurückhaltend

ihr wußtet genau bescheid

verkrochet euch in eurer feigheit

und dann gab es noch die

die sagten so etwas wie freiheit

das gibt es gar nicht

ich durfte euch das sagen

denn ich war rein geblieben

und ihr brauchtet mich

um wieder rein zu werden

ich wußte warum ich

mich auf nichts einlassen konnte

ich keine bindung eingegangen war

warum ich alles offenhielt

in der  schwebe von der aus

ich nun angreifen konnte

ihr sagtet es stürbe

die menschheit dann aus

was besseres konnte geschehen

als daß diese last abfiele von der erde

die sich durch die reinheit des alls bewegte

endlich wäret ihr fort von ihr

mit jedem verrat an euch

tötetet ihr die welt da draußen

mit einer jeden freien entscheidung

atmete sie ein wenig auf

dieses gejaule von den katastrophen

die weit ginge unter

wenn es doch nur schon so weit wäre

daß es ein ende hätte mit euch

die ihr ständig ankämpftet

gegen eben diese welt

gegen euch und eure kinder

nichts konntet ihr lassen wie es ist

alles mußte sich nach eurem bild wandeln

wurde häßlich wie ihr ausgerechnet

ihr wolltet die weit retten

daß ich nicht lache

mit euren verbesserungsvorschlägen

für wen haltet ihr euch überhaupt

alles überdecktet ihr mit euren kommentaren

interpretationen

es gab keine hoffnung mit euch

ihr mußtet weg

sterben daß wieder reinheit würde

welcher von euch weltrettern konnte denn

den strahlend blauen himmel ertragen

konnte die musik der völker ertragen

die ruhigen ordnungen

aus sich selbst heraus

in sich selbst

wo es nichts anderes gab

außer euch die ihr überall

hereintrampeln mußtet

ihr schweine

die ihr die schweine

von der welt weggenommen

eingepfercht und gequält hattet

geformt nach eurem bilde

oh gott all das mußte abgetragen

mußte rückgängig gemacht werden

mußte sich selber überlassen werden

damit ein ausgleich sei ein pendeln

der kräfte die die welt sich leisten konnte

euch konnte sie nicht mehr

und ich genoß es

nicht so zu sein wie ihr

wie genoß ich die freiheit

die unbestechlichkeit

was hattet ihr zu gewinnen

mir ging es dreckig aber

ich war frei und unbestechlich

der gott des mangels

er konnte mich mal

er traute sich nicht mehr

an mich heranzutreten

wie klein und ängstlich er wurde

eifersüchtig aus der ferne lugte

herüber zu uns starken

nach norden

die wir im überfluß standen

unserer kraft

unserer geliebten europa

wir hatten kein vertrauen

wir waren die welt

die ihre freude an uns hatte

stolz und froh spielte sie mit uns

gab sie uns aufgaben

forderte sie uns

ihr großen töchter und söhne

wir spielten miteinander

in der wonne unseres heils

die welt gegen uns

ein faires spiel

mannhaft

heiter

wir gegen die welt

wir lachten

die welt war freundlich

wir liebten die welt

große kinder die wir waren

in unseren bärten

unsere starken körpern

unserer ruhigen sicheren schönheit

sie grüßte uns

aus den bläuen der berge

und dem grün der wiesen

wie klar und strahlend war die welt

 

 

was für eine ungeheure leistung

sich vor eine s-bahn zu werfen

ein mensch wie du und ich aber dann

diese leistung wenn man es einmal

ohne die geschichte betrachtet

ohne das arschloch von mutter

ohne die kalte überheblichkeit

die eingebildete kälte so gesehen

mußte es so kommen aber dennoch

war es eine unglaubliche

leistung

zu der keiner von uns fähig ist

die dieses stück eis

dieses geschlossene ungeheuer

einmal zum tauen brachte

leistung lohnt sich wieder

(in erinnerung an erdmuthe)

 

 

das schöne an der vergangenheit war

daß sie vollendet war

so als hätte ich es

hinter mir

ich hatte angst vor der gegenwart

sie klang nach zukunft

aber ich wollte euch auch keinen gefallen mehr tun

ihr wart mir überlegen

an gewalt ihr hattet die macht

das gebe ich euch noch mit

macht kalte hemmungslose übermächtige gewalt

und mit dieser gewalt hattet ihr die frecheit

mir etwas böses zu unterstellen

mit diesem langen hebel der gewalt

hattet ihr die frechheit mir würmchen

etwas böses zu unterstellen

diese schande konnte ich nicht

auf mir beruhen lassen

ich mußte es noch wenigsten sagen

bevor ich unterging

oder ihr mich einsperrtet

oh und auch das war nur alles korruption

wie haßte ich diese koketterie

meiner eigenen korruption

ich wollte von niemandem verständnis

für die lage in die ihr mich gebracht hattet

und doch gab es noch so viel liebe menschen

aufrechte standhafte zu sich und ihrer liebe stehende

zu sich und ihrer treue stehende

ihre ehre hieß treue

zu sich und ihre wut stehenden

und die auch keine lust mehr hatten

auf selbstvorwürfe wegen minimaler schuld

an der sie keine schuld hatten

die ihre trauer erkannten

die ihren schmerz erkannten

was alles viel größer war

als irgendeine kleine schuld

oberlercher ich liebe dich

und all die anderen nicht

habt ihr pech gehabt

 

 

jede empfindung

ist teil eines programms

mit jeder regung

bestätige ich nur

die vorsehung

als ob alles

nicht für sich

sein könnte

jeder gedanke

auch noch so wahr paßt

in einen vorgefertigten

der wiederum nur vorgefertigt aussieht

 

 

ich fand es absurd

mit euch darüber zu diskutieren

ob ich nazi war oder nicht

es ging euch überhaupt nicht

um irgendwas reales

nichts absurder als das

mit euch über etwas zu reden

es ging euch nicht die bohne

um irgend etwas wirkliches

worum es euch ging

war nur in der masse zu blöken

beweis: euer faschismus

 

 

bevor wir weiterreden

muß eins klar sein

denn ich glaube an nichts böses

es sei denn du bist so böse

und unterstellst es mir

ich werde nichts zurücknehmen vor dir

nimm mich oder leck mich

der sänger sagte macht kaputt

was euch kaputt macht

wendet euren haß nicht

gegen euch sondern gegen die

die euch böse nannten

als ihr alle ja schrieet machte es mir mut

denn was ich bei euch sah die verzweiflung

das sah ich nun auch bei mir

all die versteckten tränen

 

 

 

wie seltsam unbegründet doch

manche hoftnung ist

ich sage es lieber nicht

im sommer der zweiten freiheit 77

als wir die schänhauser allee hochgingen

sagte ich zu dir was

soll mir schon geschehen

wenn ich nur immer offen

wenn ich immer bei der wahrheit blieb

alles wahre annehmen was kann mir

dann passieren wenn meine mutter stirbt

ich wußte damals nicht was mich

meine erste freiheit gekostet hatte

was mir zu der zeit bereits

zugestoßen war so

daß ich nicht bei der wahrheit blieb

daß es zuviel war

was in mich offenen drang

ich nur einen sommer so offen

bleiben konnte und demzufolge

schnell wieder verschwand

in der versenkung der unfreiheit

und mich erst diesen sommer

daran erinnerte wie recht

ich doch gehabt hatte wie einfach

es doch eigentlich ist

und gar nicht schwer zu machen

und mich

wieder öffnete und mich willentlich versank

in allen unfreiheiten und

mit bewußtsein wieder auftauchte

mit bewußtsein mich füllte

und ich meiner dritten freiheit

der ewigen sonne

entgegenging

 

seit die welt nicht mehr perfekt ist

sind wir alle bestechlich

 

 

aus drei metern entfernung

du rennst vor ihm weg

kommst ins stolpern

stürzt

du kommst nicht mehr hoch denn

er packt dich

an den haaren

zieht dich drückt dich

immer wieder runter

dein gesicht an den boden

jetzt legt er sich

deinen kopf zurecht

holt aus schwingt

mit dem bein und

tritt dir voll ins gesicht

dein linkes auge läuft

sofort rot an du leistest

keinen widerstand mehr

bist gedemütigt stiehlst dich

davon

 

 

an einen vater

 

ich muß es dir ganz ehrlich sagen aber

ich war skandalisiert konnte es nicht fassen

als deine tochter dich ansprach

und du naja na was denn

entweder sie akkustisch nicht vernahmst

aus drei metern entfernung physikalisches wunder oder du sie

nicht hören wolltest das war genau so

unbegreiflich mal rein phänomenal betrachtet

oder konntest was mag nur in dir mit dir los sein daß

es zu solch einer absolut erstaunlichen eigentlich

ziemlich schlecht zu fassenden situation kommen kann

wie kann man nur eine solches wunder der natur

solch ein geschenk gottes

überhören ich hab es nie verstanden

wie manche davon faselten man müsse

seine kinder lieben es soll ja geschenke geben

die man annehmen muß aber ein geschenk

gottes das schien mir immer reichlich absurd

eine solche schönheit stehen lassen

aus eigenem fleisch und blut

solch ein wunder

diese aufblühende schönheit

herzen zu dürfen diese unglaublich gabe gottes

und es nicht zu tun es auszulassen

es abzuschlagen dieses wunderwerk

in die arme nehmen ihm dienen

zu dürfen ich darf es nicht

mir blieb dieses geschenk vergönnt

diese machte die gott dir verliehen

geliebt gebraucht zu werden von solch einem wunder

diese seine kraft wie sie hin und her floß

diese macht nicht auszukosten zu genießen

dankbar zu sein für jede sekunde die man nicht nur

in ihrer gegenwart verbringen durfte nein

dieser genuß wurde einem auch noch angetragen hier bitte

hier stehe ich genieße mich

genieße deine macht über mich du bist

jetzt einmal wie gott diese allmacht über mich

du darfst sie annehmen

darfst mich herzen

meinen kopf in deinen schoß legen

die züge meines gesichts nachziehen

jeden strich gottes bewundern

über mein haar

das so voll und stark wie deines ist

streichen zu dürfen

mit deiner starken hand eines vaters

meinen rücken zu massieren

ihn wieder aufzurichten

mich vor den neidischen obszönen blicken zu schützen

mich aus dem versteck zu holen

in das ich die blume meiner jugend sperren mußte

diese blume du darfst sie

bewundern sie dein nennen sie eifersüchtig hüten

denn ich will es so

ich deine tochter

du mein gott

 

 

die dinge und meine gedanken

 

mein grübelnder kopf paßt nicht in diese welt

eine infrarotkamera wurde einen störfaktor ausmachen

dort drüben dieses rote knäuel

wo doch überall stille ist

überall schwimmen die dinge

in ihrer aura an anderen vorbei

manchmal schauen sie herüber zu mir

mitleidig doch ist es nicht an ihnen

mir zu helfen sie haben keine macht

über anderes als ihr leben

die luft königin umfaßt sie alle sacht

schließt sich um sie bettet sie ein

die dinge schieben sich

als sie selbst in ruhe voran

doch da dieses rote knäuel

meiner geanken wie fremd

sie der welt sind

 

 

ich wachte auf die sonne prasselte

deine augen waren wie das wasser

sie hatten die farbe und das strahlen

eines flachen baches

wie er vergnügt über die kiesel hüpft

in aller ruhe ausgelassen noch und noch

ohne geheimnis alles war klar lag offen zutage

wo war die bedrohung geblieben

sie war nicht zu finden sie mußte sehr weit weg sein

du säuseltest und glitzertest ganz aus dir heraus

denn du hattest die ruhe und die freiheit

alles zu lassen von grund auf

legtest alles offen hin und da war einfach nichts

was wir nicht sahen nichts war verborgen

und alles war nur gut

nichts als nur das fröhliche ausgelassene selbstsein

ohne abgrund und unsichtbarer tiefe

solch waren deine augen

auch in ihnen sah man den grund

weil sie klar und blau waren

wo ich mich verlieren wollte

 

 

wenn der steiger in not

aus der luftblase eines stollen geholt werden muß

dann bohren ihm die kameraden einen schacht

und schicken ihm einen rettungsschlitten

wie eine halbseitig offene patrone

wie eine zigarre aus starkem stahl

so fahre ich durchs leben

hart umstählt

 

 

ich fing früh an

konnte es aber nicht durchhalten

und dann war es eine willensentscheidung

wieder reinzukommen es ist so eine sache

mit willensentscheidungen

das was einer schreibt wenn er spät anfängt

ist nicht so gut als hätte er es durchgehalten

aber erstens hatte alles seine gültigkeit

und war als solches wert

und zweitens nicht zu ändern

so war es soll ich es etwa

wieder nicht durchhalten in mancher hinsicht

ist es peinlich willen zu zeigen durchzuhalten

und auch zu langweilig aber auch

erfrischend sich entspannt

dies allem zu stellen

sich daran gewöhnen älter

überhaupt zu werden

 

 

daß die dichter narren sind

auch das stand überall geschrieben

es wird schon so stimmen

seit dichter macht erlangt

und es in die schulbücher schreiben lassen hatten

wieder so ein schritt weiter

in die konfusion die absurdität

aus der ich willens war auszubrechen

wieder ein bild mehr unbrauchbar

das ich wieder neu malen mußte

wieder eine leere ein verlorensein

die ich wieder auffüllen mußte

aber es ist doch wahr

daß wir eine heile welt wollten

daß wir jung geblieben sind und nicht den mist mitmachten

wie all die anderen anpasser

die schulbücher druckten

und anderen müll produzierten

der immer mehr wurde

es stimmt doch daß wir

all die ansammlungen

von schrott all die lügen

wieder loswerden wollten

daß nannten sie dann

narretei

aber wer war es eigentlich

der es so nannte

und mit welchem recht

aus welchem grund

wer ist hier überhaupt wirklich

der narr nein beruhigt euch

ihr habt ganz bestimmt nicht

die liebenswürdigkeit die ruhe

die freundlichkeit des doiftrottels

die wahrheit des narren

seine traurigkeit

sein wissen

über euch

das er nicht sagen kann

weil ihr ihm keine worte gegeben habt

weil er so allein ist

nein das alles habt ihr nicht

ihr habt schulbücher

ihr habt macht

ihr habt ansammlungen

von schrott

himalayamäßigen schwachsinn

der doch eines trages

in sich zusammenfallen wird

weil es zuviel wird

oder ihr auf narren hört

 

 

einmal held sein

einmal wirklich in der welt sein

einmal stehen bleiben

und es tun es sagen

mit all den geschäften drumherum

die regeln brechen

 

 

das ziel die vorstellung daß man

es sich von der seele schreiben kann

daß man alles sagen kann und muß

daß man dazu noch die zeit hat

daß da etwas ist das

wenn man draufkommt

irgendetwas geschieht

vielleicht eine erlösung

(all die kleinen gedanken

all die erinnerungen

auflösen

und vergessen)

vielleicht ein wohlbefinden

mit all den dingen

die man schreibt

 

 

du klügeltest ein system aus

doch als es fertig war

was nie fertig wird

standest du daneben

seltsam unbeteiligt

das war es jetzt gewesen

und ich steh daneben

noch immer und ganz einfach

der kleine junge

der nichts wußte

nichts fühlte

dessen ganze welt

ganze liebe

zu vater mutter

im kopf steckenblieb

eine spur hinterließ

riesig groß

umfassend

vollkommen

 

 

wie stolz arrogant und gelassen

sie sich von den nazis distanzierten

nein diese zeit war noch nicht da

man mußte kein nazi sein

um die absurdität zu begreifen

jemanden zu kritisieren

sich über leute lustig zu machen

die schmuddelkinder

die in den gefängnissen saßen

von frigiden richterinnen vernichtet

auch ihr stimmtet ein

in den chor der antifaschisten

aus feigheit und angst

dann sagt lieber gar nichts

 

 

wie drollig es ist

wie alles was nur ein fünkchen leben hat

faschismus war

ich wär gern einmal für paar séancen

der psychiater von jutta ditfurth

gern einmal in der geisterbahn

wie lustig es doch ist die gespenster

in der männergruppe “der antisemit in mir” zu sehen

kurz mal abzutauchen unter die glocke

eines plenums für...

eines bundesparteitages der grünen

eines workshops für völkerfreundschaft

auch mal die luft anhalten

ohne weltrekordambitionen

jetzt einmal ganz entspannt

durchs gruselkabinett zu gehen