nationale Anarchie >

Initiative
Neue
Anarchie

Auseinander- und Zusammensetzung
(hier zurück zu den anderen A-&-Z-Kandidaten)

mit dem Pogo-Anarchismus:

(da ham wir einen typischen Pogo-Anarchisten:)

(hier steht, was ein pogo-anarchist so denkt:)

(und sonst so treibt:)

(hier noch mehr pogo-anarchistisches:)

Karl Nagel

(hier nun, was einem nationen-anarchisten zu einem pogo-anarchisten so einfällt:)

peter töpfer: gedanken zu dem mann karl nagel und drüber hinaus

(Vorrede: Entschuldigung, lieber leser, dieser text ist etwas durcheinandergeraten, alles ist irgendwie zu fragmenten geworden, die nicht unbedingt an der richtigen stelle stehen... Hat irgend was punk-mäßiges; ihr wißt ja: die ausgeschnittenen bUchstAben und wörter, wie sie so zusammengewürfelt oder -stückelt werden... Da habe ich zum beispiel gerade ein solches fragment in der zwischenablage, wo ich nich weiß, wohin damit: „Andere reagieren auf die ihnen begegnete bedrohung anders. Manche resignieren endgültig, andere halb, wieder andere rebellisch. Einige wollen sich nicht der sinnlosigkeit hingeben, wollen die sinnlosigkeit partout nicht ertragen. Diese suchen die sinnlichkeit, den sog. kick. Sie brauchen die konfrontation, sie brauchen die wilde gewalt. Das sind die extremsportler wie z.b. holligans oder antifas.“ Du wirst schon merken, wo’s am besten hinpaßt. )

„Karl Nagel ist ein Perfektionist. Er will immer alles schon selbst gesagt haben, was andere über ihn sagen und kritisieren könnten. Das ist ein tenor seiner texte. Perfektionismus ist anstrengend. Bloß nicht anstecken lassen!“

: Lieber karl, das wäre ein möglicher Einstieg in einen Text über Dich, den ich ja eigentlich schreiben wollte, den ich dir „versprochen“ habe. Selbst dran schuld. Das vorhaben lag immer etwas schwer in meinem hinterkopf, und heute wollte ich es endlich mal loswerden: entweder es tun oder es einfach vergessen, beseite legen, abhaken, frei werden davon.

Ein anderer einstieg in den text hätte ungefähr so ausgesehen:

„Karl Nagel ist ein kämpfer gegen verdinglichung, entfremdung, korruption, korrumpiertheit, für echtheit, authentizität, eigenheit, wahrheit usw. Was heißt ‚kämpfer’? Quatsch! Karl ist einfach so.“

Oder:

„Sich karl nagel zu nähern, ihm gerecht werden, das bild zu entwerfen, das man von ihm hat, ist nicht leicht, weil karl nagel ein multidimensionales wesen ist. Nun habe ich keinen großen bock, die dimensionen eines anderes menschen nachzuvollziehen, weil ich dazu viel zu faul bin und lieber in meiner einzigen, einigen, eigenen Dimension bleibe, weil ich die am geilsten finde, weil ich die schnauze voll habe von allen möglichen dimensionen, von theorien und metatheorien. Aber irgendwie ist man seelenverwandt und will mal den anderen würdigen, auch in so einer art solidarität zeigen, daß man den anderen versteht, daß man ihn in seiner multidimensionalität wahrnimmt, in seiner ganzheit, bevor man wieder ganz schnell zurücksinkt in seine eigene eindimensionalität, die man eben am ende doch besser findet. Karl nagel ist sympathisch, sogar sehr sympathisch in dem, was er so treibt; karl nagel ist amüsant, hat und macht spaß. Karl ist ein wilder (egal, ob er mehr am monitor rumhängt). Und nur die wildheit gibt uns die antwort auf all unsere malässen. Alles, was nicht wild ist, ist scheiße. Wild sein kann auch entspannen heißen, total entspannen, nach dem sex wie libellen aneinanderkleben bleiben und die welt herum vergessen...

Und doch ist er wie ein kleines kind, wie er eben doch der kämpfer ist, auch wenn er zu eigen ist, zu selbstbewußt, das nicht all zu ernst zu nehmen, das zu reflektieren, es selbst zu sagen, bevor es andere sagen, was wieder eine macke ist: den wind der kritik aus den segeln zu nehmen. Es müssen irgendwelche schuldgefühle in ihm verblieben sein bei aller revolte. Die revolte ist im grunde nichts als das ausagieren von schuldgefühlen.

Kämpfen ist ermüdend. Mit karls kampf will ich nicht viel zu tun haben, weil kampf viel zu anstrengend ist. Arbeit ist scheiße, kampf ist auch scheiße. Mein verbündeter ist karl als wilder, verrückter und fließender, nicht als kämpfer, etwa wenn er seine tage kriegt..., obwohl... lustich warn die schon... “Kampf der welten”...

Karl nervt auf eine sehr sympathische art... Ist man vielleicht doch nur zu verklemmt, wenn man sich genervt fühlt? Man will sich weiter einlassen auf ihn?..., ihm folgen?... Man läßt sich gern ein auf ihn, läßt sich von ihm anstecken, nervt auch mal ordentlich mit... Nun, ein hin & her... mitmachen, abgrenzen... freiheit und verantwortung, das alte spiel...

Was an karl auch so geil ist, ist der spielerische umgang mit seinen eigenen macken, und wie er plötzlich macke macke und ironie ironie sein läßt und sich dem ernst des lebens zuwendet, zum manne wird, ohne sich zu verkaufen, ohne sich aufzugeben. Karl weiß, daß seine-macken-aufgeben nicht heißt, sich selbst aufzugeben. Im gegenteil: sich zu finden.

Karl kommt in die jahre, will endlich mal ernst machen, will auch etwas geld verdienen für sein ganz eigenes, privates glück. Hat die schnauze voll von seinen macken. Ich wünsche ihm alles gute dafür und daß alles klappt.”

Was ist überhaupt „verdinglichung“? Was ist es, wogegen karl am rabiatesten wettert?

Irgendwann kommt der mensch in die situation, wo er etwas machen muß, was er eigentlich nicht will, wo er einem zwang gehorchen muß, wo er etwas sein muß, das er eigentlich gar nicht ist. Dieses „muß“, dieser zwang scheint stärker als alles andere zu sein, es ist ein Muß; ein zwang ist nur dann ein zwang, wenn es keine andere möglichkeit mehr gibt, wenn man sich selbst oder ein stück von sich aufgeben muß. Es geht um leben oder tod, ums überleben. Der zwang und die notwendigkeit bringt es mit sich, daß die meisten menschen diesen zwang vergessen, daß sie verdrängen, daß sie eigentlich dieses gewisse Etwas eigentlich gar nicht sind bzw. sein wollen. Das ist zwangsläufig so. Das wahre Selbst rutscht runter ins Unbewußte. Vielleicht bewahren sich sich noch eine erinnerung auf, ja mitunter wissen sie in ihrem inneren genau um ihre existenz bescheid, aber „das ist nun mal so“, „das geht allen so“, „anders geht es nicht“..., und spannen sich wieder schön in ihre – verdinglichung ein: Sie spielen das ding, das sie zu spielen gelernt haben, die rolle, die von ihnen abverlangt wurde, zu der sie sich zwangsweise haben abrichten lassen, unfreiwillig. Wenn sie brav diese rolle spielen, werden sie belohnt: sie bekommen etwas dafür: im grunde bekommen sie ihr leben dafür: man erläßt ihnen das leben, sie können überleben. Und ein weiterer lohn besteht in der hilfe, die die erwachsenenwelt dem jugendlichen bei der errichtung seines falschen selbstes großzügig gewährt. Diese pseudo-liebe ist besonders fies  und giftig: sie gibt einem die illusion, gut zu funktionieren. Man paßt sich an an die millionen anderer selbstaufgeber, an die riesengroße selbstverarsche und entwickelt sogar einen gewissen stolz darauf: ich bin was, ich habs zu was gebracht, ich kann mitreden, ich stelle was dar. Das ist die eigentliche große korruption, die unsere ganze welt durchseucht: die menschen verkaufen sich; sie sind korrupt. Korruptheit und selbstaufgabe ist eins. Wenn der mensch sich nicht anpaßt, wenn er keine rolle wird, keine marionette, dann kann er nicht überleben. Unsere welt ist so eingerichtet, daß alles auf selbstaufgabe basiert. Du mußt dich verkaufen, du mußt dich aufgeben, du mußt dinge tun, die dir nicht passen. Alles, was du darfst, ist, dir diesen umstand schönzureden. Karl nagel gehört nicht zu diesen menschen. Er weiß darum, und er ist nicht bereit, dies zu akzeptieren. Der lohn des sich-fügens ist das leben selbst, das überleben. Aber welches überleben? Denn auf der strecke bei dieser selbstaufgabe bleibt andererseits wieder... - das leben, und zwar diesmal das eigentliche leben. Denn was bei der selbstverleugnung übrig bleibt, das kann wohl eben doch nur schlecht als das leben bezeichnet werden. Gerade mal als pseudo-leben. Man glaubt, sich das leben zu retten, indem man es abtötet... Wahres ich, wahres selbst und leben ist eins. Abtötung des wahren selbstes tötet das leben in mir. Und das alles führt zu einer riesigen sinnlosigkeit. „Das leben“, das ja nun keins mehr ist, hat tatsächlich keinen sinn mehr. Der sinn ist die sinnlichkeit, ist das spüren und empfinden meiner selbst und des lebens, der welt, denn ich bin ja auch bloß eine blase, die mit leben ausgefüllt ist. Wahres selbst und leben und welt und sinn ist alles eins.

Punk nun ist eine reaktion auf die abrichtung, auf den druck von außen, auf die erwachsenenwelt, die mich zwingen will, etwas zu sein und etwas zu werden, was ich nicht bin und womit ich nichts zu tun haben will. Man will aus mir ein ding machen, ein braver schüler, ein fleißiger student, ein guter arbeiter..., man will, daß ich die ganzen sprüche genau so maschinell ableiere, wie sie mir irgendwelche typen oder die medien vorkauen. Punk sagt: “Halt mal!” Punk ist die rückkehr des sinnes, der sinnlichkeit.

Punk ist natürlich nur ein bestimmter ausdruck der zurück-kehren-wollens zu urspünglichkeit. Es gibt andere wege, je nach schicksal und biographie, je nach dem, was einem geschehen ist, wie einer abgerichtet, wie einer überhaupt deformiert worden ist oder werden sollte, wie weit er sich eine autonomie bewahrt hat, wie schlimm die dressur gewesen ist, wie weit die verdinglichung vorangeschritten war, mit welchen mitteln sie betrieben wurde usw. Der punker lebt in seiner welt, die er aufgrund seiner erfahrungen für die welt hält. Daß die welt natürlich eine ganz andere ist und daß der punker sich auch eine rolle aufbaut und sich von der welt abschneidet, spielt erst mal keine rolle. Die zwänge, denen er in seiner kindheit ausgesetzt gewesen ist, waren lebensbedrohlich: alles reduzierte sich auf die bestimmte und konkrete lage des betreffenden und seiner familie, seines sozialen bezuges. Diese bestimmte lage nimmt seine ganze wahrnehmung ein; er muß sich ganz dieser lage widmen, sich auf sie einstellen. Es herrscht krieg. Und er hat keinen blick mehr für den rest der welt und für die anderen möglichkeiten, die ihm das leben, ohne den spezifischen zwang, gewährt (hätte). Er wird für die welt blind. Und natürlich auch für sich, für seine eigene existenz und ihre mehrdimensionalität. Er kann die welt nur noch mit den augen sehen, die er verpaßt bekommen hat: die augen hatten nur blicke für die bedrohliche lage, mußten sich auf die bedrohung konzentrieren. Das macht, daß der punker (wie jeder andere deformierte) am ende die welt als das wahrnimmt, das sie eigentlich nur für ihn speziell, in seiner besonderen situation, (gewesen) ist.

Unmerklich erst, aber dann doch zusehends verdinglicht sich der rebellische mensch doch wieder: er wird nun zum punk. Er übernimmt nun doch eine rolle, zwar nicht gerade die, die sich seine eltern von ihm erhofft hatten, aber nach einer gewissen zeit spürt er: der punk, den ich mimen muß, ist eine rolle, und rollen können sehr anstrengend sein...

Er ist gefangen in die für ihn einzig vorstellbare welt: seine erfahrung hat ihn tief geprägt. Und so sind eben nur punks die einzig aufrechten... Oder nazis... Alle sind die wahrhaft aufrechten! Alle anderen sind schleimer. Aber er irrt natürlich: anderen geht es in ihrem konflikt zwischen selbst und falschem selbst, zwischen unverdinglichtheit und rolle ganz ähnlich. Dieser konflikt ist bei ihnen eben anderes geartet, anders gelagert, und drückt sich entsprechend anders aus. Im grunde ähneln sie sich alle: in diesem allgemeinen schicksal sind all the kids united.

Wenn alles ware ist, auch punk, dann ist aber auch in allen waren das wahre leben!, dann steckt in jeder ware die echtheit, die ehrlichkeit, die ursprünglichkeit. Dann sind die bee gees und wolle petri und bärbel streusand genau so authentisch, ja noch viel authentischer als punk, jenachdem für wen... Aber zu behaupten, nur ausgerechnet punk sei keine ware, ist schon sehr kindisch. Und ewig-gestrige, ewige kinder können ganz schön langweilig sein...

Das alles weiß karl nagel natürlich... Ich sags ja nur mal so...

Na gut, okay, vielleicht gehört bärbel eben doch eher zu der fraktion, die ordentlich sand in die augen verteilt... Nö, sehe ich eigentlich nich so. Ich höre mir ihr lied “woman in love” an und finde’s eben geil, oder schön... Mehr is nich. Wie arm so gesehen doch punk!...

Irgendwann wundert man sich vielleicht mal kurz, wie es kommt, daß es im kapitalismus noch true emotions gibt..., aber dann sagt man sich: na klar, was denn sonst? Gerade die emotions sind es doch, die gekauft werden! Nur so konnte ja aus punk ein so großer kommerzieller erfolg, the great swindle, werden. Und dann ist die marktlücke gefunden, dann wird sie bedient, und die emotions verschwinden wieder, und es gibt die nächste welle, die wieder „ehrlicher“ ist: ein ständiges kommen & gehen, every wave is new until it breaks, wie neil young singt.

Karl dachte, wie andere punkrocker, eine zeitlang, als der punk zum kommerz wurde, daß er auch auf die nächste wave springen müsse, die da hardcore hieß. Inzwischen hat er wohl die ganze chose durchschaut.

Eigentlich irgendwie ganz putzig, der kapitalismus... niedlich anzuschauen, dieses theater.

Aber, verglichen mit der ewigen wiederkehr des gleichen in den primitiven gesellschaften (“oh wie langweilig!”...), dann eben doch ein recht oberflächliches geschehen...

Und was ich auch sagen will: Laßt uns aufhören, gegen windmühlen zu kämpfen! Unsere wut wird aus der vergangheit gespeist. Die vergangenheit ist aber vorbei, es ist sozusagen eine vollendete vergangenheit. Was war es denn, weswegen wir uns die haare rasiert oder den iro stehen lassen haben? Da waren wir doch kinder. Keine kindereien mehr! Laßt uns jetzt langsam zum angenehmen teil der veranstaltung übergehen. Und glaubt mir: es gibt ein leben jenseits der lüge und des kapitalismus!

Nur mut, die haare wieder wachsen zu lassen, wenn es dir zu affig ist oder dir die pflege der glatze oder des iros zu mühselig und aufwendig wird, lieber punk oder skin!

„Verrat“? – Ach was! Dann ist die glatze und der iro auch „verrat“.

Ich wiederhole: weil alles ware ist, alles zur ware wird im kapitalismus, ist in allem, also in jeder ware auch das wahre drin, die nicht-ware. Ist das nicht überaus intelligent von mir? Na gut, ein anderer großer karl (nämlich marx, der “frühe”) hat das bestimmt schon mal besser gesagt. Marx war ja anfangs ordentlich an sachen wie verdinglichung und entfremdung dran und am individuum. Dann hat er ja einen sinnlosen kampf mit stirner aufgenommen (“Sankt Max”), anstatt ihm recht zu geben, und seinen komischen “dialektischen materialismus” entwickelt.

Daß alles ware ist und daß in jeder ware auch das wahre steckt, damit muß nun jeder selber zurechtkommen. In dieser situation ist jeder, wie immer, selbst für sich und seine freiheit oder was auch immer verantwortlich. So einfach ist das.

Karl hat all das längst begriffen...

Und selbstverständlich gibt es dann die schlauen hunde, die sogar die neue, die punk-verdinglichung, die anti-aber-eben-trotzdem-rolle, die demonstrative ich-bin-nicht-zu-kaufen-haltung... – verkaufen, klar, aus ihr ein geschäft machen. Ja warum denn eigentlich auch nicht? Kommerzpunk! Na logo! Alles ist käuflich, und alles muß bezahlt werden im kapitalismus. Keiner von uns kann daran vorbeigehen. Wenn die punk-konsumenten so dumm sind!... - Mein egoismus ist ihre heilung...  Drollig kann das dann schon manchmal aussehen, wenn man z.b. an die hosen denkt... Aber es ist okay! Never mind the hosen... Also paß auf, daß ich nicht auch dir demnächst das geld aus der tasche ziehe mit ganz fiesen tricks, lieber leser...

Das ist sogar ehrlich, karl macht aus diesen umständen nie ein geheimnis, er sagt es klipp & klar... und in dieser ehrlichkeit steckt eben doch etwas anderes als reine anpasserei an all die schweinereien dieser welt! Auch die hosen haben nie einen christian hehl aus ihrer korrumpierbarkeit gemacht - da sind dann doch wiederum die onkelz mit ihrer “aufrecht & standhaft”-macke unehrlicher.

Fakt ist eins: die kids sollen lernen. Die kids müssen – manchmal schmerzlich – erkennen, daß alles, also auch sie selbst, ware ist. Punk ist eben doch noch die beste erziehung zu freiheit & verantwortung... und damit eben doch ein weg in ein leben jenseits des kapitalismus und der verdinglichung...

Ach scheiß doch drauf, „kapitalismus“! (: ist das nich wieder schön doppeldeutig?...)

Wer darin „verrat“ sieht, hat keine ahnung, ist nur ein ganz besonders armer kerl, in seiner kleinen rolle gefangen, hat noch einen weiten weg vor sich...

Was will ich nun damit überhaupt sagen? Ich weiß es nicht, keine ahnung. Ich wollte eigentlch etwas zu oder über karl nagel sagen oder was mir alles dabei so einfällt.

Karl is great!