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Französischer Revisionismus
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Serge Thion: Warum es uns gibt

(Dieser Aufsatz erschien zuerst in Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik 1/1998)

Ein Gespenst geht um in der Welt: das Gespenst des Revisionismus. Unter all den Bedeutungen, die man dem Wort “Revisionismus” gegeben hat, handelt es sich bei den Revisionisten vor allem um diejenigen, die glauben beweisen zu können, daß es zur Nazizeit in deutschen Konzentrationslagern keine Massenvergasungen von Menschen gegeben hat (bzw. daß es sie doch gegeben hat). Wie viele andere Fachleute auch, sind sie im übrigen der Meinung, daß es keine endgültig festgelegte Zahl für die unbestreitbar beträchtlichen Verluste an Menschen, die die jüdischen Gemeinden im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges erleiden mußten, gibt. Die Revisionisten fordern, daß die üblichen Methoden der Geschichtsforschung auch auf die Ereignisse angewandt werden, die das Ende des Zweiten Weltkrieges herbeigeführt haben, denn diese bilden ein zentrales Element zum Verständnis der jüngsten Geschichte.

Der Revisionismus ist nicht politisch und verfolgt keine politischen Ziele.

Der Revisionismus ist die alltägliche Arbeit des Historikers. In ihm liegt der Unterschied zwischen Geschichtsschreibung und religiösen Dogmen. Im Dogma ist die Wahrheit ein für alle Male festgelegt und für echt befunden. Es gibt keinen Raum für Zweifel. Der menschliche Geist ist begierig nach Gewißheiten und findet seinen Trost in Dogmen, die in unserer Kultur schon seit langem untergebracht sind.

Die Geschichtsschreibung ist der Versuch, die Vergangenheit vom Standpunkt der Gegenwart aus zu verstehen. Wir möchten das, was vor zwanzig, fünfzig oder fünfhundert Jahren geschehen ist, verstehen und in unsere eigenen Worte fassen. Was unsere Vorgänger verstanden haben, ist nur ein Teil des Bildes. Wir glauben, im Lichte unseres eigenen Denkens und unter Zuhilfenahme von Dokumenten, die uns zur Verfügung stehen und die uns vielleicht eine neue Betrachtungsweise gestatten, die Ergebnisse der historischen Forschung vorausgegangener Generationen revidieren zu müssen: Unser Verständnis der Dinge ist im steten Wandel.

Das trifft auf die Art zu, wie wir Attila oder Julius Cäsar sehen; auch auf die italienische Renaissance oder die französische Revolution. Es ist unvermeidbar, daß dies eines Tages auch für die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und das große Leid, das dieser hervorgerufen hat, gelten wird.

Man findet unter den Revisionisten Menschen verschiedenster politischer Einstellung. Doch sie alle sind Opfer abgesprochener und organisierter physischer, intellektueller, gerichtlicher Verfolgung seitens all derer, die Israel unterstützen und die die politischen, finanziellen und militärischen Privilegien, die Israel aus einer parteiischen und bruchstückhaften, von den Revisionisten als irrig und täuschend betrachteten Sicht der Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges zieht, verteidigen. Deshalb entwickeln diejenigen, die zu Zielscheiben unmenschlicher Angriffe geworden sind, ein Gefühl der Solidarität und stellen ihre verschiedenen, äußerst divergierenden politischen Einstellungen hintan, um den bösartigen Verallgemeinerungen, der Dämonisierung durch einen die Medien kontrollierenden, diese zum Gehorsam gegenüber der Orthodoxie verpflichtenden Gegner, etwas entgegenzusetzen. Sie finden sich zusammen, um geltend zu machen, daß die Tatsachen von höchster Bedeutung sind und daß diese auf Grund von Methoden, wie sie in den verschiedensten Disziplinen der historischen Forschung Anwendung finden, festgestellt werden müssen. Die Interpretation der Tatsachen ist eine ganz andere, rein persönliche Angelegenheit, die mit dem Revisionismus selber nichts zu tun hat. Die Revisionisten als solche interessieren sich überhaupt nicht für Rassen und Rassismus, wie es eine erfinderische Propaganda glauben machen will. Sie kümmern sich nicht um Tabus, die von dieser oder jener Interessengruppe aufgestellt werden. Sie sind politisch unabhängig und ganz bestimmt nehmen sie es nicht hin, wenn irgendeine Wahrheit der Zensur irgendeiner politischen Macht oder irgendeiner Staatsräson unterworfen wird.

Das Gespenst nimmt Gestalt an. In der Presse und den politischen Kreise schwirrt es von Gerüchten und Wahnvorstellungen, wonach das Internetz zu einem mächtigen revisionistischen Komplott verkommen sei. Es ist heute wie schon vor zwanzig Jahren: Der Revisionismus ist nur in der Einbildung seiner Gegner mächtig; und zwar auf deren eigene Kosten. Wir sind nur ein paar Leute ohne Geld und ohne einflußreiche Beziehungen. Aber wir haben gearbeitet und wissen, wovon wir reden. Darin liegt unsere einzige Stärke, und in eine Welt, in der man sich in Lügen, Halbwahrheiten und den langweiligen Machwerken der Journaille suhlt, schlägt der Revisionismus voll ein.

Wir laden unsere Besucher zur Lektüre ein. Es gibt mehrere Arbeitssprachen, aber es fehlt an Leuten, die alles von einer in die andere Sprache bringen. (Freiwillige vor!...)

Diese Seite ist gerade neu eingerichtet worden (September 1996). Wie immer müssen wir gleichzeitig lernen und aufbauen.

Wir sind ein kulturelles Unternehmen, das zum Verständnis unserer Zeit beitragen will.

Zu diesem Zwecke werden wir an dieser Stelle mehrere Rubriken eröffnen, die Informationen und Überlegungen auf Gebieten enthalten, die uns, wenn nicht wichtiger als andere, so doch jedenfalls dringender erscheinen. Unsere Leser seien darauf hingewiesen, daß sie bestimmte Ideen, die hier unter der Verantwortung der ihre Texte zeichnenden Autoren erscheinen, überraschen, vielleicht schockieren oder sogar abstoßen könnten. Wenn es darum ginge, der herrschenden Ideologie Folge zu leisten, so wie es die meisten Intellektuellen tun, die sich aus dem allgemeinen Trog ernähren, wären die Dinge einfach. In den ausgerichteten Zeitungen gibt es genug krampfhaftes Herumgedruckse. Wer die Wahrheit sucht, muß bereit sein, bis auf die Knochen zu gehen, auch wenn es weh tut. Doch keiner wird gezwungen, sich an der Wahrheitssuche zu beteiligen. Wer es bequem haben will, soll ihr ferne bleiben. Niemand wird gezwungen, sich diesen Zugang zu öffnen... Wenn Sie es tun, ist es Ihr Risiko; keiner soll sich hinterher beschweren. Wie heißt es im Sprichwort?: “Nicht jede Wahrheit muß gesagt werden.” Wir interessieren uns hier ganz besonders für Dinge, die man nicht abends im Bett zum Einschlafen liest. Der Leser ist also gewarnt.

Wir sind gegen Verachtung, Haß, Gewalt und Schubladendenken; wir appellieren an die umfassende Achtung vor der menschlichen Person. Wir machen einen sehr deutlichen Unterschied zwischen den Individuen und dem, was sie glauben. Wir achten die realen Individuen, ihre konkrete Geschichte, ihr Unglück wie ihre Freude. Im Gegensatz dazu stellen die mehr oder weniger allgemeinen Ideen, der mehr oder weniger phantastische Glaube, die nicht nachprüfbaren Behauptungen und die zahllosen Erzeugnisse des Imaginären eine autonome Welt voller Gewalt und Konflikten dar, in der es am Respekt vor den anderen mangelt.

Die Kritik, der Gebrauch des Verstandes, die Tatsachenanalyse, die Dekonstruktion der mentalen Strukturen und das Sezieren der Denkgebäude sind legitime Instrumente dessen, der die Welt, in der er lebt, zu begreifen sucht. Die Menschheit produziert am laufenden Band aus dem Imaginären. Es stellen sich immer wieder Menschen der Aufgabe, die Grenzen, die das Reelle von diesen virtuellen Wucherungen trennt, zu ermitteln. Wir hoffen auf die Hilfe unserer Leser, auf Teilnehmer, die sich mit uns dieser schwierigen und immer wieder neu sich stellenden Aufgabe unterziehen wollen: Wir erwarten den entscheidenden Sisyphus.

Artikel 19 der Menschenrechte: “Jederman hat das Recht auf Freiheit der Meinung und der Meinungsäußerung; dieses Recht umfaßt die unbehinderte Meinungsfreiheit und die Freiheit, ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen Informationen und Gedankengut durch Mittel jeder Art sich zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben.” Vereinigte Nationen, 10. Dezember 1948.

Article 19: “Everyone has the right to freedom of opinion and expression; this right includes freedom to hold opinions without interference and to seek, receive and impart information and ideas through any media and regardless of frontiers.” The Universal Declaration of Human Rights, adopted by the United Nations General Assembly on December 10, 1948,

Article 19: “Tout individu a droit à la liberté d’opinion et d’expression, ce qui implique le droit de ne pas être inquiété pour ses opinions et celui de chercher, de recevoir et de répandre, sans considération de frontière, les informations et les idées par quelque moyen d’expression que ce soit.” Déclaration internationale des droits de l’homme, adoptée par l’Assemblée générale de l’ONU à Paris, le 10 décembre 1948

Besuchen Sie uns: AAARGH – Association des Anciens Amateurs de Récits de Guerre et d’Holocauste (Verein der langjährigen Liebhaber von Kriegs- und Holokaust-Erzählungen): http://vho.org/aaargh/

Übersetzung: Peter Töpfer

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