nationale Anarchie >

Initiative
Neue
Anarchie

Kultur
Feste

Idrian: Öko-Touris im nationalen Party-Wahn

ruhe... untrübliche ruhe...

der blick auf’s meer schweift weit... zu weit, als ich zu schätzen in der lage bin... in der luft ein leichter hauch von campingkocherbenzin... im herzen leere... das wetter will es so... zwingt quasi zur tristesse.

in den kurzen pausen zwischen regengüssen wie aus gießkannen und regengüssen wie aus wassereimern besticht es durch ruhe... windstille... weite... das meer so blau... so blau das meer... und es scheint, als hätten sich die basken mit ihrem absonderlichen lebensrythmus den gezeiten gebäugt... denn auch dieser ist von einer wenn auch unterschwelligen, so doch allgegenwärtigen ruhe geprägt... trankilo... oder so... und die ladenöffnungszeiten stehen dafür exemplarisch... von 9 bis 13 uhr is offen... dann erstmal pause bis 17 uhr... und dann noch mal bis 20.30 ...  aber das auch nur, wenn dem nichts im wege steht... und das will wohl abgewogen sein... denn wer dachte, die bayern hätten viele feiertage, der kennt die basken nicht. fast kaum eine woche scheint hier ohne feiertag zu vergehen... sonnabend und sonntag natürlich exklusive... versteht sich... nee mal im ernst... jede zweite woche gibt’s garantiert nen feiertag... wofür ein wahres heer von heiligen verantwortlich gezeichnet wird... sangt johan und sangt antonius... santa domingo und san sebastian... nen sangt georg gibt’s hier auch... und wer weiß, wen’s da noch so alles heiliges gibt... und wenn mal kein heiliger zur hand ist, dann wird halt trotzdem gefeiert... und wieso auch nicht? als ginge es darum, den gemeindeutschen touristen bei seiner ankunft im baskenland zunächst mit einem überangebot kultureller darbietungen zu erschlagen... ja, ja... immer auf die deutschen. in jedem zweiten baskendorf finden spätabendliche „fiestas“... sprich spätabendliche gemeinschaftsbesäufnisse zu lautstarker musik statt... und selbst dem kulturinteressiertesten dürfte es nicht möglich sein, sie alle zu besuchen... einen grund zum feiern gibt’s hier nämlich immer... und noch die noch so kleine dorfgemeinschaft findet ihn... dessen kann man sicher sein... auch wenn sie nur aus drei hütten besteht... und auch wenn’s kein guter ist... grund ist schließlich grund... darin ist man sich hier einig... wie in so vielem... weßhalb man sich dann auch... wenn alles nicht zieht... kurzerhnd selber grund genug ist... dann wird halt für’s einig baskenland gefeiert... mal zu punk und mal zu ska... mal zu dethmetal, ragga oder baskischer volklore... und so hat sich denn auch ein regelrechter kultur-tourismus entwickelt... der alljährlich feierwütige deutsche fernab der sonnigen südstrände spaniens ins verregnete baskenland treibt... daß diese allergrößtenteils öko, antifa bis linken verhältnissen entspringen... die veranstaltungen dem hingegen aber allesamt künstler präsentieren, die sich mit patriotisch-nationalen baskenkreisen solidarisieren, scheint dabei niemanden ernsthaft zu stören. die basken zeigen keinerlei „ausländerfeindlichkeiten“ im brandenburgischen sinne und erscheinen überaus hilfsbereit und freundlich... abgesehen von ihrem omnipräsenten nationalstolz wirken sie mehrheitlich liberal bis links, von der lebensart gut gelaunt und kinderfreundlich. das thema nationalismus wird unter der gedreadlockten, tätowierten, gepiercten, haargefärbten, zerzuselt und zerzausten, schlabberlook bis öko-linksschick tragenden, zeitungs und bücherlesenden, dauerhaft pikiert aber 150% pc wirkenden urlaueberInnenschaar nicht bis nicht in meiner gegenwart thematisiert... alle die ich traf machten den eindruck, als stünden sie nicht nur über den dingen und über mir... sondern auch himmelweit über sich selbst... was mir den zugang zu ihnen wie zur materie nicht gerade erleichterte. bomben detonieren in san sebastian... menschen sterben... in zerbombten autos wie im knast...baskenkampf im fernsehen und an häuserwänden... auf den straßen und in der kultur... ein hoch dem kulturtourismus... der sonne, dem wind und dem meer.