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Französischer Revisionismus
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Serge Thion: Anmerkung zum Verbot des Buches von Vincent Reynouard

(Dieser Aufsatz erschien auf deutsch zuerst in Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik 1/1998)

Die neuerliche Oradour-Affäre ist für uns von keinem besonderen Interesse. Sie ist in unseren Augen vor allem für das Unvermögen charakteristisch, die Vergangenheit einigermaßen objektiv zu betrachten. Es ist offensichtlich, daß von beiden Seiten, der deutschen Armee wie auch den Widerständlern, Grausamkeiten begangen worden sind. Aber weder in Frankreich noch in Deutschland erlaubt es die raison d’État, dieser sehr einfachen und schlichten Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Jeder kennt sie, jeder weiß um diese, aber öffentlich darf es nicht gesagt werden. Das vorliegende Buch, über dessen Verdienste wir keinerlei Urteil abgeben, vertritt die Sichtweise der deutschen Offiziere. Die französischen Behörden meinen, dies nicht tolerieren zu können. Das Buch Otto Weidingers zu diesem Gegenstand ist in Frankreich verboten worden (ausländische Druckerzeugnisse, die die Gesetze verletzen – man kennt es ja...) Am außergewöhnlichsten ist jedoch, daß dieses Verbot zweimal Wirkung erlangt hat: einmal für das Buch Weidingers selbst, und ein zweites Mal im Sommer 1997, um das Buch Vincent Reynouards über Oradour zu verbieten. Das Innenministerium behauptet einfach, daß Buch Reynouards “griffe das Buch Weidingers wieder auf” (was erkennbar falsch ist) und fiele dadurch unter den Verbotserlaß bezüglich des letzteren. Vermutlich hat ein Satz auf Seite 34 Anlaß zur Beanstandung ergeben, in welchem der Autor (oder ein anderer Autor, den er zitiert; leider gibt das Schriftbild darüber keinen genauen Aufschluß) schreibt, der Anführer der Widerständler von Cheyssous (in der Nähe von Limoges) mit dem Namen Guingouin sei ein Massenmörder gewesen, der die Hinrichtung zahlreicher deutscher Gefangener befohlen habe. Nun war Guingouin, der kürzlich verstarb, eine Symbolfigur des Widerstands: Er galt als der “Befreier von Limoges”, einer Stadt, in der er mit Unterstützung der Kommunistischen Partei über Jahrzehnte großen Einfluß ausübte. Seine fanatische Unnachgiebigkeit und seine Neigung zur Gewalt waren bekannt, doch er hatte es verstanden, die Welt der Politik dermaßen geschickt unter Druck zu setzen, daß seine Rolle niemals unparteiisch untersucht werden konnte. Dieser Mann war von genau dem Schlag, aus dem unter den entsprechenden Umständen Leute wie Stalin oder Pol Pot werden. Er herrscht noch über seinen Tod hinaus: Immer noch werden Bücher verboten, die nur einen Fehler haben: bezüglich der Rolle von Widerstandskämpfern in Zentral- und Westfrankreich Fragen zu stellen. Wir von der AAARGH erklären: Man kann kein Buch verbieten, ohne sich lächerlich zu machen und ohne die Verachtung zukünftiger Generationen auf sich zu ziehen. Um diesem Schicksal zu entgehen und um unser Gewissen rein zu halten, werden wir das Buch Weidingers auf deutsch und auf französisch ins Netz setzen und dazu das Buch Vincent Reynouards, was wir wahrscheinlich unterlassen hätten, zwängen uns die krypto-stalinistischen Verbote nicht dazu. Die Leser – für uns ein für alle Male frei und verantwortlich für das, was sie tun – werden selbst urteilen, ohne die furchtbare geistige Enge ertragen zu müssen, die in den verschiedenen offiziellen Kreisen – welcher politischen Couleur auch immer – herrscht. Ein Punkt bleibt, der uns eine Überlegung wert ist. In der deutschen Fassung der Gesetze und Gebräuche, wie sie 1907 in der Hager Landkriegsordnung festgelegt worden sind, sind in Artikel 23 verschiedene Verbote aufgezählt (drittes Kapitel: Kranke und Verletzte). Das Verbot d) betrifft das Verbot der “Erklärung, daß kein Pardon gegeben wird”. Seltsamerweise fehlt dieses Verbot in der französischen Fassung. Es wäre vielleicht von Nutzen, hier genauere Forschungen anzustellen, sieht es doch danach aus, daß eine der ersten großen humanitären Konventionen des Völkerrechts aus der systematischen Ablehnung des Pardons ein Verbrechen macht. Unübersehbar ist auch, daß die Zahl derer, die sich des erwähnten Verbrechen schuldig gemacht haben, im steten Wachstum begriffen ist – manche brüsten sich sogar damit, unerbittlich zu sein –, während die Bestrafung auf sich warten läßt. Weidingers Buch, wahrscheinlich 1985 veröffentlicht, enthält keinen Hinweis auf Verlag, Erscheinungsdatum, Copyright oder Druckerei. Es ist höchstwahrscheinlich von einem Deutschen ins Französische übersetzt worden. Wir haben die gröbsten Rechtschreibfehler korrigiert, die Germanismen aber belassen. Wer Weidingers Ausführungen kennenlernen will, sollte sich den Text des Originals beschaffen.

 

Anmerkungen:

 Association des Anciens Amateurs de Récits de Guerre et d’Holocauste (Verein der langjährigen Liebhaber von Kriegs- und Holokaust-Erzählungen)

2 Reynouard, Vincent: Die Wahrheit über Oradour, Druffel 1999

3 Auf deutsch ist von Otto Weidinger unverändert lieferbar: Division das Reich im Bild, Band 6, 288 S., 640 Abb. Leinen 59,50 DM – VdF - Buchdienst. Anm. NA: Inzwischen ebenfalls lieferbar: Weidinger, Otto: Tulle und Oradour, Nation Europa 1999, ISBN 3-920677-41-2

Übersetzung: Peter Töpfer

http://vho.org/aaargh/

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